GDL droht mit weiterem Streik – DB sieht Streikziel nicht erreicht
Die Lokführergewerkschaft GDL erwartet nach dem 48-stündigen Streik bei der Deutschen Bahn ein verbessertes Tarifangebot. Entweder es komme ein Angebot des DB-Managements oder man lassen den Bahnverkehr erneut stillstehen, sagte der Vorsitzende der GDL, Claus Weselsky, am Freitag in Berlin. Bislang gebe es seitens der Bahn noch keinerlei Regung.
Fahrgäste der Bahn müssen bis Anfang kommender Woche aber nicht mit neuen Streiks rechnen. „Am Wochenende wird die GDL zu keinem Streik aufrufen“, teilte die Lokführergewerkschaft später mit. Stattdessen werde es am Dienstag eine Protestveranstaltung vor dem Bahntower in Berlin geben, um „dem Management die rote Karte zu zeigen“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky. Er drohte mit weiteren Arbeitskampfmaßnahmen, sollte die Bahn nicht „schnellstens ein verhandelbares Angebot“ vorlegen.
Den am Freitagmorgen zu Ende gegangenen Streik nannte Weselsky auf einer Pressekonferenz in Berlin „sehr erfolgreich“ und sprach von einer großen Solidarität der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner „über alle Berufsgruppen hinweg“. Nicht nur GDL-Mitglieder, sondern auch Nichtmitglieder hätten „Flagge gezeigt“.
Die Bahn hatte zuvor erklärt, die GDL habe ihr Streikziel verfehlt. So hätten nur rund 5400 Lokführer von insgesamt etwa 19.700 DB-Triebfahrzeugführern die Arbeit niedergelegt.
Diese Darstellung wies Weselsky auf der Pressekonferenz scharf zurück: Zahlreiche Beschäftigte seien „in Ruhezeit oder im Urlaub“ gewesen und hätten daher gar nicht streiken können. Vielmehr habe die Bahn ihr Versprechen nicht halten können, im Fernverkehr 25 Prozent der Züge und im Regionalverkehr 40 Prozent weiterhin anzubieten.
Die GDL hatte den Güter- und Personenverkehr von Mittwoch- bis Freitagmorgen bestreikt, und das erst wenige Stunden vorher angekündigt. Insgesamt waren drei Viertel der Fernverkehrsverbindungen ausgefallen. Auch im Regionalverkehr gab es starke Einschränkungen. Im Tarifkonflikt fordert die GDL Lohnerhöhungen von rund 3,2 Prozent und eine einmalige Sonderzahlung in Höhe von 600 Euro. Bisher wurden vier Verhandlungsrunden geführt.
Vom Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) am Mittwoch und Donnerstag sind, laut Bahn, mehrere Millionen Menschen betroffen gewesen. „Berufspendler mussten im städtischen Nahverkehr von der Bahn auf das Auto ausweichen, Urlaubsreisende auf andere Fernzüge umsteigen, weil der gebuchte Zug wegen des Streiks gar nicht fuhr“, erklärte die Deutsche Bahn (DB) am Freitag. An normalen Tagen nutzen demnach rund 4,6 Millionen Fahrgäste die Züge des Nah- und Fernverkehrs der DB.
DB: Millionen Menschen von GDL-Streik betroffen
Die Bahn fuhr mit einem Ersatzfahrplan. Am Mittwoch rollten demnach im Fernverkehr 200 Züge mit rund 100.000 Passagieren auf den Hauptachsen durchs Land, am Donnerstag 220 Züge mit 115.000 Passagieren. Im Nahverkehr lag das Angebot an beiden Tagen demnach bei rund 40 Prozent des normalen Fahrplans. Hier gab es jedoch große regionale Unterschiede.
Die Gewerkschaft hat ihr Streikziel nach Ansicht der DB dennoch verfehlt. „Abgesehen von Lokführern und einem geringeren Anteil Bordpersonal hat in der Infrastruktur so gut wie niemand gestreikt“, sagte eine Unternehmenssprecherin. „Das steht im kompletten Gegensatz zu den Ankündigungen der GDL-Führung, Beschäftigte im Netz, in den Werkstätten oder an den Bahnhöfen repräsentieren zu wollen. Damit hat die GDL-Spitze ihr eigentliches Arbeitskampfziel nicht erreicht.“
Von Mittwochmorgen bis Freitagmorgen legten demnach rund 5.400 Lokführer von insgesamt rund 19.700 DB-Triebfahrzeugführern die Arbeit nieder. Von den über 48.000 Mitarbeitenden der Tochter DB Netz seien insgesamt 72 Fahrdienstleiter im Ausstand gewesen, im vom Streik umfassten Bereich der Instandhaltung 30 von über 24.700 Beschäftigten. Von den rund 5.600 Mitarbeitenden, die als Aufsichten oder als Servicemitarbeiter an den Bahnhöfen arbeiten, beteiligten sich laut DB 18 am Arbeitskampf.
FDP für Schlichtung im Tarifstreit zwischen Bahn und GDL
Im Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL plädiert die FDP nun für eine Schlichtung. „Der Streik hat Deutschland quasi für zwei Tage lahmgelegt. Angesichts von Corona und der wirtschaftlichen Situation war das ein Tiefschlag“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der FDP im Bundestag, Oliver Luksic, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Freitag). Eine möglichst schnelle und faire Lösung wäre im Interesse aller.
Die Grünen forderten die Abschaffung des Tarifeinheitsgesetzes, das aus ihrer Sicht zur Verschärfung des Streits beigetragen hat. „Die Regierungsfraktionen tragen für dieses unsägliche Gesetz die Verantwortung. Es ist unverständlich, dass die SPD daran festhält“, sagte Stefan Gelbhaar, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, dem RND. Die Deutsche Bahn solle erwägen, das Tarifeinheitsgesetz nicht anzuwenden.
Tino Schopf, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, sieht das grundlegende Problem des Konfliktes im Konkurrenzkampf der beiden Bahngewerkschaften EVG und GDL. „Die GDL schlägt aufgrund geringerer Mitgliederzahlen immer die lauteren Töne an, um buchstäblich nicht unter die Räder zu kommen. Langfristig kann es im Konzern DB AG nur konstruktiv vorangehen, wenn sich die beiden Gewerkschaften untereinander einmal an einen Tisch setzen und besprechen, wie es weitergehen soll“, sagte er dem RND.
Die GDL hatte ab Dienstagabend den Güterverkehr und ab Mittwochmorgen den Personenverkehr bestreikt. Nach Angaben der Bahn fuhren nur rund 25 Prozent der Züge auf Fernstrecken. Nach dem Ende der Streiks am Freitagmorgen startete der Bahnverkehr nach Unternehmensangaben wieder „weitgehend normal“.
Die GDL will durch den Streik ein neues Angebot des Konzerns im Tarifstreit erzwingen. Das zuletzt von der Bahn vorgelegte Angebot bezeichnete sie als „nicht verhandelbar“. So fordert die Gewerkschaft etwa eine Corona-Prämie und eine Lohnerhöhung in diesem Jahr. Die Bahn will bislang erst 2022 mehr zahlen. (dts/afp)
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