Studie aus Lübeck: Nutzung von Handys beeinflusst Essverhalten

Handys und Essen
Macht die Nutzung von Handys dick?Foto: iStock
Von 14. April 2022

Weltweit ist eines von fünf Kindern übergewichtig und Fettleibigkeit (sogenannte Adipositas) ist der führende Risikofaktor für Todesfälle. Seit 30 Jahren kommunizieren Menschen mit Handys, seit 30 Jahren ist ein Anstieg von Adipositas zu verzeichnen. Gibt es einen Zusammenhang? Die von Mobiltelefonen ausgesandte Strahlung wird zu mehr als 80 Prozent vom Kopf absorbiert. Mögliche Auswirkungen sind dabei die Beeinflussung des Stoffwechsels und der Verarbeitungsprozesse im Gehirn.

In einer Studie stellten sich Forscher die Frage, ob die Nahrungsaufnahme in direktem Zusammenhang mit der Handystrahlung steht. Außerdem untersuchten die Experten, ob die Mobilfunkstrahlung einen Einfluss auf den Energieverbrauch des Gehirns hat. Prof. Dr. Kerstin Oltmanns, Leiterin der Sektion für Psychoneurobiologie der Universität zu Lübeck, führte die Studie gemeinsam mit Diplompsychologin Ewelina Wardzinski und ihrem Team durch.

Vorgehen der Studie

In der Studie untersuchten die Forscher das Essverhalten von 15 gesunden Männern im Alter von 21 bis 29 Jahren, nachdem sie 25 Minuten lang Handystrahlung ausgesetzt waren. Im Abstand von zwei Wochen waren die Studienteilnehmer der Strahlung von zwei verschiedenen Handys ausgesetzt. Zusätzlich wurden sie zur Kontrolle einer Scheinbestrahlung ausgesetzt. Vor der Untersuchung sollten die Männer um 23 Uhr schlafen gehen und 12 Stunden im Voraus auf Koffein und Nahrung verzichten. Nach der Bestrahlung durften sie sich an einem Buffet bedienen.

„Die Teilnehmer wurden nicht über den eigentlichen Zweck der Studie informiert, um zu verhindern, dass sie sich auf die Nahrungsaufnahme konzentrieren. Stattdessen wurde ihnen gesagt, dass die Hauptintention der Studie darin bestehe, die Auswirkungen der Mobiltelefonnutzung auf den zerebralen Energiestoffwechsel zu untersuchen“, so die Forscher in einer Pressemitteilung.

In der Untersuchung wurden die spontane Nahrungsaufnahme, der Energiestoffwechsel des Gehirns anhand von Phosphor-Magnetresonanz-Spektroskopie (MRS) sowie verschiedene Blutwerte vor und nach Bestrahlung gemessen.

Gesamtkalorienzufuhr bis zu 27 Prozent gestiegen

Die Ergebnisse der Studie waren deutlich und überraschend: „Unsere Daten zeigen, dass die Handystrahlung von zwei verschiedenen Handytypen zu einem um 22 Prozent bzw. 27 Prozent höheren Kalorienverbrauch führt.“

Weiter stellen die Forscher fest: „Neben der erhöhten Nahrungsaufnahme nach Handybestrahlung zeigten Analysen zur Verteilung der aufgenommenen Makronährstoffe, dass die Exposition gegenüber beiden aktiven Mobiltelefonen nicht nur die Kalorienaufnahme im Allgemeinen steigerte, sondern speziell dazu führte, dass die Teilnehmer mehr Kalorien in Form von Kohlenhydraten zu sich nahmen und – in geringerem Maße – Proteine.“

Zuvor konnten Wissenschaftler bereits bei Ratten beobachten, dass elektromagnetische Strahlung die Regulierung der Nahrungsaufnahme und des Energieverbrauchs, die Gehirnenergiehomöostase, erhöhen. Der Energiestatus im Gehirn spiele bei der Nahrungsaufnahme und der Körpergewichtsregulation eine wichtige Rolle, so die Forscher.

Weitere Untersuchungen nötig

Die Studie wurde zwar mit jungen gesunden Erwachsenen durchgeführt, die Ergebnisse würden aber zu weitreichenden Überlegungen über die Auswirkungen der Mobiltelefonnutzung bei Kindern führen. „Die frühe Nutzung in der Kindheit oder sogar der Besitz eines Mobiltelefons in jungen Jahren führt zu einer signifikant längeren Strahlenexposition im Leben, als alle Generationen zuvor erfahren hatten“, erklären die Forscher.

Einerseits würde das Gehirn von Kindern im Vergleich zu Erwachsenen deutlich höhere Strahlungsdosen, die von Mobiltelefonen ausgesandt werden, absorbieren. Andererseits gäben die Befunde Anlass zur Sorge über eine erhöhte Nahrungsaufnahme und gestörte zerebrale Energiehomöostase bei Handynutzung, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Fettleibigkeit sei bei Kindern eine der schwerwiegendsten globalen Herausforderungen für die öffentliche Gesundheit des 21. Jahrhunderts.



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