Plastik im Meer: Hat dieser geniale Holländer die Lösung?
Im Nordpazifik treibt laut WWF ein Müllstrudel von der Größe Zentraleuropas. Kein schönes Bild. Das fand auch der 21-jährige Boyan Slat aus Delft in den Niederlanden. Er geht gerne tauchen und es erschütterte ihn, was er auf den Azoren sah. Ihm kam eine Idee.
Nun könnte man meinen, so wie das Plastik ins Meer kommt, so kommt es auch wieder heraus. Doch so einfach ist das nicht. "Das nachsorgende Sammeln von Müll im Meer und am Strand ist aufwändig, kostspielig und erreicht nur einen kleinen Teil des Mülls", erklärt das Umweltbundesamt.
Dem jungen Forscher kamen folgende Gedanken: "Wieso Energie damit verschwenden, dem Plastik hinterherzujagen, wenn er von selbst zu uns kommt?"
Schwimmende Barrieren fangen den Müll ab
Er möchte schwimmende Filter in XXL einsetzen, die aus einer Plattform am Meeresboden und seitlich angebrachten Armen bestehen. Sie sollen den Müll “abgreifen”. Der Müll verfängt sich in den Filtern, die so platziert werden, dass die natürliche Wasserströmung das Plastik auf sie zutreibt. Der “STERN” berichtete.
Nur etwa drei Meter würden die schwimmenden Barrieren ins Wasser ragen. Das ist vorteilhaft. Der Großteil des Plastiktreibgutes schwimmt gerade in diesen Höhen, während die Meeresbewohner einfach unter ihnen hindurchtauchen können.
Er plant eine Konstruktion, die von der Größe her einen ganzen Ozeanwirbel umfasst und mehr als sieben Millionen Tonnen Plastikmüll aus dem Wasser holen könnte.
Slats Idee ist realistisch
Auf ihrer Website veröffentlichte "The Ocean Cleanup", so der Name des Projektes, eine Machbarkeitsstudie: "Die Studie bestätigt, dass das Konzept eine machbare Methode ist, um fast die Hälfte des gesamten Plastiks der Großen Pazifischen Müllhalde zu entfernen", heißt es dazu.
"Ich fürchte, dass Slat und seine Mitarbeiter die Dimensionen und Kräfte unterschätzen, mit denen sie es im Ozean zu tun haben", zitiert der “STERN” Lars Gutow, Biologe am Helmholtz-Zentrum für Polar und Meeresforschung in Bremerhaven. In 4000 Meter Tiefe eine stabile Plattform anzubringen, sei eine enorme Herausforderung. "Und selbst wenn es funktioniert, ist nicht gesagt, wie lange die Konstruktion unter den Bedingungen des offenen Ozeans hält.”
Die Fördergelder für den Prototyp stehen
Doch Slat gibt nicht auf mit seiner Idee und hat nun auch die ersten Fördergelder bekommen. Im Juni 2016 wird ein Prototyp seiner Anlage vor der niederländischen Küste getestet, wie auf “Theoceancleanup.com” zu lesen ist. Die Niederlande hat Vertrauen in Slat und beteiligt sich über die Ministerien für Infrastruktur und Umwelt sowie Wirtschaft mit einer halben Million Euro.
1,5 Millionen Euro sollen Herstellung, Bereitstellung und Prüfung des Prototyps für die Nordsee kosten. Das Ocean Cleanup Team gab bekannt, dass es die erforderlichen Summen erfolgreich gesichert habe. Ein Drittel wird zum Beispiel von dem weltbekannten Bagger- und Marine-Unternehmen Royal Boskalis Westminster N.V. beigesteuert.
Der Nordsee-Prototyp setzt Signale. Er ist das erste Ozeanreinigungssystem der Welt. Er überstreckt sich über 100 Meter und wird bald vor der Küste von Scheveningen Hafen eingesetzt. Ziel sei zunächst die schwimmende Barriere bei allen Wettern zu beobachten als auch zu analysieren, insbesondere bei orkanartigen Stürmen und Wellen.
Bis 2020 will Ocean Cleanup eine 100 Kilometer lange Anlage zwischen Hawaii und Kalifornien in Betrieb nehmen. Die Forscher haben ausgerechnet, dass ihre Konstruktion in der Lage sein könnte, die Hälfte des Plastikmülls im großen pazifischen Strudel aus dem Verkehr zu ziehen.
Boyan Slat bedankt sich recht herzlich bei allen Unterstützern, die es ermöglichen, die größte Ozeanreinigung in der Geschichte voranzutreiben.
TedX-Talk erregte Aufsehen
Vor fast vier Jahren hatte Slat seine Idee auf einer TedX-Konferenz in Delft vorgestellt. Sogar Experten wurden auf den Forscher-Nachwuchs aufmerksam. Seitdem melden sich immer wieder Wissenschaftler und Ingenieure bei ihm.
Das Plastikproblem ist nicht nur ein ästhetisches. Schildkröten halten angespülte Plastiktüten für Quallen und Fische winzige Plastikteilchen für Plankton. Die Tiere verenden jämmerlich. (kf)
Mehr Infos:
http://www.theoceancleanup.com
Der TedX-Talk:
Aktuell:
Wegen Treibgut und Mikropartikeln aus Shampoos: 2050 mehr Plastik als Fische im Meer
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