Noch ein Grund für Zahnseide: Prävention von Schlaganfällen

Laut aktuellen Forschungsergebnissen fördert die regelmäßige Nutzung von Zahnseide nicht nur die Mundgesundheit, sondern schützt dadurch auch Herz und Gehirn.
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Die Verwendung von Zahnseide hat laut Studien mehr gesundheitliche Vorteile als nur für die Mundhygiene.Foto: istock
Von 26. Februar 2025

Manch einem mag die Verwendung von Zahnseide als lästige Pflicht erscheinen. Eine neue Studie zeigt jedoch, dass sich die Mühe lohnen könnte: Zahnseide kann das Risiko eines Schlaganfalls durch Blutgerinnsel und Herzrhythmusstörungen verringern. Eine vorläufige Studie stützt die Forschungsergebnisse und kommt zu dem Schluss, dass ein bestimmtes Bakterium, das häufig im Mund vorkommt, mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko verbunden ist.

Es ist wichtig zu wissen, wie man Zahnseide richtig verwendet und auf welche Materialien man zurückgreifen kann, um sowohl von den bereits bekannten Vorteilen für die Mundhygiene als auch von den neuen Erkenntnissen zu profitieren.

Zahnseide und Schlaganfallrisiko

Die neue Studie, die auf der International Stroke Conference 2025 der American Stroke Association in Los Angeles vorgestellt wurde, wurde am Donnerstag in der Fachzeitschrift „Stroke“ veröffentlicht. Die Forscher wollten herausfinden, welche Art der Zahnpflege – Zahnseide, Zähneputzen oder regelmäßiger Zahnarztbesuch – am besten vor Schlaganfällen schützt.

Die Forscher werteten die Verwendung von Zahnseide zu Hause anhand eines strukturierten Fragebogens aus, den mehr als 6.000 Personen ohne Schlaganfall in ihrer gesundheitlichen Vorgeschichte und mehr als 6.000 Personen ohne Vorhofflimmern ausfüllten. Von den Personen, die angaben, mindestens einmal pro Woche Zahnseide zu verwenden, hatten 4.092 keinen Schlaganfall in der Vorgeschichte und 4.050 litten nicht an einer schweren Form von Herzrhythmusstörungen, dem sogenannten Vorhofflimmern (VHF), das ebenfalls das Risiko von Blutgerinnseln erhöht, die zu einem Schlaganfall führen können.

Die Studienteilnehmer beantworteten auch Fragen zu anderen Gewohnheiten im Zusammenhang mit der Zahngesundheit, wie regelmäßiges Zähneputzen und Zahnarztbesuche, und machten darüber hinaus Angaben zu Body-Mass-Index, Rauchen, Cholesterin, Diabetes und Blutdruck, die die Forscher bei der Analyse der Ergebnisse berücksichtigten.

Die Teilnehmer wurden über einen Zeitraum von 25 Jahren beobachtet. Während dieser Zeit erlitten 434 von ihnen einen Schlaganfall. Von diesen Schlaganfällen waren 147 auf ein Blutgerinnsel in einer großen Arterie des Gehirns (thrombotisch), 97 auf ein Blutgerinnsel aus dem Herzen (kardioembolisch) und 95 auf eine Verhärtung der kleinen Arterien (lakunär) zurückzuführen. Außerdem traten bei fast 1.300 Teilnehmern Vorhofflimmern auf.

Die Forscher stellten eine Verbindung zwischen der Verwendung von Zahnseide und einem um 22 Prozent geringeren Risiko für einen ischämischen Schlaganfall (Blutgerinnsel in einer Hirnarterie) sowie einem um 44 Prozent geringeren Risiko für einen Schlaganfall durch Blutgerinnsel, die vom Herzen wandern, fest. Die Verwendung von Zahnseide wurde auch mit einem um 12 Prozent geringeren Risiko für Vorhofflimmern und einer geringeren Wahrscheinlichkeit für Karies und Zahnfleischerkrankungen in Verbindung gebracht. 

