Regenwald-Killer Palmöl: So vermeidet man es in Supermarktprodukten
Ein echtes Naturtalent scheint diese Ölpalme zu sein. Sie ist wesentlich ertragreicher als Sonnenblume oder Raps. Vor Jahren noch Rarität wird heute in Indonesien jede Stunde Regenwald in der Größe von hundert Fußballfeldern für Palmölplantagen gerodet. Mit diesen Worten beginnt eine „arte“-Doku über das für Investoren verlockende Öl. Es geht neben den asiatischen Hauptkonsumenten auch nach Deutschland, „wo es in jedem zweiten Produkt im Supermarkt drin ist“. Das sagt Ilka Petersen vom WWF in der „arte“-Sendung Xenius.
Vor allem für Süßes und Fertigprodukte, aber auch Margarine, Kosmetik, Waschmittel und Biodiesel werde Palmöl verwendet, erklärt Petersen weiter. „Die Eigenschaften sind einfach perfekt – gerade für die Weiterverarbeitung.“ Lebensmittelchemikerin Simone Peschke kann ihr da nur zustimmen: „Palmöl hat sehr viele positive Eigenschaften, die andere Fette nicht haben.“ Es ist hitzestabil, oxidationsstabil und enthält keine Transfettsäuren. Arte-Moderator Adrian Pflug betrachtet das Palmöl und sagt: „Es sieht ein bisschen wie festgewordener Möhrenbrei aus.“ Und als er es zur Probe in den Mund nimmt, merkt er gleich, wie gut es schmilzt. Das Fruchtfleisch der Palmpflanze liefert Palmöl, während man aus dem Kern Palmkernöl gewinnt. Beide sind gefragt.
Indonesien rodet stündlich hundert Fußballfelder Regenwald
Von den guten Eigenschaften des Palmöls wissen auch die Investoren, die dafür vor allem in Indonesien riesige Flächen Regenwald brandroden: hundert Fußballfelder stündlich in Indonesien, so "arte". Sie legen dazu gezielt Brände, deren giftige Gase der einheimischen Bevölkerung zu schaffen machen. Zudem steht der Regenwald auf Torfboden, der bis zu 50 mal mehr CO2 bindet als normaler Boden, so die „arte“-Dokumentation. Das Kohlendioxid wird bei Rodung dann freigesetzt. Zudem sind gute Arbeitsbedingungen für die Plantagenarbeiter gerade beim Einsatz von schädlichen Pflanzengiften nicht gewährleistet oder werden schwammig formuliert, wie Petersen vom WWF weiß. Außerdem nimmt die Palmindustrie den Orangutans ihren natürlichen Lebensraum weg. Von den im Dschungel lebenden Sumatra-Tigern soll es nur noch 400 geben.
Warnung vor gesundheitlichen Gefahren
Auch von gesundheitlicher Seite aus betrachtet ist Palmöl bedenklich: Bereits 2009 warnte das Bundesministerium für Risikobewertung vor den in raffinierten pflanzlichen Fetten enthaltenen 3-MCPD- und Glycidol-Fettsäureestern, die in besonders hoher Konzentration in Palmöl vorkommen. Bei der Verdauung kann aus den Glycidol-Fettsäureestern Glycidol abgespalten werden, das Fachleute als krebsauslösende Substanz betrachten. Das berichtet die „Albert Schweizer Stiftung“.
Die Geschäftsleute aus der Palmindustrie sehen darüber gelinde hinweg. Es geht schließlich um sehr viel Geld. Schon drei Jahre nach Pflanzung trägt die Ölpflanze 40 Kilo schwere Fruchtstände: ein durchweg ertragreiches Geschäft. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Nachfrage nach Palmöl weltweit verdoppelt und steigt ständig weiter an. „Die jährlichen Dividenden zaubern dir ein Lächeln ins Gesicht“, meint ein Investment-Banker aus Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur im „arte“-Interview.
Das Siegel, das kein Siegel ist
Aufgrund der anhaltenden Kritik an der Herstellung von Palmöl wurde 2004 auf Initiative des WWF der Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO) gegründet, der seit 2008 ein Zertifikat für nachhaltig produziertes Palmöl vergibt. Doch viele NGOs lehnen das RSPO-Siegel als „Ettiketten-Schwindel“ ab. Das geht aus einer umfangreichen Analyse über Palmöl der „Albert Schwitzer Stiftung“ hervor. Was also kann der Verbraucher tun?
Diese App enttarnt Palmöl in Produkten
Zunächst einmal kann er herausfinden, in welchen Produkten Palmöl überhaupt steckt, was mitunter zu Verwunderung führt. Unter www.umweltblick.de findet der Interessierte einen umfassenden Einkaufsführer für palmölfreie Produkte, der regelmäßig aktualisiert wird.
Wer direkt im Supermarkt einzelne Artikel auf Palmöl überprüfen will, kann das mit der kostenfreien App "Codecheck“. Doch der Verzicht auf Palmölprodukte hat seinen Preis: Der Einkauf der palmfettfreien Alternativen kostet fast das Doppelte. (kf)
Die Arte-Doku zum Thema „Palmöl“ ist noch bis zum 26. Mai in der Mediathek abrufbar.
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