Studie: Erhöhtes Sterberisiko durch hochverarbeitete Lebensmittel

Die Lebensmittellandschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch gewandelt, wobei Fast-Food-Burger, Instant-Nudeln und andere hoch verarbeitete Produkte zunehmend den Alltag prägen. Aktuelle Forschungen unterstreichen die Dringlichkeit eines Umdenkens, denn ein übermäßiger Konsum dieser Lebensmittel kann zu ernsthaften Gesundheitsproblemen beitragen und das Risiko eines vorzeitigen Todes erhöhen.
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Schnell, einfach, gefährlich: Wie unsere Essgewohnheiten unsere Gesundheit bedrohen.Foto: iStock
Von 25. Juli 2023

In den letzten Jahrzehnten haben hoch verarbeitete Lebensmittel wie Fast Food-Burger, Instant-Nudeln, Kuchen, Kartoffelchips und ähnliche nahezu jeden Haushalt erreicht. Sie schmecken dank Geschmacksverstärker meist gut, sind praktisch und erschwinglich. Forschungen zeigen jedoch, dass hoch verarbeitete Lebensmittel ernsthafte Gesundheitsprobleme mit sich bringen und ein übermäßiger Konsum das Risiko eines vorzeitigen Ablebens erhöhen kann.

Übermäßiger Verzehr hoch verarbeiteter Lebensmittel erhöht Krebsrisiko

Hoch verarbeitete Lebensmittel machen mittlerweile in Ländern wie Großbritannien, Australien und Kanada etwa die Hälfte der verzehrten Kalorien aus. In Deutschland wurden die aktuellsten Zahlen von der Universität Paderborn und dem Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Helmut Heseker erhoben, die aus dem Jahr 2015 stammen. Demnach nehmen Erwachsene etwa 46 Prozent ihrer Kalorien aus frischen Lebensmitteln zu sich, während verarbeitete Lebensmittel etwa 25 Prozent ausmachen. Der Anteil an hoch verarbeiteten Lebensmitteln liegt bei etwa 27 bis 28 Prozent.

Eine im Februar dieses Jahres veröffentlichte Studie ergab, dass der übermäßige Konsum von hoch verarbeiteten Lebensmitteln mit einem höheren Risiko für verschiedene Krebsarten – insbesondere Eierstock- und Hirntumoren – in Verbindung gebracht wird.

Die Studie zeigte, dass mit jeder 10-prozentigen Steigerung des Verzehrs von hoch verarbeiteten Lebensmitteln das Risiko für Krebserkrankungen insgesamt um 2 Prozent und speziell das Risiko für Eierstockkrebs um 19 Prozent zunimmt. Zudem wurde festgestellt, dass bei einer 10-prozentigen Zunahme des Verzehrs von hoch verarbeiteten Lebensmitteln die allgemeine Krebssterblichkeit um 6 Prozent, die Brustkrebssterblichkeit um 16 Prozent und die Eierstockkrebssterblichkeit um 30 Prozent ansteigt.

Dies ist die bisher umfassendste Bewertung der Verbindung zwischen hoch verarbeiteten Lebensmitteln und einem erhöhten Krebsrisiko. Eszter Vamos, die leitende Hauptautorin der Studie von der School of Public Health am Imperial College London, sagte: „Diese Studie trägt zu einer wachsenden Beweislast bei, dass hoch verarbeitete Lebensmittel negative gesundheitliche Auswirkungen haben können, einschließlich eines erhöhten Krebsrisikos.“

Erhöhtes Sterberisiko

Eine weitere im Jahr 2019 veröffentlichte Studie ergab, dass der übermäßige Konsum von hoch verarbeiteten Lebensmitteln (mehr als vier Portionen pro Tag) das Risiko eines vorzeitigen Todes um 62 Prozent erhöht. Darüber hinaus steigt das Risiko eines vorzeitigen Todes um 18 Prozent für jede zusätzliche Portion hoch verarbeiteter Lebensmittel, die konsumiert wird. Die Studie umfasste 19.899 Teilnehmer (7.786 Männer und 12.113 Frauen) mit einem Durchschnittsalter von 37,6 Jahren, die über einen Zeitraum von durchschnittlich 10,4 Jahren beobachtet wurden.

Die Wissenschaftler betonten, dass ihre Studie beobachtend war und daher keine direkte Ursache-Wirkung-Beziehung untersuchte konnte. Diese Ergebnisse bestätigen jedoch auch andere Studien, die ebenfalls einen Zusammenhang zwischen hoch verarbeiteten Lebensmitteln und gesundheitlichen Problemen fanden.

Die Forschergruppe ist der Ansicht, dass es notwendig ist, Strategien zu entwickeln, die den Verzehr von hoch verarbeiteten Lebensmitteln reduzieren und den Konsum von unverarbeiteten oder nur gering verarbeiteten Lebensmitteln fördern. Dies sei wichtig, um die Gesundheit der Bevölkerung weltweit zu verbessern.

Es ist dabei wichtig zu beachten, dass auch viele Fleischersatzprodukte zu den hoch verarbeiteten Lebensmitteln gehören. Personen, die sich rein pflanzlich ernähren möchten, sollten daher darauf achten, den Konsum von industriell hergestellten Ersatzprodukten zu begrenzen und stattdessen möglichst unverarbeitete pflanzliche Lebensmittel essen.