Interessanterweise verringerten sich die Risiken signifikant, und zwar unabhängig von regelmäßigem Zähneputzen und Zahnarztbesuchen. Abweichungen wurden jedoch für thrombotische oder lakunäre Schlaganfälle festgestellt, wo das Risiko unabhängig von der Verwendung von Zahnseide war.

„Unsere Routinen bezüglich Mundgesundheit hängen mit Entzündungen und Arterienverkalkung zusammen. Die Verwendung von Zahnseide kann das Schlaganfallrisiko senken, da sie Infektionen und Entzündungen im Mundraum reduziert und andere gesunde Gewohnheiten fördert“, so der Hauptautor Dr. Souvik Sen, Leiter der neurologischen Abteilung am Prisma Health Richland Hospital und der medizinischen Fakultät der University of South Carolina in Columbia, South Carolina, in einer Presseerklärung.

„Viele Menschen haben zum Ausdruck gebracht, dass Zahnpflege eine kostspielige Angelegenheit ist“, sagte er. „Die Verwendung von Zahnseide ist eine gesunde Gewohnheit, die sich leicht umsetzen lässt, erschwinglich und überall verfügbar ist.“

Bakterien im Mundraum und Schlaganfallrisiko

Eine vorläufige Studie, die ebenfalls auf der International Stroke Conference vorgestellt wurde, stützt die Hypothese, dass Zahnseide zur Vorbeugung von Schlaganfällen beitragen kann.

Die Autoren stellten fest, dass Streptococcus anginosus, ein häufiger Bakterienstamm im Mund und Darm, in großer Zahl im Darm von Schlaganfallpatienten vorkommt. Streptococcus anginosus wird auch mit einer schlechteren Heilungsprognose und einem höheren Sterberisiko in Verbindung gebracht.

Diese Ergebnisse bauen auf einer früheren Studie desselben Forscherteams auf, in der das Kariesbakterium Streptococcus mutans mit einem erhöhten Risiko für Hirnblutungen in Verbindung gebracht wurde.

„Unsere Ergebnisse liefern neue Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Mundbakterien und Schlaganfallrisiko sowie über mögliche Strategien zur Schlaganfallprävention“, sagte der Hauptautor Dr. Shuichi Tonomura, Arzt in der Abteilung für Neurologie am National Cerebral and Cardiovascular Center in Osaka, Japan, in einer Presseerklärung. „Sowohl Streptococcus mutans als auch Streptococcus anginosus sind Bakterien, die Karies entstehen lassen, indem sie Säuren produzieren, die den Zahnschmelz zersetzen.“

Epoch Times fragte Tonomura, wie wichtig Zahnseide sei, um diese Bakterien, die mit Schlaganfällen in Verbindung gebracht werden, aus dem Mund zu entfernen. In einer E-Mail antwortete er, dass Zahnseide im Allgemeinen bakterielle Karies und Parodontitis reduziert und die Mundhygiene verbessert.

Zumindest ein Teil der Verbindung zwischen Mundgesundheit und Schlaganfall betrifft den Darm. „Wir gehen davon aus, dass die Reduzierung dieser Bakterien aus der Mundhöhle eine sinnvolle Strategie ist, um zu verhindern, dass sie in den Darm wandern, sodass Schlaganfällen vorgebeugt wird“, fügte er hinzu.

Die zugrunde liegenden Mechanismen

In einer Übersichtsarbeit, die im „American Heart Journal Plus: Cardiology Research and Practice“ veröffentlicht wurde, wird festgestellt, dass es epidemiologische Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Zahnfleischerkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) gibt. Zu den Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen Herzinfarkt, Schlaganfall, koronare Herzkrankheit und periphere arterielle Verschlusskrankheit.

