Flugzeuge mit Coronavirus-Verdachtsfällen werden auf fünf deutsche Flughäfen umgeleitet
Der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV, Ralph Beisel, hat angesichts des sich weiter ausbreitenden Coronavirus auf die Notfallpläne deutscher Flughäfen verwiesen. „Die Internationalen Gesundheitsvorschriften der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sehen für Deutschland fünf Flughäfen vor, die zum Schutz der öffentlichen Gesundheit sogenannte Kernkapazitäten vorhalten müssen“, sagte Beisel der „Rheinischen Post“ (Montagsausgabe). Im Falle der Ankunft eines Passagierflugzeuges, welches einen Verdachtsfall an Bord habe, würde die betreffende Maschine zu einem dieser Flughäfen umgeleitet.
„In Deutschland zählen dazu Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt, München und Berlin“, sagte Beisel. Grundsätzlich seien die Gesundheitsbehörden der jeweiligen Bundesländer zuständig für die Umsetzung der Maßnahmen. „Notfallpläne für den Umgang mit gefährlichen Infektionen auf deutschen Flughäfen existieren seit Jahren und haben sich in der Vergangenheit bewährt, so etwa 2003 bei SARS, 2006 bei einem Fall von Lassafieber oder 2009 im Zuge der Ausbreitung der Schweinegrippe“, sagte Beisel. „Grundlage für die kontinuierliche Weiterentwicklung dieser Notfallpläne sind Erkenntnisse und Vorschriften der Weltgesundheitsorganisation.“
Erste Staaten holen Bürger aus Wuhan
Angesichts der rasanten Ausbreitung des neuartigen Coronavirus in China planen erste Staaten Evakuierungsmaßnahmen: Die USA, Frankreich und Japan kündigten an, ihre Bürger rasch aus der besonders betroffenen Stadt Wuhan zu holen. Die Bundesregierung dagegen plante vorerst keine Evakuierungen. Mit immer drastischeren Maßnahmen versuchten die chinesischen Behörden derweil, die Epidemie in den Griff zu bekommen, an der bis Sonntag knapp 2000 Menschen erkrankten und 56 Patienten starben.
Das US-Außenministerium kündigte für Dienstag einen Flug von Wuhan nach San Francisco an. Er stehe neben dem Personal des US-Konsulats auch US-Privatpersonen zur Verfügung, allerdings seien die Kapazitäten „sehr begrenzt“. Rund tausend US-Bürger sollen sich nach Angaben des „Wall Street Journals“ in Wuhan aufhalten.
Auch Japans Regierungschef Shinzo Abe kündigte am Sonntag an, alle Staatsbürger aus Wuhan zu holen, wenn sie dies wünschten. Frankreich plant eine Evakuierungsaktion aus der Provinz Hubei, in der Wuhan liegt, per Bus. Aus Regierungskreisen in Berlin verlautete hingegen, das Auswärtige Amt berate noch mit den Betroffenen und Partnerorganisationen vor Ort, wie mit der Situation umzugehen sei. Demnach leben in der Region etwa hundert Deutsche mit ständigem Wohnsitz.
Besondere Sorge bereitet den Behörden die Ähnlichkeit des neuen Virus mit dem Sars-Virus, dem in den Jahren 2002 und 2003 hunderte Menschen erlagen. Chinesische Experten sagten am Sonntag, nach derzeitigem Wissensstand sei das neue Virus weniger gefährlich als der Sars-Erreger. Im Gegensatz zum Sars-Virus sei es allerdings schon während der bis zu zwei Wochen langen Inkubationszeit ansteckend, was den Kampf gegen seine Ausbreitung deutlich erschwert. Chinas Staatschef Xi Jinping sprach nach einer Krisensitzung der KP-Führung von einer „ernsten“ Bedrohung.
56 Millionen Menschen unter Quarantäne
Mit drastischen Reisebeschränkungen und weiteren Maßnahmen versuchten die chinesischen Behörden, die Ausbreitung des Virus in den Griff zu bekommen. Nach Wuhan steht inzwischen praktisch die gesamte Provinz Hubei unter Quarantäne, betroffen sind rund 56 Millionen Menschen. Vier Großstädte, darunter Peking und Shanghai, sowie die östliche Provinz Shandong setzten den Verkehr von Überlandbussen aus.
Die Zentralregierung untersagte zudem alle Gruppenreisen im In- und Ausland: Auslandsreisen werden demnach ab Montag ausgesetzt, Gruppenreisen im Inland ab Freitag.
Nach einer Reihe von Großstädten wiesen am Sonntag auch die bevölkerungsreichste Provinz Guangdong im Süden sowie die Provinz Jiangxi im Zentrum des Landes alle Einwohner an, Mundschutz zu tragen. Davon betroffen sind allein in Guangdong mehr als 110 Millionen Menschen. Das Industrieministerium hatte zuvor versichert, mit allen Mitteln dafür zu sorgen, dass genügend Atemschutzmasken zur Verfügung stehen werden.
Wuhan glich unterdessen einer Geisterstadt. Statt der zum Neujahr üblichen festlichen Menge waren am Wochenende nur wenige Menschen mit ihren obligatorischen Atemschutzmasken in den Straßen zu sehen. Die ungewöhnliche Stille wurde nur von Lautsprecher-Durchsagen durchbrochen. Die Bewohner wurden aufgerufen, keine Gerüchte zu verbreiten und bei ersten Anzeichen von Unwohlsein ins Krankenhaus zu gehen.
Zwei Spezialkliniken in Bau
Zur Entlastung der heillos überforderten Ärzte dort entsandten die Behörden hunderte zusätzliche Ärzte und Krankenpfleger nach Wuhan. In der Stadt sollen darüber hinaus in kürzester Zeit zwei Spezial-Kliniken zur Behandlung von Coronavirus-Patienten entstehen: Mit dem Bau eines Krankenhauses, das am 3. Februar in Betrieb gehen und tausend Betten haben soll, wurde bereits begonnen. Am Samstag kündigten die Behörden den Bau einer weiteren Klinik mit 1300 Betten binnen 14 Tagen an.
Außer in China traten einzelne Infektionsfälle auch in anderen Ländern rund um den Globus auf, darunter in den USA, Australien und Frankreich. Österreich und Kanada meldeten am Wochenende jeweils einen Verdachtsfall. Ein Verdachtsfall in Berlin bestätigte sich nicht. (afp/dts/sua)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion