Bei der Bahn drohen höhere Ticketpreise und weniger Angebot

Leipzig-Karlsruhe, Gera-Köln, Norddeich Mole-Leipzig: Diese Strecken werden vermutlich in den kommenden Jahren nicht mehr per Intercity-Zügen bedient. Auch die Strecke Dresden-Rostock war im Gespräch, gestrichen zu werden.
Titelbild
Ein Zug der Deutschen Bahn bei Koblenz.Foto: Kinek00 / iStock
Epoch Times26. Juni 2024

Die Bahn plant offenbar, ihr Angebot an Intercity-Zügen im kommenden Jahr bundesweit zu reduzieren. Das geht aus einem vertraulichen Schreiben des Konzerns an die Bundesnetzagentur hervor, über das der „Spiegel“ berichtet.

Demnach sollen in zahlreichen Städten dann keine Fernverkehrszüge mehr halten. Besonders betroffen sind dem „Spiegel“ zufolge Orte in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen sowie Mecklenburg-Vorpommern.

Leipzig-Karlsruhe, Gera-Köln, Norddeich-Leipzig

Im kommenden Jahr werden vermutlich auf folgenden Strecken keine Fernzüge mehr fahren: Karlsruhe – Stuttgart – Aalen – Crailsheim – Nürnberg – Leipzig durch das Saaletal (Intercity-Linie 61), Gera – Weimar – Erfurt – Gotha – Kassel – Dortmund – Köln (Intercity-Linie 51), Norddeich Mole – Oldenburg – Bremen – Hannover – Magdeburg – Köthen – Leipzig (Intercity-Linie 56).

Darüber hinaus soll offenbar das Angebot an ICEs nach Stralsund an der Ostsee wohl in der Nebensaison stark reduziert werden. Die betroffenen Intercitys und ICEs gehören demnach zu den am schwächsten ausgelasteten Zügen der Deutschen Bahn.

Ein Ende der ebenfalls schwach ausgelasteten Intercity-Verbindung von Dresden nach Rostock konnte offenbar durch politischen Druck gestoppt werden, so das Nachrichtenmagazin.

Schienenmaut und teurere Fahrpreise

Grund für die Streichung sei die Eigenkapitalerhöhung bei der Bahn, die die Infrastruktursparte zwingt, die Schienenmaut stark anzuheben. Das macht zahlreiche Verbindungen nicht mehr rentabel. Bei der Schienenmaut handelt es sich um eine Gebühr für die Nutzung des Schienennetzes.

Die teure Maut stellte die DB Fernverkehr AG „in der Tat vor erhebliche Herausforderungen und kann angesichts der derzeit herausfordernden wirtschaftlichen Lage nicht kompensiert werden“, sagte ein Sprecher des Konzerns dem „Spiegel“.

Der Sprecher schloss auch teurere Fahrpreise nicht aus: „Wenn die Erhöhung in der angekündigten Größenordnung, die deutlich über dem durchschnittlichen inflationsbedingten Kostenanstieg liegt, direkt an die DB Fernverkehr AG weitergegeben würde, dann sind Angebotsreduktionen und auch eine Erhöhung der Ticketpreise unumgänglich“.

Konkret bedeute das, „dass für die DB Fernverkehr AG schlecht ausgelastete Züge nicht mehr tragbar wären und das Angebot entsprechend reduziert werden muss“. Zu den einzelnen von der Streichung betroffenen Verbindungen wollte sich das Unternehmen am Dienstagabend nicht äußern. „Vertrauliche Korrespondenz kommentieren wir grundsätzlich nicht“, hieß es.

Der Bund übernimmt einen Großteil der Kosten

Die Trassenpreise werden von der Infrastruktursparte der Bahn erhoben, also hauptsächlich von der DB Netz AG, dem Infrastrukturunternehmen der Deutschen Bahn. Die Trassenpreise basieren auf einem modularen System, das verschiedene Faktoren berücksichtigt:

  • Streckenkategorie: Der Grundpreis liegt zwischen 2,92 und 9,97 Euro pro Trassenkilometer.
  • Nutzungsart: Es gibt unterschiedliche Trassenprodukte für Personen- und Güterverkehr.
  • Zuggewicht: Schwere Züge ab 3.000 Tonnen zahlen einen Zuschlag.
  • Lärmemissionen: Lautere Züge, insbesondere im Güterverkehr, zahlen einen Aufschlag.

Die Trassenpreise fließen in den Finanzierungsbedarf der DB Netz AG ein, wobei der Bund einen Großteil der Kosten für die Bundesschienenwege trägt. Seit 2018 gibt es eine Trassenpreisförderung für den Schienengüterverkehr, die zu einer annähernden Halbierung der Schienenmaut in diesem Bereich führt.

Grüne kündigen Widerstand an

Der Bundesvorsitzende der Grünen, Omid Nouripour, hat Widerstand gegen geplante Streichungen von IC-Verbindungen der Deutschen Bahn angekündigt.

„Das passt nicht zusammen und das ist auch nicht hinnehmbar für uns“, sagte Nouripour den TV-Sender RTL und ntv am Mittwochmorgen. „Wir werden miteinander zusammen mit dem Verkehrsminister alles daransetzen, dass das nicht passiert.“

Es gehörte „zur Daseinsvorsorge, dass die Menschen auch ohne Auto reisen können“, so Nouripour. „Ich bin auch ein bisschen irritiert davon, dass die Deutsche Bahn nach all den Fehlern, die es gegeben hat in den letzten Jahren, die Ursachen eindeutig draußen sucht. Ich glaube, dass das so nicht geht“, sagte der Grünen-Chef. (dts/red)



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