Studie offenbart erhebliche Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf Kinder
Die Wissenschaft ist sich einig, dass Kleinkinder Sprache nicht nur über das Gehör lernen, sondern Mundpartie und Mimik der sie umgebenden Personen intensiv beobachten. Das Gros der Experten geht davon aus, dass sich das Erlernen der Sprache verzögert, wenn Maskentragen zum Standard wird – vor allem bei Kindern, die viel Zeit in der Kita verbringen und Kindern mit Migrationshintergrund.
Unterdessen warnen Logopäden davor, dass die Kleinen schlechter kommunizieren lernen und in ihrem Verständnis weniger empathisch sein werden, wenn Mimik und Lachen der Erwachsenen fast ausschließlich hinter Masken verborgen bleiben. Die am 4. April veröffentlichte Studie „Education recovery in early years providers: spring 2022“, unterstreicht diese Sichtweise. Die Analyse wurde vom „Office for Standards in Education, Children’s Services and Skills“ erstellt, einer Behörde des britischen Bildungsministeriums, die regelmäßig Bildungseinrichtungen analysiert. Befragt wurde insbesondere das Personal von Erziehungs- und Bildungseinrichtungen.
Eines der zentralen Ergebnisse: Kinder vom Krabbelstubenalter bis zur Vorschule sind oft nicht fähig, Emotionen im Gesicht zu erkennen, sich sozial in Gruppen zu verhalten oder die Sprache mit altersgemäßem Vokabular zu erlernen. Sie sind von klein auf von Erwachsenen umgeben. Das für das Lernen der Sprache wichtige Beobachten der Lippen oder die klare akustische Sprachwahrnehmung sind durch die Masken jedoch gar nicht oder nur stark eingeschränkt möglich. Einige der befragten Einrichtungen berichten, dass die Verzögerungen in der Sprachentwicklung der Kinder dazu geführt haben, dass sie nicht so leicht Kontakte zu anderen Kindern knüpfen konnten, wie dies früher möglich gewesen wäre.
Auch ältere Kinder und Jugendliche sind betroffen
Weitere mögliche Folgen sind mangelnde soziale Kompetenzen, etwa beim Zuhören oder beim gemeinsamen Spielen. Einige Kindertagesstätten haben festgestellt, dass Kinder einen begrenzten Wortschatz haben oder sich nicht trauen zu sprechen. Babys wiederum hatten Probleme, auf einfache Gesichtsausdrücke zu reagieren, was die Studienautoren auf den reduzierten Kontakt und die Interaktion mit anderen während der Pandemie zurückführen. Auf lange Sicht führt dies laut Studie dazu, dass die Kleinen weniger Selbstbewusstsein entwickeln. Außerdem falle es ihnen schwer, in Gruppen zu agieren und Freundschaften zu schließen.
Auch die körperliche Entwicklung in dieser Altersgruppe wurde infolge der Maßnahmen beeinträchtigt. So zeigten einige Babys Beeinträchtigungen beim Krabbeln und Laufen lernen. Einige Einrichtungen berichteten, dass die Kinder in ihrer Selbstständigkeit und in ihren Fähigkeiten zur Selbstversorgung zurückgeblieben sind.
Ebenfalls problematisch: Während der Pandemie schickten deutlich weniger Eltern ihre Kinder in Kinderbetreuungseinrichtungen. Viele von ihnen stuft die Studie als besonders benachteiligt ein. Die Einrichtungen gaben an, dass die Eltern einiger dieser Kinder selbst keine Bildungschancen hatten und daher möglicherweise Schwierigkeiten hatten, den Nutzen einer Rückkehr ihrer Kinder in die frühkindliche Bildung zu erkennen.
Zu den Leidtragenden der Corona-Maßnahmen gehören auch ältere Kinder und Jugendliche. Sie haben mehr Zeit vor dem Bildschirm verbracht als vor der Pandemie und begonnen, mit Akzenten und Stimmen zu sprechen, die dem ähneln, was sie gesehen haben. In der persönlichen Interaktion zeigen sie sich häufig überfordert. Hinzu kommen seelische Probleme wie Depressionen, Ängste und Essstörungen.
Ihre Ergebnisse könnten nicht als repräsentativ angesehen werden, schränken die Autoren ein. Doch „insgesamt veranschaulichen sie aber den Einfluss auf das Lernen und die Herangehensweise der Betreuer.“
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