Rasant steigende Eigenanteile bei der Pflegeversicherung geben Anlass zur Sorge- IW fordert Systemwechsel

Rasant steigende Eigenanteile sorgen für Debatte. Derzeit ist das Verhältnis zwischen den Kosten, die von der Pflegeversicherung und denen, die von den Angehörigen übernommen wird, nicht festgelegt. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) fordert einen Systemwechsel.
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Symbolbild.Foto: istock
Epoch Times20. November 2019

In der Debatte über die Zukunft der Pflegeversicherung fordert das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) einen Systemwechsel.

„Kern des Vorschlags ist es, das heutige System der Pflegefinanzierung auf zwei Säulen zu stützten“, heißt es in einem Konzept des Instituts, über das die Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ in ihren Mittwochsausgaben berichten.

Debatte über rasant steigende Eigenanteile

„Die gegenwärtige Pflegeversicherung übernimmt einen gesetzlich fixierten prozentualen Anteil an den Gesamtkosten, eine kapitalgedeckte Eigenanteilsversicherung den verbliebenen Anteil – gegebenenfalls mit einem politisch definierten Eigenanteil versehen.“

Bisher ist das Verhältnis zwischen den Kosten, die von der Pflegeversicherung getragen werden, und denen, die von den Pflegebedürftigen zu zahlen sind, nicht festgelegt. Hintergrund des Vorstoßes ist die Debatte über rasant steigende Eigenanteile für Pflegebedürftige insbesondere in Heimen.

Gesundheitsminister Jens Spahn hatte zuvor einen breiten Dialog zur künftigen Finanzierung der Pflege angekündigt. Der CDU-Politiker will mehr Berechenbarkeit bei Eigenanteilen für Pflegebedürftige erreichen.

Sachleistungenbegrenzung

Nach dem Vorschlag der IW-Forscher Susanna Kochskämper, Christine Arentz und Maik Moritz könnte der Anteil der Sachleistungen, die von der Pflegeversicherung übernommen werden, auf knapp 73 Prozent begrenzt werden.

„Die zweite Säule würde die verbliebenen rund 27 Prozent an den Sachleistungen finanzieren, die bisher als Eigenanteile von den Versicherten individuell zu leisten sind“, heißt es in dem Konzept. Dies solle über Vermögens- und Kapitalbildung gesehen, „um eine weitere Belastung der jüngeren Generation im Umlageverfahren zu vermeiden“.

Ausdrücklich offen lassen die IW-Forscher, ob die Zusatzversicherung für alle zwingend oder optional sein soll. Für Geringverdiener, „die eine Prämie für die Eigenanteilsversicherung nicht aus eigenen Mitteln bestreiten können“, sieht der Vorschlag die Möglichkeit einer staatlichen Förderung vor.

Option auf Deckelung der Prämie

Auch die Option einer Deckelung der Prämie wird genannt – auf 50 oder 80 Euro monatlich. Alternativ-Vorschläge wie ein Festschreiben der Eigenanteile ohne eine Zusatzversicherung, was derzeit unter dem Stichwort „Sockel-Spitze-Tausch“, diskutiert wird, lehnen die IW-Forscher ab.

Da dabei die Eigenanteile nicht mit der spezifischen Teuerungsrate von Pflegeleistungen fortgeschrieben werden sollten, bedeute dies lediglich eine Ausweitung der gesetzlichen Pflegeversicherung.

Dies sei in Zeiten des demografischen Wandels riskant: „Auf mittlere Sicht besteht dann das politische Risiko, Leistungen kürzen zu müssen, weil der Druck auf den Beitragssatz und damit die Belastung der jüngeren Generationen zu stark steigen.“ (dts)

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