Sechs Monate Wartezeit für Impfschäden – Tanja (34): „Gesundheit kann man nicht erkaufen“

Job futsch, Gesundheit auch. Noch immer kämpft die dreifache Mutter Tanja F. mit erheblichen Beeinträchtigungen nach ihrer COVID-19-Impfung. Doch bevor sie offiziell als Impfschaden anerkannt wird, müssen sechs Monate vergangen sein, erklärte ihr Anwalt Dr. Ulrich Stegmüller.
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Seit ihrer zweiten COVID-19-Impfung steht das Leben von Tanja Kopf. Aber aufgeben kommt für sie nicht in Frage. (Symbolbild).Foto: iStock
Von 17. Juni 2021

Geimpft, erkrankt, gekündigt. Mit diesen drei Wörtern lassen sich die Monate nach der zweiten COVID-19-Impfung für Tanja F. (Name der Redaktion bekannt) zusammenfassen. Wie Epoch Times am 12. Mai 2021 berichtete, spielte das Immunsystem der 34-Jährigen aus Baden-Württemberg kurz nach der zweiten Corona-Impfung am 6. Februar verrückt, sodass sie im Krankenhaus behandelt werden musste.

Ein Aufenthalt in einer Reha-Klinik brachte nicht die gewünschte Besserung. Dem schlossen sich zahlreiche Arzttermine an – und obendrein flatterte der Mutter von drei Kindern im Alter von sieben, elf und 14 Jahren auch noch eine Kündigung ihres Arbeitgebers ins Haus, wo Tanja im September 2020 eine Ausbildung als Pflegefachfrau begonnen hatte. Zumindest der Arbeitsrechtsstreit ist seit dem 9. Juni beendet.

Da die Kündigung innerhalb der Probezeit von sechs Monaten erfolgt war, konnte am Ende des Arbeitsverhältnisses nicht gerüttelt werden. „Mehr als erfreulich ist jedoch, dass wir im Vergleichswege erreichen konnten, dass meine Mandantin nicht nur eine Sozialabfindung, sondern auch ein wohlwollend formuliertes qualifiziertes Zeugnis mit einer guten Leistungs- und Verhaltensbeurteilung erhält“, erklärte Rechtsanwalt Dr. Ulrich Stegmüller gegenüber Epoch Times. Genau Letzteres war fraglich gewesen, weil im Kündigungsschreiben noch davon die Rede war, dass eine vertrauensvolle, konstruktive Zusammenarbeit mit Tanja F. nicht mehr möglich sei. „Das ist eine große Genugtuung“, so der Jurist.

Anerkennung des Impfschadens erst nach sechs Monaten

Im nächsten Schritt geht es darum, dass Tanjas Impfschaden beim zuständigen Versorgungsamt anerkannt wird. Auf konkrete Nachfrage nach dem aktuellen Stand erklärte der Anwalt: „Von einem Impfschaden spricht man ja erst nach sechs Monaten.“

Weil in Deutschland erst Ende Dezember 2020 mit den Impfungen begonnen wurde, kann es derzeit gar keine anerkannten Impfgeschädigten geben! Bisher gelten alle Fälle nur als Komplikationen, die mit der Impfung einhergegangen sind“, sagt der Anwalt.

Da Tanja am 6. Februar zum zweiten Mal die mRNA-Technologie von BioNTech/Pfizer verabreicht wurde, bedeutet dies konkret, dass sie keinen Anspruch auf laufende Entschädigungsleistungen hat, wenn ihre Beeinträchtigungen vor dem 6. August folgenlos abheilen. In diesem Fall bestehe nur noch ein Anspruch auf Heilbehandlungen.

Nach Paragraf 30 Absatz 1 Satz 3 Bundesversorgungsgesetz sind Komplikationen nach Impfungen innerhalb der ersten sechs Monate nur „vorübergehende Gesundheitsstörungen“. Geregelt sind die Ansprüche in Paragraf 60 Infektionsschutzgesetz (IfSG). Allerdings fallen darunter keine „Impfangebote“, wie sie derzeit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn für Kinder bezeichnet.

Aufgrund der diagnostizierten autoimmunen Enzephalitis bei Tanja befürchte der Anwalt jedoch, dass sie die sechs Monate überschreitet und einen Dauerschaden davonträgt.

