Reisekonzern TUI will alle Daten der Cloud anvertrauen
Der Reisekonzern TUI will ungeachtet des weltweiten Hackerangriffs am vergangenen Wochenende seine Daten künftig im Internet speichern. „Als Software-Ingenieur halte ich den Gedanken, in Zukunft noch selbst Rechenzentren zu betreiben und damit mit den Cloud-Giganten in direkten Wettbewerb zu treten, für einigermaßen absurd“, sagte TUI-Chef Friedrich Joussen der „Welt am Sonntag“. Joussen zufolge kostet allein die Kühlung der konzerneigenen Rechenzentren knapp eine Million Euro pro Jahr.
„Insgesamt geben wir jedes Jahr zwischen 450 bis 500 Millionen Euro für unsere Informationstechnik aus“, sagte der Vorstandsvorsitzende von TUI: „Das ist fast die Hälfte unseres Ergebnisses. Wir könnten hier auch gut mit 20 Prozent weniger auskommen und trotzdem besser sein.“ Die großen Betreiber von Cloud-Rechenzentren wie Google, IBM oder Amazon seien „mit hoch entwickelten Systemen enorm effizient, zuverlässig und sehr sicher“, sagte Joussen. „Wir haben uns vorgenommen, dass es bis 2025 keine Abschreibungen mehr auf Informationstechnik gibt“, kündigte der TUI-Chef an: „Das heißt, ab 2019 investieren wir nichts mehr in proprietäre Systeme.“ Joussen erwartet eine grundlegende Machtverschiebung im Internet durch die sogenannte Blockchain-Technologie: „Wir haben uns dazu entschieden, das gesamte Hotelbetten-Inventar der TUI-Gruppe von Grund auf neu zu organisieren und auf eine Blockchain zu bringen“, sagte Joussen. „Im ersten Schritt dient uns das intern und bewirkt eine enorme Effizienzsteigerung bei der Steuerung unser Hotelkapazitäten. Eine breitere öffentliche Nutzung für Dritte schließen wir später nicht aus.“ Die Blockchain-Technologie ermöglicht den Aufbau von Datenbanken, die durch ein besonderes Verschlüsselungsverfahren einerseits relativ sicher und andererseits dezentral sind. Das führe zur „Demokratisierung aller Informationsstrukturen“ im Internet, sagte der TUI-Chef. „Diese Revolution wird im Business-zu-Business-Geschäft sehr schnell kommen. Unternehmen, die mit der Hotelzimmervermittlung im Internet derzeit noch monopolartige Gewinne machen, müssen sich an den Gedanken gewöhnen, dass in Zukunft potenziell jeder Teilnehmer an einer Blockchain die ganze Information über das verfügbare Bettenangebot bekommt“, sagte Joussen voraus. Wegen des erwarteten Bedeutungsgewinns der Blockchain-Technologie habe TUI bereits im vergangenen Jahr die Bettenbank „Hotelbeds“ für 1,19 Milliarden Euro an Finanzinvestoren verkauft, so Joussen. Zur Diskussion um die Einrichtung eines deutschen Internet-Ministeriums bezog Joussen deutlich Stellung: „Ich halte überhaupt nichts von der Idee eines Internetministeriums. Gerade weil es bei Internet-Start-ups so sehr auf Geschwindigkeit, Leidenschaft und Wettbewerb ankommt, ist es toxisch, wenn Frau Nahles hier erst mal die 40-Stunden-Woche einführen will“, sagte Joussen: „Wenn Sie im Internet erfolgreich sein wollen, brauchen Sie offene Märkte, Deregulierung, Konsolidierung, Skaleneffekte und starken Wettbewerb – aber Sie brauchen keinen Internetminister.“ (dts)
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