Schleichende Gefahr: Warum Zahnhygiene bei Lungenleiden lebenswichtig ist
Husten und Keuchen sind an sich schon schlimm genug – Zahnfleischerkrankungen können dies allerdings noch verschlimmern. Dies zeigen zumindest neue Forschungsergebnisse, denen zufolge eine Parodontitis, eine häufige Zahnfleischentzündung, das Fortschreiten der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD (englisch für „chronic obstructive pulmonary disease“) beschleunigt.
Die COPD ist eine irreversible und oft tödliche Lungenerkrankung, die zehn bis zwölf Prozent der Über-40-Jährigen in Deutschland betrifft – das sind etwa 2,3 bis 2,76 Millionen Menschen.
Laut Wissenschaftlern der chinesischen Universität Sichuan können Bakterien aus dem entzündeten Zahnfleisch in die Lungen wandern und die COPD-Symptome verschlimmern. Dies schrieben sie in ihrer Studie, die 2024 in der Fachzeitschrift „American Society for Microbiology“ erschien.
Mundbakterien und das Aufflackern von COPD
Die COPD umfasst chronische Bronchitis und Lungenemphysem (Zerstörung und Überblähung des Lungengewebes). Diese Krankheit ist die dritthäufigste Todesursache weltweit; unter ihr leiden etwa 300 bis 400 Millionen Menschen.
In den entwickelten Ländern seien die meisten COPD-Fälle auf das Zigarettenrauchen zurückzuführen, während in den unterentwickelten Ländern das Kochen über offenem Feuer die Hauptursache sei, meinte der Pneumologe Dr. Norman Edelman gegenüber Epoch Times. Er ist Professor für Innere Medizin und Kernmitglied des Programms für öffentliche Gesundheit an der Stony Brook University in den USA.
Die COPD schädigt die Atemwege und die Lungen, was die Luftzufuhr in die Lungen und die Atmung behindert. Die Hauptsymptome sind Husten, übermäßige Verschleimung und Keuchen. Die Patienten leiden auch unter akuten Exazerbationen. Das heißt, die Symptome verschlimmern sich plötzlich und über Tage hinweg.
Obwohl frühere Forschungen einen Zusammenhang zwischen Mundinfektionen und dem Fortschreiten der COPD herstellten, waren die genauen Mechanismen unklar. Eine Studie aus dem Jahr 2018 stellte die These auf, dass diesen beiden Beschwerden nur das Rauchen als gemeinsamer Risikofaktor gemeinsam sei.
Allerdings stehen der neuen Studie zufolge Erreger von Zahnfleischerkrankungen direkt mit dem Aufflackern von COPD in Verbindung. Die Pathogene aktivieren Immunzellen in den Lungen, die die Bakterien, die eine Lungenentzündung verursachen, vermehren. Die Forscher wiesen dies in Tiermodellen nach.
„Wir werden weitere Studien an Menschen durchführen, um den Mechanismus zu bestätigen“, sagte der Mikrobiologe und Mitautor der Studie Yan Li in einer Presseerklärung. „Unsere Erkenntnisse könnten zu einer potenziellen neuen Strategie zur Behandlung von COPD führen“, fügte er hinzu.
Orale Bakterien und Entzündungen der Lunge
Die Studie zeige, wie schlechte Zahnpflege es oralen Bakterien wie Porphyromonas gingivalis ermögliche, in die Lunge einzudringen, sagte Dr. Thomas Kilkenny. Er ist Leiter der Intensivstation für Lungenheilkunde am Staten Island University Hospital im US-Bundesstaat New York und war nicht an der Studie beteiligt.
„Dies führt zu einer chronischen Entzündung, die über die hinausgeht, die bei COPD zu finden ist“, erklärte er gegenüber Epoch Times. Obwohl die verschiedenen Bakterien allein eine erhöhte Anzahl von Atemwegsinfektionen verursachen können, „lag der Schwerpunkt der Studie auf den Entzündungszellen“, bemerkte er.
Die zirkulierenden oralen Bakterien lösten eine Überproduktion von chemischen Signalen des Immunsystems aus, die als Zytokine bezeichnet werden. Diese verursachten schädliche Entzündungen und beeinträchtigten die normale Lungenstruktur, so Dr. Kilkenny.
90 Prozent der COPD-Fälle sind auf das Rauchen zurückzuführen
Die Hauptursache der meisten vermeidbaren COPD-Fälle ist das Zigarettenrauchen. Wie Dr. Kilkenny erläuterte, rege das Rauchen die Immunzellen der Lungen zur Freisetzung von Zytokinen an und heize so die Entzündung an.
Rauchen ist für 80 bis 90 Prozent der Fälle verantwortlich. Zu den Risikofaktoren für Nichtraucher gehören:
- Lungeninfektionen in der Kindheit
- Asthma in der Vorgeschichte
- Das Einatmen von Rauch beim Kochen und Heizen zu Hause
- Passivrauchen
- Genetische Mutationen, die die Krankheit verursachen können
Auch ein Vitamin-D-Mangel kann das COPD-Risiko steigern. Laut einer Meta-Analyse von randomisierten Kontrollstudien aus dem Jahr 2020 weisen viele COPD-Patienten einen Vitamin-D-Mangel auf. Die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten konnte die Lungenfunktion dieser Patienten verbessern.
Für die allgemeine Gesundheit: Zahnfleischinfektionen bekämpfen
Die Studie könnte zu neuen COPD-Behandlungen führen, aber das liegt noch in weiter Ferne, meinte Dr. Edelman weiter. Wichtiger sei, das Zahnfleisch jetzt gesund zu halten, betonte er.
„Viele Menschen wissen nicht, dass parodontale Erkrankungen ein Risikofaktor für systemische Erkrankungen sind“, sagte er. Zu diesen Krankheiten gehören unter anderem Diabetes und Herzkrankheiten.
Ferner stelle die Häufigkeit von Zahnfleischinfektionen in benachteiligten Bevölkerungsgruppen ein zentrales Problem für die öffentliche Gesundheit dar, so Edelman weiter. Auch wenn die Studie eine langfristige therapeutische Bedeutung habe, so sei es bedeutender, Menschen über die Auswirkungen einer schlechten Mundgesundheit aufzuklären. „Das ist für die öffentliche Gesundheit weitaus wichtiger“, fügte er hinzu.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Poor Oral Health Speeds Up Irreversible Lung Disease: Study“. (redaktionelle Bearbeitung as)
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