Nur leichte Fortschritte nach vier Monaten

Tatsächlich haben sich bei der 34-Jährigen kleine Fortschritte seit unserem letzten Gespräch ereignet. „Immerhin hüte ich jetzt nicht mehr das Bett“, sagt sie erfreut. Sie müsse aber darauf achten, dass sie beim Spazierengehen ihre Grenzen gut abschätzt. Ansonsten bekommt sie Krämpfe, hat Schmerzen und muss sich ausruhen. Von einer wirklichen Besserung könne also keine Rede sein.

Nachdem Tanjas Geschichte bei Epoch Times erschienen war, hat sie sich mit den Leserkommentaren unterhalb des Artikels auseinandergesetzt. Dort stand beispielsweise: „Wer sich impfen lässt – aus welchem Grund auch immer – hat selbst Schuld und muss dann eben mit den Folgen leben!“ Derartige Kommentare kann die junge Frau den Lesern nicht einmal übel nehmen.

„Irgendwie haben diese Leute ja recht. Ich habe auf das vertraut, was mir gesagt wurde. Und ich habe mein Bauchgefühl vernachlässigt. Eigentlich wollte ich mich nicht impfen lassen“, so Tanja. Doch der Druck des Arbeitgebers und die Aussage, dass diese Impfung harmlos und gut verträglich sei, habe über die möglichen Nebenwirkungen hinweggetäuscht.

Seit Wochen fühlt sich Tanja erschöpft. Neben den Schmerzen und Krämpfen leidet sie an Schwächeanfällen – und das mache mürbe. Schlafen kann sie auch nicht. Die geringste  Anstrengung, die ein gesunder Mensch nicht einmal wahrnimmt, ist für Tanja zur großen Hürde geworden.

Ärztemarathon und auf der Suche nach Heilung

Ihr neuer Alltag gleicht einem „Ärztemarathon“. Allein in der 23. Kalenderwoche war sie an vier Tagen bei unterschiedlichen Ärzten und an dem „arztfreien“ Tag stand sie wegen ihres Arbeitsrechtsstreits vor Gericht. An einem Tag war sie nach einem Termin so müde, dass sie von 11 bis 15 Uhr schlief.

Anfang Juni war sie beim Hautarzt, weil ihr gesagt wurde, dass man bei Autoimmunerkrankungen zum Hautarzt gehen soll. „Aber der wusste gar nicht, was er mit mir machen soll“, schildert Tanja. Für „Landärzte“ sei die Sache „eine Nummer zu groß“, gab ihr der Mediziner zu verstehen. Außerdem gebe es noch nicht so viele Ärzte, die Erfahrungen mit Impfnebenwirkungen haben.

Das war nicht der einzige Vorfall dieser Art. In den vergangenen Monaten hat Tanja mehrere Ärzte kennengelernt, die offen zugaben, mit der Behandlung von Impfschäden überfordert zu sein. „Sie sagten mir, dass sie noch keine Studien haben und erst durch die geimpften Leute, bei denen Nebenwirkungen auftreten, lernen.“ In ein paar Jahren sähe das anders aus.

Auf der Suche nach einem geeigneten Spezialisten fiel dem Hautarzt schließlich die Charité Berlin ein, wohin Tanja überwiesen wurde. Das bedeutet allerdings für die dreifache Mutter einen erheblichen Aufwand, weil sie dafür 600 Kilometer von Baden-Württemberg anreisen und einiges organisieren muss. Für Tanjas Mann ist das kein Problem. Er möchte einfach, dass seiner Frau geholfen wird, und ist bereit, sie nach Berlin zu fahren.

Gesundheit – durch kein Geld der Welt zu ersetzen

Für Tanja selbst ist der Gedanke, in ihrem alten Beruf im Pflegeheim zu arbeiten, ganz weit weg. Als sich die ersten Beschwerden nach der Impfung einstellten, hatte sie noch geglaubt, dass sie nur eine Woche Auszeit braucht, dann zog es sich jedoch über mehr Wochen hin.

Inzwischen zweifelt sie daran, dass sie ihre Ausbildung als Pflegefachfrau überhaupt weiterführen kann. „Bei der Ausbildung in der Pflege hat man nur maximal sechs Wochen Krankheitstage, sonst wird man nicht zu der Prüfung zugelassen“, erklärt Tanja. Und dieser Zeitraum ist bereits überschritten.

