Rivalen für immer? Geschwisterliebe. Geschwisterhass (+VIDEO)
Die Bindung zwischen Geschwistern hält am längsten, egal ob im positiven oder negativen Sinne. Noch im Erwachsenenalter lieben und hassen sie sich. Doch sie prägen einander wie keine anderen.
Die Geschwisterschulen
Um Kinder darauf vorzubereiten, dass noch ein Geschwisterchen mit dem Storch ins Haus flattert, bietet das AK Altona einmal im Monat eine Geschwisterschule an. Martin weiß längst, wer der Geschwisterbote ist: "Die bringt ein Samen mit Flosse dran." Auch Sophie ist informiert: "Wir bekommen ein Mädchen."
Samstag Morgen ist es im AK Altona dann soweit. Kleine Jungen und Mädchen betrachten die Körperquerschnitte einer Aufklärungsfibel, besichtigen die Geburtsbadewanne im Kreißsaal oder dürfen ein echtes Neugeborenes streicheln. Es kommt noch dicker: Sie baden Gummipuppen, windeln sie und stecken sie in Strampler.
Sie sind nicht die einzigen, die das mal ausprobieren wollen. Die Warteliste für solche Kurse ist voll – auch in anderen Städten. Davon weiß Jasmin Szameitat, die die Kurse in Hamburg leitet, ein Lied zu singen. "Da muss man den anderen Kindern vermitteln, dass sie genauso wichtig sind. Dass sie helfen können. Und wenn sie bloß das Klebeetikett von der Babywindel abziehen."
In den ersten neun Monaten nach der Geburt des Geschwisterchens gibt es kaum Verhaltensauffälligkeiten bei den Erstgeborenen. Doch im Alter von zwei oder drei halten sie dem Nachfolger schon mal die Nase zu. Der Mutter bleibt dann das Herz stehen. Die Psychoanalytiker nennen das "Entthronungstrauma". Das ältere Kind meint, alle Privilegien einzubüßen.
Stars und Sternchen geht es genauso
Das geht nicht nur Klein Oskar von nebenan so. Berühmtheiten ereilt das gleiche Schicksal. Sie sind schließlich auch bloß Menschen. "Ich bin vier Jahre alt, und eine fette, missgestaltete Person spielt plötzlich die Hauptrolle", erinnert sich der schwedische Filmregisseur Ingmar Bergman. Danach habe er sich überlegt, "wie man das abscheuliche Geschöpf auf verschiedene Weisen umbringen kann".
Als großer Bruder oder große Schwester ist es "sehr, sehr schwierig". Das sagt der französische Kinderpsychologe und Buchautor Marcel Rufo. Der Erstgeborene erlebe Gefühle wie die erste Frau eines Mannes in einer polygamen Gesellschaft, versucht Familienforscher Kurt Kreppner vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung das Phänomen zu erklären. Irgendwann zieht die Zweitfrau ein, und der Mann kümmert sich ausschließlich um sie und verlangt auch noch Verständnis.
Die Jüngeren haben es auch nicht leicht. Da ist schon einer da, der alles besser weiß und kann. Und einen doch ganz gut aus dem Badezimmer kennt. Dabei will man einfach bloß seine Ruhe haben und wäre selbst lieber der Erste und gerne auch Einzelkind gewesen.
Bald nur noch Narzisten?
Mittlerweile wächst jedes dritte bis vierte Kind ohne Bruder oder Schwester auf. Die Kids werden kleine Narzisten und können kaum teilen und nachgeben.
"Bei mir in der Praxis sehe ich zehnjährige Anorektikerinnen, Kinder mit Depressionen und welche, die sich ritzen. Das ist eine Bankrotterklärung unserer Gesellschaft, die ihre Kinder so schlecht begleitet. Diese Kinder lassen sich nicht mehr von ihren Eltern führen", hat Leibovici-Mühlberger erfahren, die ein Buch über die heutigen Kinder geschrieben haben.
Doch: "Die Geschwisterbeziehung ist die dauerhafteste eines Menschen", sagt Jürg Frick von der Pädagogischen Hochschule in Zürich. Freut man sich dann nicht doch ein wenig über die große Schwester und den kleinen Bruder, wenn man sie hat?
Der "Spiegel" hat einst Folgendes dazu geschrieben:
– "Obwohl Geschwister das Erbgut derselben Eltern in sich tragen und in derselben Umgebung aufwachsen, unterscheiden sie sich in ihren Persönlichkeitsmerkmalen stärker voneinander als willkürlich auf der Straße aufgelesene Personen mit entsprechendem Alter, entsprechendem Geschlecht und ähnlicher sozialer Herkunft. Der Befund gilt bis hin zum Intelligenzquotienten."
– "Sosehr sie es auch beteuern mögen: Eltern behandeln ihre Kinder weder gleich, noch sind sie ihnen alle gleichermaßen lieb. Oft haben Vater und Mutter unterschiedliche Favoriten. In den USA, so das Ergebnis zweier Großstudien, bevorzugen die meisten Mütter das jüngere Kind."
– "Geschwister erleben nie das Gleiche. Auch die gemeinsamen Rituale der Kindheit nehmen sie unterschiedlich wahr: Den einen quält das Abendlied vor dem Zubettgehen, der andere versteht es als mütterliche Zuwendung. Selbst eineiige Zwillinge mit identischem Erbgut interpretieren eine identische Umwelt zuweilen entgegengesetzt." (kf)
So kann es bei der gemeinsamen Mahlzeit aussehen, muss es aber nicht nicht. Unbedingt mal ansehen… Sehr komisch.
Quellen:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45280085.html
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/viele-kinder-werden-narzissten-14169998.html
http://www.abendblatt.de/ratgeber/wissen/article106887237/Geschwisterschule-im-AK-Altona.html
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