Veganer Fleischersatz „Ungesund bis tödlich“: Kritik von Ernährungsmediziner

Mit harschen Worten äußert sich Mediziner Dr. Matthias Riedl über veganen Fleischersatz. Die hoch verarbeiteten Produkte seien höchst ungesund. Vegane Ernährungswissenschaftler widersprechen.
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Stein des Anstoßes: veganer Fleischersatz (Symbolbild).Foto: iStock
Von 29. März 2023

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Dicke Luft herrscht zurzeit zwischen dem bekannten Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl und Lebensmittelherstellern wie der Rügenwalder Mühle. Grund dafür sind jüngste Aussagen des Mediziners über die Qualität von veganem Fleischersatz.

Für immer mehr Deutsche werden entsprechende Produkte zum festen Bestandteil ihrer Ernährung. Ob als Abwechslung, Fastenprodukt oder Ausdruck eines veganen Lebensstils: Allensbach zufolge essen rund 1,58 Millionen Menschen im Land vegan. Wie die „Kreiszeitung“ berichtet, sind das doppelt so viele Personen wie noch vor sechs Jahren.

„Veganer Fleischersatz enthält hohen Salzanteil und Phosphate“

Riedl sieht diese Entwicklung jedoch nicht nur als begrüßenswert. Vor allem vegane Fleischersatzprodukte sind ihm ein Ärgernis. Die meisten von ihnen seien „rein chemisch und nichts anderes als ultrahochverarbeitete Fertigprodukte“, äußerte er gegenüber RTL. Er fügte hinzu:

Dieser Hype nach Ersatzprodukten ist ungesund bis tödlich, hat nichts mit gesunder Ernährung zu tun – und wird dann auch noch total überteuert verkauft.“

Unter Berufung auf zwei Studien aus den USA bringt er die Produkte mit diversen Gesundheitsrisiken in Verbindung. Viele dieser Erzeugnisse hätten einen Salzgehalt von mehr als einem Prozent. Dies erhöhe das Schlaganfallrisiko.

Auch Phosphate, die sich in Schnitzelersatz fänden, seien problematisch. Sie begünstigten Hautalterung und schädigten die Muskeln, dazu steigerten sie auch das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Osteoporose.

Rittenau: „Es fehlt an adäquater Nährstoffanreicherung“

Als „hochpolemisch und teilweise schlicht falsch“ bezeichnet die Rügenwalder Mühle die Aussagen Riedls. Sprecherin Claudia Hauschild wies darauf hin, dass die veganen Produkte „sowohl beim Salz- und Fettanteil als auch bei den Ballaststoffen“ besser abschnitten als Fleisch.

Vegan-Influencer Phillip Steuer äußerte, die von dem Ernährungsmediziner zitierten Studien lieferten keine Beweise für die konkrete Schädlichkeit der angesprochenen Produkte. Mineralölrückstände, von denen die Rede sei, seien ein allgemeines Problem in der modernen Lebensmittelindustrie.

Ernährungswissenschaftler Nico Rittenau äußerte gegenüber RTL, es sei zwar zutreffend, dass veganer Fleischersatz in Deutschland zumeist schlechter sei als die Äquivalenzprodukte. Allerdings liege das nicht an einem „chemischen“ oder „hoch verarbeiteten“ Charakter. Vielmehr legten die Hersteller zu wenig Wert auf eine adäquate Nährstoffanreicherung im Produktionsprozess.

Nicht alle Ersatzprodukte sind stark verarbeitet

Auch andere Experten weisen darauf hin, dass einige vegane Fleischersatzprodukte stark verarbeitet seien. Um Geschmack und Textur von Fleisch möglichst adäquat wiederzugeben, verwende man oft auch Aromen, Konservierungsmittel und Texturierungsmittel.

Allerdings seien nicht alle fleischlosen Alternativprodukte gleich. Es gebe auch viele natürliche pflanzliche Lebensmittel, die als Ersatz für Fleisch und andere tierische Produkte dienen können. Zum Beispiel könnten Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, Tofu, Tempeh und Seitan als Quellen für Protein dienen. Diese finden schon jetzt in vielen pflanzlichen Gerichten Anwendung.

Die meisten Studien haben zudem gezeigt, dass eine überwiegend pflanzliche Ernährung mit moderatem Fleischkonsum mit vielen gesundheitlichen Vorteilen verbunden ist. Für den Konsumenten empfiehlt sich in jedem Fall, die Zutatenliste und Nährwertinformationen von verarbeiteten Lebensmitteln zu überprüfen.

US-Unternehmen setzt auf veganen Fleischersatz aus Pilzmyzel

Das US-Unternehmen „Meatie“ will zudem in Colorado eine ressourceneffiziente „Mega-Ranch“ im Bundesstaat Colorado schaffen. Das berichtet „web.de“. Mit seinen Produkten will der Anbieter auch auf die weitverbreitete Kritik an stark verarbeiteten Erzeugnissen reagieren. Zudem wolle man veganen Fleischersatz ohne hohen Salz-, Fett- und Zuckergehalt sowie Geschmacksverstärker bieten.

Als Alternative wolle man Lupinen, Grünkern oder Tempeh einsetzen. Zudem setze man auf einen pilzbasierten Fleischersatz, den man auch schwerpunktmäßig auf der Ranch züchten wolle. Man wolle das sogenannte Pilzmyzel verwenden – das sind die unterirdischen Bestandteile von Pilzen.

Die Züchtung von Pilzmyzel erfolge ohne den Einsatz von Pestiziden, Antibiotika oder anderen potenziell gesundheitsschädlichen Stoffen in großen Edelstahltanks. Nach der Ernte werde das faserige Produkt gewürzt und in die jeweilige Form gebracht. Die Gewinnung von Pilzmyzel sei zudem weniger flächenintensiv als Monokulturen für Soja und Weizen – oder für die Tierhaltung.



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