Aktuell bezieht Tanja Krankengeld. Selbst die Vorstellung, dass ihr für den Impfschaden Entschädigungen gezahlt werden, kann sie nicht aufheitern.

Was soll ich denn mit Geld, wenn es mir nicht gut geht? Wenn ich krank bin, kann ich weder reisen noch das Leben genießen. Übertrieben gesagt: Ich brauche keine Millionen auf dem Konto, wenn mein Leben nichts mehr wert ist“ , sagt Tanja.

Aktuell sei sie nicht mal in der Lage, ihre Koffer zu packen.

Seit ihrer Impfung betrachtet Tanja viele Dinge anders. Gesundheit ist das höchste Gut, daran lasse sich nicht rütteln. „Wieso hat man nur eine Gesundheit, aber viele Krankheiten?“ ist eine der Fragen, die ihr durch den Kopf gehen.

Inzwischen ist ihr klar geworden, dass die Gesundheit im Leben eines Menschen alles regelt. „Hast du keine Gesundheit, hast du keine Arbeit, dann auch kein Geld, kannst keinen Urlaub machen und hast erst recht keine Lebensqualität.“

„Ich bin kein Fall, sondern ein Mensch“

Auch kann man sich Gesundheit nicht kaufen, ist ihr klar geworden. Ihre Hausärztin hat vor kurzem zu ihr gesagt: „Für so einen Zustand sind Sie noch viel zu jung.“ Wenn sie 70 oder 80 Jahre alt gewesen wäre, dann wäre das etwas anderes.

Andere Mediziner äußerten Tanja gegenüber: „Seien Sie froh, dass Sie noch am Leben sind. Andere sind nach der Impfung gestorben.“ Wieder andere meinen: „Sie haben eben einfach Pech gehabt. Solche Nebenwirkungen passieren nur bei einem von 100.000 Fällen.“

All dies sind verschiedene Betrachtungsweisen. Es mag sein, dass so etwas nicht häufig auftritt, aber dass sie zu einem „Fall“ degradiert wird, stört sie sehr. „Ich bin kein Fall, sondern ein Mensch – und ich bin nicht die einzige Leidtragende, hier geht es um das Schicksal meiner ganzen Familie!“

Besonders schlimm empfindet es Tanja, dass sie sich gegenüber ihren drei Kindern öfter wiederholt, weil sie sich einfach nicht mehr an ihre eigenen Worte erinnern kann. „Dann müssten Sie mal die Blicke meiner Kinder sehen. Zwar wissen sie, dass ich nichts dafür kann, aber trotzdem ist mir das sehr, sehr unangenehm.“

Während Tanja sich früher ganze Themenblöcke über Anatomie, Knochen, Sehnen, Muskeln, Kinderkrankheiten, Hypertonie merken konnte und einen Durchschnitt von 1,1 in den Klausuren hatte, ist ihr jetziges Auffassungsvermögen „neben der Spur“. Viele Dinge muss sie nachfragen, weil sich ihr die Logik nicht erschließt. „Wenn man sich nichts merkt, kann man nicht zuverlässig sein“, sagte sie. Zuverlässigkeit hat für sie einen hohen Stellenwert.

„Ich hoffe wirklich jeden Tag, dass ich wenigstens 70 Prozent von meinem alten Zustand erreiche“, sagt Tanja in dem Bewusstsein, dass sie nie wieder so sein wird, wie sie einmal war –gesund, fit und aktiv. „Hand aufs Herz. Ich habe lernen müssen, dass es eine höhere Macht gibt, dass ich meine Gesundheit nicht mehr selbst beeinflussen kann. Irgendetwas wollte mir das Universum damit sagen; ich muss es nur noch erkennen“, sagt Tanja voller Überzeugung.

Aufgeben ist für die junge Frau jedenfalls keine Option; sie macht weiter und sucht nach Heilung. Aktuell steht für sie gesunde Ernährung und Entgiftung auf dem Programm und dafür gibt sie zurzeit viel Geld aus. „Vielleicht mach ich auch mal eine Pause von den Ärzten“, überlegt Tanja. Denn ob die ihr wirklich helfen können, bezweifelt sie inzwischen.



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