Hoch verarbeitete Lebensmittel

Der Begriff „hoch verarbeitete Lebensmittel“ (Englisch: ultra processed food) stammt aus dem NOVA-Lebensmittelklassifikationssystem (PDF), das von Forschern an der Universität von São Paulo in Brasilien entwickelt wurde. Das System unterteilt Lebensmittel in vier Gruppen, basierend auf dem Grad der Verarbeitung während der Produktion:

  1. Unverarbeitete oder minimal verarbeitete Lebensmittel umfassen Früchte, Gemüse, Milch, Fisch, Bohnen, Eier und Nüsse. Diese Lebensmittel werden ohne Zusatzstoffe konsumiert und unterliegen im Vergleich zu ihrem natürlichen Zustand keinen oder nur minimalen Veränderungen.
  2. Verarbeitete Zutaten beinhaltende Lebensmittel wie Salz, Zucker und Öl, die anderen Lebensmitteln zugesetzt werden.
  3. Verarbeitete Lebensmittel sind Produkte, die aus den ersten beiden Lebensmittelgruppen hergestellt werden und verschiedene Veränderungen durchlaufen können. Beispiele hierfür sind Marmeladen, konservierte Früchte sowie selbst gemachtes Brot und Käse.
  4. Hoch verarbeitete Lebensmittel (ultra processed food) hingegen enthalten in der Regel mindestens fünf, aber meist wesentlich mehr Zutaten und haben eine lange Haltbarkeit. Sie enthalten oft zahlreiche industrielle Zusatzstoffe wie Konservierungsmittel, Emulgatoren, Süßungsmittel sowie künstliche Farb- und Aromastoffe.

Wie hoch verarbeitete Lebensmittel unser Gehirn und Herz beeinflussen

Eine Studie, die im Dezember 2022 im renommierten Journal „JAMA Neurology“ veröffentlicht wurde, bestätigte, dass eine Begrenzung der Aufnahme von hoch verarbeiteten Lebensmitteln dazu beitragen kann, den kognitiven Rückgang bei Menschen mittleren und höheren Alters zu reduzieren.

Das Forschungsteam der medizinischen Fakultät der Universität von São Paulo in Brasilien rekrutierte 10.775 Teilnehmer im Alter von 35 bis 74 Jahren. Die Teilnehmer wurden in vier Gruppen eingeteilt, abhängig von dem Anteil an stark verarbeiteten Lebensmitteln, die sie in ihrer Gesamternährung konsumierten. Die Teilnehmer wurden über einen Zeitraum von durchschnittlich acht Jahren beobachtet.

Die Ergebnisse zeigten, dass im Vergleich zur Gruppe, die die geringste Menge an stark verarbeiteten Lebensmitteln konsumierte, und derjenigen mittleren Alters, die den größten Anteil dieser Lebensmittel konsumierten (bis zu dreiviertel ihrer Ernährung), einen 28-prozentigen schnelleren Rückgang ihrer kognitiven Fähigkeiten und einen 25-prozentigen schnelleren Rückgang ihrer „exekutiven Funktionen“ erlebten. Diese umfassen Fähigkeiten, die für das Lernen, Arbeiten und den Alltag wichtig sind.

In einer weiteren im Mai 2019 im „British Medical Journal“ veröffentlichten Studie untersuchten Forscher aus Frankreich und Brasilien den Zusammenhang zwischen der Aufnahme von hoch verarbeiteten Lebensmitteln und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einschließlich Herzerkrankungen und Schlaganfällen.

Sie teilten 105.159 Teilnehmer mit einem Durchschnittsalter von 42,7 Jahren (21.912 Männer und 83.247 Frauen) in Gruppen ein, basierend auf dem Grad der Lebensmittelverarbeitung in ihrer Ernährung. Sie dokumentierten die Anzahl der Krankheitsfälle während einer Beobachtungsperiode von bis zu 10 Jahren (2009 bis 2018).

Die Ergebnisse zeigten, dass eine Zunahme des Anteils an stark verarbeiteten Lebensmitteln in der Ernährung um 10 Prozent mit einer 12-prozentigen Steigerung der Fälle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einer 13-prozentigen Steigerung der Fälle von Herzerkrankungen und einer 11-prozentigen Steigerung der Fälle von Schlaganfällen einherging.

Schlechte Essgewohnheiten bei Jugendlichen

Aktuelle Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass Jugendliche, die eine größere Menge an hoch verarbeiteten Lebensmitteln als Hauptmahlzeit zu sich nehmen, eine höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen, generell ungesunde Ernährungsentscheidungen zu treffen. Auf den Wissenschaftlichen Sitzungen zur Hypertonie der American Heart Association, die im September 2022 abgehalten wurden, wurden Studienergebnisse präsentiert, die eine Verbindung zwischen schlechten Ernährungsgewohnheiten und bestimmten hoch verarbeiteten Lebensmitteln wie Gebäck, Süßwaren und tiefgekühlten Nachspeisen aufzeigen.

Im Rahmen eines zweimonatigen Experiments führten mehr als 300 Jugendliche ein Ernährungstagebuch, in dem sie ihren Konsum von hoch verarbeiteten Lebensmitteln genau dokumentierten. Die Resultate offenbarten, dass eine höhere Frequenz beim Verzehr von tiefgekühlten Desserts, Gebäck und Süßigkeiten mit einer Zunahme des Konsums aller anderen hoch verarbeiteten Lebensmittel um jeweils 11 Prozent, 12 Prozent und 31 Prozent einhergingen.

Maria Balhara, die leitende Forscherin der Studie und eine Studentin am David Brautman College in Florida, äußerte sich wie folgt: „Hoch verarbeitete Lebensmittel werden speziell hergestellt, um besonders schmackhaft zu sein und das Suchtpotenzial zu maximieren. Sie sind kostengünstig und praktisch, was dazu führt, dass ihr Verzehr nahezu unwiderstehlich ist. Viele Menschen konsumieren eine übermäßige Menge dieser Lebensmittel, oft ohne sich dessen bewusst zu sein.“

Dieser Artikel erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel „Ultra-Processed Foods: A Stealthy Killer“ (Deutsche Bearbeitung kr, cs)



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