Forscher haben Hypothesen aufgestellt, wie der Zusammenhang zwischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfall zustande kommen könnte. Laut diesen Überlegungen gelangen Bakterien aus dem Zahnbelag in den Blutkreislauf und aktivieren Blutplättchen oder Zellfragmente im Blut, die an der Blutgerinnung beteiligt sind. Wenn sie aktiviert werden, verschmelzen die Blutplättchen und bilden ein Gerinnsel, was ein kardiovaskuläres Problem verursachen kann.

Die Aktivierung der Blutplättchen kann auch zur Freisetzung von Entzündungsmediatoren führen, die zur Entstehung von Fettablagerungen in den Arterien (Arteriosklerose) und zur Bildung von Blutgerinnseln (Thromben) beitragen. Diese Entzündungsmediatoren können zu einer chronischen systemischen Entzündung führen, die vermutlich ebenfalls eine Rolle spielt.

Dr. Leonard Pianko, Gründer und medizinischer Direktor des Aventura Cardiovascular Center, erklärte in einer E-Mail an die Epoch Times, dass Zahnseide neben Zähneputzen und regelmäßigen Zahnarztbesuchen ein wesentlicher Bestandteil der Vorbeugung von Zahnfleischerkrankungen sei. Die Benutzung von Zahnseide entfernt Plaque und Bakterien von den Zähnen und beugt Zahnfleischerkrankungen vor, wodurch das Risiko für Herzkrankheiten und Schlaganfälle verringert wird.

„Nicht jeder, der Zahnfleischerkrankungen hat, entwickelt Herz-Kreislauf-Probleme, und nicht jeder, der Herzprobleme hat, hat auch Zahnfleischerkrankungen“, so Pianko. „Die Forschung deutet jedoch auf einen starken Zusammenhang hin, weshalb eine gute Mundpflege unerlässlich ist.“

Tipps zur Verwendung von Zahnseide

Manchen Menschen fällt das Benutzen von Zahnseide schwer, aber das National Institute of Dental and Craniofacial Research hat folgende Tipps zusammengestellt:

  • Verwenden Sie Zahnseide nach Gefühl und nicht nur durch Hinschauen: Statt beim Verwenden von Zahnseide in den Spiegel zu schauen, kann es hilfreich sein, es nach Gefühl zu machen. Ferner kehrt ein Spiegel das Bild um, sodass es schwierig ist, Augen und Hände aufeinander abzustimmen.
  • Lange Zahnseide ist besser: Verwenden Sie ein mindestens 45 cm langes Stück Zahnseide und wickeln Sie den gebrauchten Teil um den Ring- und Mittelfinger. Kürzere Stücke sind schwieriger zu handhaben.
  • Sägen statt ruckartiger Bewegungen: Verwenden Sie eine Sägebewegung statt einer ruckartigen Bewegung, um die Zahnseide zwischen die Zähne zu schieben. Die ruckartigen Bewegungen können das empfindliche Gewebe zwischen den Zähnen schädigen.
  • Probieren Sie manuelle Alternativen aus: Eine Munddusche, Interdentalbürsten oder ein Zahnseidenhalter können ebenfalls hilfreich sein, um den Belag aus den Zahnzwischenräumen zu entfernen.

Abschließend ist noch zu beachten, dass einige Untersuchungen zeigen, dass manche Zahnseiden möglicherweise schädliche Chemikalien enthalten. Laut einer Studie in dem Fachmagazin Environmental Pollution“ fanden Forscher Mikroplastik in Zahnseide, während Wissenschaftler in einer anderen Studie in der Fachzeitschrift „Environmental Science: Processes and Impacts“ per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) nachwiesen.

Um dieses Risiko zu minimieren, kann man Zahnseide wählen, die als PFAS-frei gekennzeichnet ist. Alternativen sind auch Zahnseide aus Naturfasern wie Seide anstelle von Kunststoff und natürlichen Beschichtungen wie Bienenwachs anstelle von erdölbasiertem Wachs.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Another Reason to Floss: Protection From Stroke“. (deutsche Bearbeitung ee)



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