Genetische Varianten begünstigen schwere Infektionen bei Kindern

In vielen der eigentlich seltenen Fälle schwerer COVID-Verläufe bei Kindern hatten diese ein Multisystemisches Entzündungssyndrom (MIS-C) entwickelt. Eine Studie aus den Vereinigten Arabischen Emiraten bestätigt nun die These, dass dafür genetische Prädispositionen entscheidend seien.
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Kind auf der Intensivstation. (Symbolbild)Foto: iStock
Von 13. Juli 2022

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Wissenschaftler in Dubai haben genetische Faktoren identifiziert, die bei bestimmten Kindern ein höheres Risiko für eine potenziell tödliche Reaktion auf eine Infektion mit COVID-19 bergen können. Dies berichtet das in Abu Dhabi erscheinende Medium „The National“.

Im Fall des Multisystemischen Entzündungssyndroms (MIS) kann es zeitgleich zu Entzündungen in Organen wie Haut, Herz, Magen-Darm-Trakt, Schleimhäuten, Lunge, Leber und Nieren kommen. Die ersten Fälle in Verbindung mit dem Coronavirus wurden im April 2020 bei Kindern aus Frankreich, Italien und Großbritannien beobachtet.

Zur gegenständlichen Studie werteten Forscher die Daten von Dutzenden Kindern in Dubai und Jordanien aus, um festzustellen, welche genetischen Varianten die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass diese das Multisystemische Entzündungssyndrom bei Kindern (MIS-C) entwickeln.

Auch Ursache für Todesfälle bei Erwachsenen

Die Arbeit wurde von Wissenschaftlern der Mohammed Bin Rashid University of Medicine and Health Sciences und des Al Jalila Children’s Hospital, beide in Dubai, geleitet und im JAMA Open Network veröffentlicht. Die Durchführung der Studie wurde von der Al Jalila Foundation finanziert, die der Emir von Dubai und Vizepräsident der Vereinigten Arabischen Emirate, Mohammed bin Rashid, gegründet hatte.

Im Rahmen der Studie wurden die Gene, die klinischen Symptome und andere Faktoren von 45 arabischen und asiatischen Kindern analysiert, die an MIS-C erkrankt waren, und mit 25 Kindern verglichen, die ebenfalls COVID-19 hatten, aber kein MIS-C entwickelten.

Die Kinder wurden zwischen September 2020 und August 2021 im Al Jalila Children’s Specialty Hospital und im Jordan University Hospital behandelt.

Bei MIS-C handelt es sich um eine Überreaktion des Immunsystems, einen sogenannten Zytokinsturm, der mehrere Organe beeinträchtigen und zum Tod führen kann. Der Zytokinsturm wurde auch mit Todesfällen durch COVID-19 bei Erwachsenen in Verbindung gebracht.

Botenstoffe zum falschen Zeitpunkt freigesetzt

International zählt das Kinderkrankenhaus Boston zu den ersten Einrichtungen, die MIS-C erforscht haben. Dort wurde im September des Vorjahres eine Studie veröffentlicht, in der genetische Risikofaktoren identifiziert wurden, die nach Angaben des Krankenhauses in allen Fällen auf „zugrunde liegende Probleme mit der Immunregulation“ hingewiesen hatten. Diese Varianten führten bei den Kindern zu einer übertriebenen Reaktion auf Virusinfektionen.

Bestimmte chemische Botenstoffe im Körper, die das Immunsystem stimulieren, wurden für die mit MIS-C verbundene Überreaktion verantwortlich gemacht, da sie Entzündungen verursachen können, wenn sie zum falschen Zeitpunkt freigesetzt werden.

Wie die Bostoner Studie vom letzten Jahr und andere Studien ergab auch die neue Untersuchung, dass Kinder, die an MIS-C erkrankten, mit größerer Wahrscheinlichkeit bestimmte seltene genetische Varianten aufwiesen, die mit dem Immunsystem zusammenhängen.

Weitere Studien sollen Charakterisierung der Gene ermöglichen

„Diese Varianten beeinflussen bestimmte biochemische Prozesse, die sich mit dem derzeit charakterisierten immunologischen Profil von MIS-C-Patienten überschneiden“, heißt es in der Studie.

Auch der Ausbruch der Krankheit und die Resistenz gegen die Behandlung wurden mit den von den Wissenschaftlern identifizierten genetischen Faktoren in Verbindung gebracht.
„Die Ergebnisse dieser Forschung deuten darauf hin, dass seltene genetische Faktoren bei der MIS-C-Krankheit eine Rolle spielen und immunologische Bahnen aufzeigen, die zu Zielen für Interventionen werden könnten“, sagte Dr. Ahmad Abou Tayoun, Direktor des Al Jalila Children’s Genomics Centre und außerordentlicher Professor für Genetik an der MBRU.

In weiteren Studien hofft man nun darauf, einige der identifizierten Gene funktionell charakterisieren zu können. Dies soll helfen, die genomische Sequenzierung auf weitere Bevölkerungsgruppen auszuweiten, um die genetische Landschaft dieser neuen Krankheit vollständig zu charakterisieren.



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