Organspende in Corona-Zeiten auch bei positiv Getesteten möglich
Jedes Jahr findet der Tag der Organspende am ersten Samstag im Juni in Deutschland statt. Diesmal fällt er auf den 4. Juni. Seit 1983 gibt es zu diesem Anlass spezielle Aktionstage. Ziel ist es, „Menschen überall in Deutschland dazu zu motivieren, eine Entscheidung zur Organspende zu treffen“, heißt es auf der Website „tagderorganspende.de“, die von der Stiftung Universitätsmedizin Essen betrieben wird.
Bereits ab dem 14. Lebensjahr kann ein Jugendlicher einer Organspende widersprechen; ab 16 kann er seine Bereitschaft zur Organspende erklären. Sowohl Widerspruch als auch Zustimmung oder Einschränkungen können im Organspendeausweis oder einer Patientenverfügung hinterlassen werden. Sofern eine eindeutige Regelung nicht zu Lebzeiten getroffen wird, müssen Angehörige darüber entscheiden, ob der Sterbende als Organspender infrage kommt oder nicht.
8.500 Patienten warten auf Spenderorgane
„Vor dem Hintergrund, dass jedes einzelne Organ zählt und Leben retten kann, stehen wir vor einer dramatischen Entwicklung für die rund 8.500 Patienten auf den Wartelisten“, erklärte Dr. Axel Rahmel, medizinischer Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation, gegenüber dem „Ärzteblatt“. Im ersten Quartal 2022 gab es nach Angabe der DSO einen massiven Einbruch an Organspenden. Die Anzahl der Organspender ging im Vergleich zum Vorjahr in den ersten drei Monaten von 249 auf 176 zurück.
Der Rückgang sei völlig unerwartet gekommen – „zumal Deutschland bisher im Vergleich zu den meisten anderen Ländern ohne größere Einbußen durch die Pandemie gekommen ist“, so die DSO. In Gesprächen mit Angehörigen würde derzeit häufiger als im Vorjahr eine Organspende abgelehnt.
Ein weiteres Problem sind positive Corona-Tests der als Organspender in Frage kommenden Personen. Diese wurden laut DSO noch bis vor Kurzem von einer Organentnahme ausgeschlossen. In den letzten Wochen habe die Zahl potenzieller Organspender, bei denen das SARS-CoV-2-Virus „nur als Zufallsbefund“ nachgewiesen wurde, zugenommen, ohne dass die möglichen Spender diesbezüglich symptomatisch gewesen wären.
Dadurch habe sich die Zahl der Fälle, bei denen der Organspendeprozess wegen dieses Befundes abgebrochen wurde, im ersten Quartal 2022 gegenüber dem letzten Quartal 2021 nahezu verdoppelt. Zehn von 55 Organspendern wurden laut Rahmel allein im April 2022 positiv auf Corona getestet.
Organe von coronapositiven Spendern freigegeben
Seit März 2022 werden Organe von coronapositiven Spendern im Eurotransplant-Verbund, der Koordinationsstelle für die Zuteilung von Spenderorganen in acht europäischen Ländern, „im Einzelfall“ angeboten. Am 22. April veröffentlichte die Bundesärztekammer eine Empfehlung, wonach auch Personen mit „positivem SARS-CoV-2-Befund“ als potenzielle Organspender in Betracht kommen.
Eine Entscheidung, ob diese Organe transplantiert werden, müsse im Rahmen einer Risiko-Nutzen-Abwägung und unter Würdigung der Gesamtumstände des Einzelfalls getroffen werden. Eine akute Corona-Infektion des Spenders sei allerdings ein „Risikofaktor“, so die Bundesärztekammer. Als niedriges Risiko gelte hingegen, wenn die Viruslast gering (unter eine Mio Kopien/ml) ist, der CT-Wert steigt, keine typischen COVID-Symptome vorliegen und der Spender „vollständig geimpft und geboostert“ ist.
„Aus den USA wurden drei Fälle berichtet, bei denen es zu einer Übertragung einer SARS-CoV-2-Infektion vom Spender auf den Empfänger im Rahmen einer Lungentransplantation gekommen ist“, teilte die Bundesärztekammer mit. Bei allen anderen Organen seien „bislang keine gesicherten Übertragungen dieser Infektion vom Spender auf den Empfänger publiziert“. Allerdings seien die Spender- und Empfängercharakteristika „sehr variabel“; Daten zum Langzeitverlauf nach der Transplantation stünden bislang noch aus.
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