Leben ohne Social Media nicht vorstellbar
Der Sogwirkung sozialer Medien können sich Kinder und Jugendliche nur schwer entziehen. Mehr als 40 Prozent der Zehn- bis 18-Jährigen in Deutschland finden laut einer Umfrage für den Digitalverband Bitkom, dass sie zu viel Zeit mit Youtube, Tiktok, Instagram und Co. verbringen.
Doch nicht nur die Nutzungsdauer ist der am Dienstag in Berlin vorgestellten Erhebung zufolge hoch, auch das Problembewusstsein etwa beim Thema Datenschutz ist ausgeprägt.
Fast alle der Befragten im Alter zwischen zehn und 18 Jahren – nämlich 93 Prozent – gaben demnach an, soziale Medien zu nutzen. Ganz vorn lag laut Bitkom dabei die Videoplattform Youtube mit 87 Prozent, gefolgt von Instagram (53 Prozent), Snapchat (53 Prozent) und Tiktok (51 Prozent).
Genutzt werden die Angebote von der überwiegenden Mehrheit täglich: 83 Prozent der Social-Media-Nutzer im Alter zwischen zehn bis 18 Jahren sind laut Befragung täglich in den Netzwerken unterwegs, bei Jugendlichen im Alter ab 14 Jahren steigt die Quote auf 94 Prozent.
Je älter, desto länger scrollen sie
Im Schnitt verbringen Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren nach eigener Einschätzung täglich rund eineinhalb Stunden mit Social Media. Je älter die Jugendlichen sind, desto länger scrollen sie sich dabei durch die sozialen Netzwerke: Während es in der Gruppe der Zehn- und Elfjährigen täglich 51 Minuten sind, verbringen Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren schon durchschnittlich 134 Minuten täglich mit Sozialen Medien.
Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen zwischen zehn und 18 Jahren gab bei der Befragung an, sich ein Leben ohne Social Media nicht vorstellen zu können. 42 Prozent sagte laut Bitkom aber auch, dass sie mehr Zeit in sozialen Netzwerken verbringen, als sie eigentlich möchten. 24 Prozent haben nach eigenen Angaben Angst, etwas zu verpassen, wenn sie nicht in sozialen Netzwerken sind.
„Was junge Menschen in sozialen Netzwerken sehen und tun, beeinflusst sie auch in ihrer Persönlichkeitsbildung“, erklärte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst zu den Ergebnissen der repräsentativen Befragung. „Umso wichtiger ist es, Kinder und Jugendliche dort nicht allein zu lassen.“ Eltern sollten Kinder bei der Nutzung des Internets aktiv begleiten.
Die meisten meinen, ihre sozialen Netzwerke genau zu kennen
Auch unter Kindern und Jugendlichen gibt es indessen ein Bewusstsein etwa für Datenschutz. 76 Prozent der Befragten gaben an, dass sie wüssten, wie die Privatsphäre einstellt werde. 72 Prozent betonten, dass sie diese Einstellungen in ihrem meistgenutzten Netzwerk schon geändert hätten. „Die meisten Kinder und Jugendlichen meinen, ihre sozialen Netzwerke genau zu kennen“, erklärte Wintergerst. „Trotzdem sollten Eltern mit ihnen explizit über vernünftiges Online-Verhalten und die Bedeutung von Privatsphäre sprechen.“
Jugendschutzeinstellungen seien ein wichtiges Instrument, um Kinder und Jugendliche in einem geschützten Rahmen an das Internet heranzuführen, erklärte der Bitkom-Chef weiter. Doch das reiche nicht immer aus. Deshalb sei Aufklärung das wichtigste Instrument der Medienerziehung, fügte er an.
Denn nicht immer halten sich die minderjährigen Internetnutzer an die Altersgrenzen: Der Befragung zufolge haben schon 46 Prozent der Kinder und Jugendlichen schon einmal bewusst falsche Altersangaben gemacht, um etwa Angebote wie bestimmte Spiele oder Online-Shopping nutzen zu können.
16 Prozent — bereits beleidigt oder gemobbt worden
Auch die Schattenseiten des Internets wurden in der Studie thematisiert. 16 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen ab zehn Jahren gaben an, bereits online beleidigt oder gemobbt worden zu sein. Gleichzeitig werden die meisten Kinder und Jugendlichen aktiv, wenn etwas passiert ist. Nach einer negativen Erfahrung im Internet hat der Großteil (82 Prozent) der betroffenen Kinder und Jugendlichen etwas unternommen, so das Ergebnis.
„Es muss und kann uns gelingen, Kinder und Jugendliche im Internet stark zu machen“, erklärte Wintergerst. Eine entscheidende Rolle komme den Schulen zu. Medienkompetenz müsse in jeder Jahrgangsstufe vermittelt werden und fester Bestandteil der Aus- und Weiterbildung von Lehjr werden. (afp/red)
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