Pfingsten: Worauf sich Reisende einstellen müssen
Nach dem Start des 9-Euro-Tickets steht der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) an diesem Pfingstwochenende vor seiner ersten Bewährungsprobe. Zwar weiß niemand, wie groß der Andrang in Bussen und Regionalbahnen tatsächlich sein wird. Doch voll wäre es wohl selbst ohne die Sonderfahrkarten geworden. Was erwartet Reisende zu Pfingsten? Ein Überblick.
Das Ticket:
Seit diesem Mittwoch können Inhaber eines 9-Euro-Tickets damit im ÖPNV durch ganz Deutschland fahren. Die Fahrkarte kann für die Monate Juni, Juli und August gekauft werden und gilt jeweils von Monatsanfang bis Monatsende. Erhältlich ist das Ticket nach wie vor online sowie über sämtliche Schalter und Fahrkartenautomaten.
Die Fahrgäste:
Wie viele zusätzliche Fahrgäste aufgrund des 9-Euro-Tickets über Pfingsten in Busse und Bahnen steigen werden, ist nach wie vor völlig offen. „Zu Pfingsten sind die Züge ohnehin gut gefüllt“, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Mittwoch. Hinzu kommt, dass die Fahrgastzahlen bei der Bahn zuletzt auch ohne Sondertickets wieder deutlich gestiegen sind. Über Ostern hat der Konzern sogar mehr Reisende in den Zügen gezählt als Ostern 2019 – vor der Krise. Es dürfte also auf jeden Fall voll werden, besonders auf touristischen Strecken.
Viele Verkehrsunternehmen haben bereits angekündigt, dass etwa die Fahrradmitnahme nicht immer und überall möglich sein wird. So rechnet in Schleswig-Holstein der Verkehrsverbund Nah.SH am Pfingstwochenende mit volleren Zügen auf der Marschbahnstrecke von Hamburg nach Sylt. Auch zu den anderen beliebten Zielen an Nord- und Ostseeküste werden übermäßig viele Reisende erwartet. Es wird geraten, zu nicht so stark nachgefragten Zeiten oder weniger frequentierten Orten zu fahren.
Auch die Bahn-Tochter DB Regio Bayern warnte vor „einer zusätzlich erhöhten Auslastung“ in Regionalzügen zu Touristenorten wie Kochel am See, Garmisch-Partenkirchen, Oberstdorf und Lindau am Bodensee. In Express-Zügen wie von München nach Nürnberg oder von Würzburg nach Bamberg könne es wegen des 9-Euro-Tickets ebenfalls voll werden.
Die Baustellen:
Eng wird es nicht nur in den Zügen, sondern auch auf den Gleisen. Zahlreiche Baustellen bremsen den Verkehr über Pfingsten aus. Bei der Deutschen Bahn konzentriert sich das Baugeschehen am langen Wochenende vor allem im Norden, Westen und Südwesten. Auf den Strecken zwischen Hamburg und Hannover wird ebenso gebaut wie zwischen Frankfurt und Mannheim, Dortmund und Düsseldorf oder im Mittleren Rheinthal. Die Bauarbeiten führten unter anderem „zu längeren Fahrtzeiten, Zug- und Halteausfällen oder zusätzlichen Umstiegen“, hieß es.
Hinzu kommen die Baumaßnahmen der einzelnen Verbünde. Allein in Berlin und Brandenburg sind laut dem zuständigen Verkehrsverbund VBB mehr als ein halbes Dutzend Regionalbahn und -expresslinien von Baueinschränkungen an diesem Pfingstwochenende betroffen. Es lohnt in den einzelnen Regionen ein Blick auf die jeweilige Internetseite der Verkehrsverbünde, um sich zu informieren.
Die Gegenmaßnahmen:
Soweit wie möglich erweitern die Verkehrsunternehmen ihre Kapazitäten. „Bei uns wird alles rollen, was rollen kann“, sagte ein Bahnsprecher am Mittwoch. Der Konzern hat angekündigt, über den gesamten Gültigkeitszeitraum des Tickets unter anderem 50 zusätzliche Züge fahren zu lassen, womit täglich 250 weitere Fahrten möglich würden. Die Züge sollen vor allem auf den touristisch stark nachgefragten Strecken zum Einsatz kommen.
Die Deutsche Bahn kündigte zudem an, dass Reisende das 9-Euro-Ticket auch für Intercity-Fahrten von Stuttgart nach Singen in der Bodenseeregion nutzen können. Der sogenannte Murgtäler Freizeitexpress, der aus der Rhein-Neckar-Region bis in den Schwarzwald fährt, wird darüber hinaus nicht nur an Sonn- und Feiertagen, sondern auch samstags unterwegs sein.
Ähnliche Maßnahmen ergreifen auch andere Verkehrsverbünde und -unternehmen. Sowohl in Berlin als auch in München sollen zusätzliche Fahrzeuge etwa im U- und S-Bahnverkehr zum Einsatz kommen. Ob das alles reicht, bleibt abzuwarten. Die Kapazitäten sind sowohl mit Blick auf die Infrastruktur als auch auf Fahrzeuge begrenzt. (dpa/red)
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