Seltene Spätfolge: COVID-19 kann zu Stimmbandlähmung bei Jugendlichen führen

Der Fallbericht eines 15-jährigen Mädchens legt nahe, dass COVID-19 Lähmungen der Stimmbänder verursachen kann.
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Jenseits der Atemnot: Stimmbandlähmung als langfristige Auswirkung von COVID-19.Foto: iStock
Von 18. Januar 2024

Es ist allgemein bekannt, dass SARS-CoV-2 schwerwiegende Auswirkungen auf die Lungen haben kann. Aber das Virus kann auch andere Organe in Mitleidenschaft ziehen.

Ein anschauliches Beispiel dafür wurde am 19. Dezember 2023 im Fachjournal „Pediatrics“ vorgestellt. Es handelt sich um den Fall eines 15-jährigen Mädchens, das nach einer COVID-19-Infektion ernste Komplikationen erlitt. Diese führten zu einer beidseitigen Stimmbandlähmung und machten einen Luftröhrenschnitt – einen chirurgischen Eingriff (Tracheotomie) – zum Atmen erforderlich. Das Tracheostomiegerät musste 15 Monate lang angelegt bleiben, bevor es schließlich entfernt werden konnte.

Bei dem Mädchen traten zwei Wochen vor Feststellung der Stimmbandlähmung Symptome wie eine verstopfte Nase, Fieber und Müdigkeit auf. Daraufhin wurde sie zu Hause mit einem Antigentest positiv auf COVID-19 getestet. Neun Tage später traten bei ihr Symptome akuter Kurzatmigkeit auf, die sich bei körperlicher Anstrengung verschlimmerten, woraufhin sie in die Notaufnahme eines Krankenhauses eingeliefert werden musste.

Unerklärliche Atemprobleme

Die junge Patientin litt zeitweise unter einer auffällig lauten Atmung, obwohl die Sauerstoffwerte in ihrem Blut normal waren. Eine Reihe durchgeführter Untersuchungen einschließlich weiterer COVID-19-Tests zeigten alle keine Auffälligkeiten. Bekannt war, dass das Mädchen in der Vergangenheit sowohl unter Asthma als auch unter Angstzuständen gelitten hatte.

Der behandelnde Arzt ging zunächst von einem Asthmaanfall aus und verordnete Steroide und Medikamente zur Erweiterung der Atemwege. Leider brachten diese Maßnahmen keine Besserung.

Nachdem sie im Krankenhaus aufgenommen wurde, setzte sich das geräuschvolle Atmen der Patientin fort. Zusätzlich traten neue Beschwerden auf: Sie hatte Schwierigkeiten beim Schlucken, fühlte eine Schwäche in ihrer linken Körperseite, verspürte ein „Kribbeln“ und hatte Probleme mit einem sicheren Gang.

Verschiedene Spezialisten, darunter Ärzte für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Psychiatrie, Neurologie, Sprachpathologie und Neurochirurgie, wurden zu ihrer Behandlung hinzugezogen. Eine Untersuchung des Kehlkopfs, die sogenannte Laryngoskopie, offenbarte eine starke Bewegungseinschränkung beider Stimmbänder.

Die Schwäche und das Kribbeln auf ihrer linken Seite wurden zunächst als funktionelle Symptome eingeordnet, doch ein Zusammenhang mit ihrer COVID-19-Erkrankung konnte nicht definitiv ausgeschlossen werden.

Um die Atembeschwerden des Mädchens zu behandeln, entschied sich der Arzt für eine Injektion von Botulinumtoxin, besser bekannt als Botox, in die Halsmuskulatur. Diese Methode wird häufig und erfolgreich zur Behandlung bestimmter Erkrankungen im Halsbereich bei Kindern eingesetzt.

Trotz dieser Behandlung blieben die Symptome bestehen. Daher wurde bei der Patientin eine Tracheotomie durchgeführt. Leider blieb die Funktion ihrer Stimmbänder beeinträchtigt. Zum Zeitpunkt der Erstellung des Fallberichts war das Mädchen bereits 13 Monate auf diese künstliche Luftröhrenöffnung angewiesen.

COVID-19 bei Kindern

In Deutschland wurden laut einer Untersuchung des Robert Koch-Instituts im Zeitraum von Februar 2022 bis März 2023 68,4 Prozent der 3- bis 17-Jährigen mindestens einmal positiv auf SARS-CoV-2 getestet.

Frühere Forschungen haben gezeigt, dass SARS-CoV-2 zu neurologischen Komplikationen führen kann, einschließlich Kopfschmerzen, Krampfanfällen und peripherer Neuropathie. Dieser jüngste Fall legt nahe, dass eine Stimmbandlähmung eine weitere neurologische Folge des Virus sein könnte.

Dr. Danielle Reny Larrow, die führende Autorin des Fallberichts und Assistenzärztin am Massachusetts Eye and Ear, einem Lehrkrankenhaus der Harvard Medical School, wies in einer Pressemitteilung darauf hin, dass Kinder, die nach einer COVID-19-Infektion Probleme beim Atmen, Sprechen oder Schlucken entwickeln, auf diese möglicherweise neue Komplikation untersucht werden sollten.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Potential COVID-Induced Vocal Cord Paralysis in Adolescents“. (deutsche Bearbeitung kr)



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