Natürliche Kräuter gegen Winterdepression
Während sich die einen auf die kalte Jahreszeit – mit heißer Schokolade, warmen Eintöpfen und frühen, ruhigen Abenden – freuen, empfinden es andere als eine düstere Zeit mit wenig Tageslicht.
Personen, die unter saisonaler Depression, kurz SAD (saisonal-affektive Störung) oder umgangssprachlich Winterdepression leiden, verspüren aufgrund der wenigen Sonnenstunden einen besonders hohen Leidensdruck.
Symptome von SAD
Zu den typischen Symptomen einer saisonalen Depression gehören:
- getrübte Stimmung, die zu einer möglichen (leichten) Depression führen kann,
- Energiemangel,
- Antriebslosigkeit und Interessenverlust an Aktivitäten, die einem ansonsten Freude bereiten,
- Veränderungen des Schlafverhaltens – erhöhtes Schlafbedürfnis, manchmal auch Schlaflosigkeit, und
- Gewichtszunahme.
Das Phänomen einer scheinbar saisonal begrenzten Form der Depression ist Psychiatern seit Langem bekannt. Im Jahr 1984 führte der Psychiater Norman Rosenthal eine klinische Studie durch, die in dem Journal „Archives of General Psychiatry“ veröffentlicht wurde und prägte darin den Begriff der saisonalen-affektiven Störung. Rosenthal und seine Co-Autoren definierten SAD als eine „jedes Jahr zur gleichen Zeit wiederkehrende Depression“.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zum Krankheitsbild
1994 wurde in der Fachzeitschrift „Journal of Psychosomatic Research“ eine Studie veröffentlicht, in der die Auswirkungen von Licht auf 1.571 Patienten mit SAD untersucht wurde. Die Studie zeigte, dass sich die Tendenz der Patienten, im Herbst und Winter mehr zu schlafen, nur geringfügig von derjenigen der Allgemeinbevölkerung unterschied. Was sich jedoch änderte, war die Schlafarchitektur, also die Dauer der Schlafzyklen.
Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2024, die in der Fachzeitschrift „Journal of Affective Disorders“ veröffentlicht wurde, bestätigte die vorherigen Erkenntnisse über SAD. Ebenfalls belegt wurde auch, dass es sich tatsächlich um eine psychische Erkrankung handelt.
Die Forscher wählten dabei 143 Patienten mit SAD im Winter aus und beobachteten sie in den folgenden Sommermonaten. Im Rahmen der klinischen Studie erhielten die Patienten eine Lichttherapie oder eine Verhaltenstherapie in der Gruppe.
Keine der beiden Behandlungen linderte die SAD-Symptome vollständig während der Winterzeit. Jedoch bei 79 Prozent der Patienten verschwanden die Depressionssymptome während der sonnigen Jahreszeit ohne Therapie vollständig.
Die neurochemischen Zusammenhänge
Die genauen Ursachen für die Entwicklung einer Winterdepression sind bisher nicht vollständig geklärt.
Neurochemische Substanzen wie Serotonin und Dopamin sind an unserem Schlaf-Wach-Rhythmus beteiligt. Während Dopamin anregend wirkt, wird Serotonin, das aus der Zirbeldrüse des Gehirns stammt, zur Produktion des schlaffördernden Hormons Melatonin verwendet.
Das Hormon Melatonin hat zudem weitreichende Wirkungen auf wichtige Organe wie das Herz, die Leber und das Gehirn. Es kann laut einem in der Zeitschrift „Molecular Neurobiology“ veröffentlichten Fachartikel sogar das Immunsystem modulieren.
Allerdings waren laut einem 2019 veröffentlichten Review, der mehrere randomisierte kontrollierte Studien umfasste, Therapien mit Melatonin nicht in der Lage, die Symptome von SAD zu verhindern. Allerdings könnte eine hohe Abbrecherquote bei den Studienteilnehmern die Ergebnisse beeinflusst haben.
In der Übersichtsarbeit wurde ebenfalls die Behandlung mit Agomelatin, einem Antidepressivum, untersucht. Entgegen den Ergebnissen einer früheren kleineren klinischen Studie konnte auch damit kein Durchbruch bei der Behandlung von Winterdepression erzielt werden.
Gängige Therapien bei SAD
Zu den häufig eingesetzten Therapien zählen Lichttherapien und vor allem die sogenannte Bright-Light-Therapie, wo weißes Licht, das circa 5- bis 20-mal heller ist als eine durchschnittliche Raumbeleuchtung, eingesetzt wird. Aber auch Antidepressiva, Psychotherapien und Vitamin D kommen regelmäßig zum Einsatz.
Homöopathische Ansätze beinhalten laut Karen Leadbeater, einer lizenzierten Homöopathin aus England, spezielle Zubereitungen aus kolloidalem Gold, auch bekannt als das „Sonnenmetall“ und Phosphor.
Laut Leadbeater „können die negativen Auswirkungen von SAD durch die Gesellschaft guter Freunde, durch Tanzen und Schokolade ein wenig gemildert werden“. Eine ähnliche Wirkung habe Phosphor, der für alles Leben entscheidend ist, einschließlich „Pflanzenzellen, wo er für den Prozess der Photosynthese – die Umwandlung der Energie des Sonnenlichtes in chemische Energie für Stoffwechselprozesse – unerlässlich ist“.
„Dieses Mittel wird aus weißem Phosphor hergestellt, einem in seiner natürlichen Form entflammbaren Element, dessen Name auf Griechisch ‚Lichtträger‘ bedeutet, da es bei Kontakt mit Sauerstoff schwach leuchtet“, sagt sie über eine homöopathische Zubereitung gegen Winterdepression in einem Interview mit Epoch Times.
Sanfte Kräuter gegen das neurochemische Ungleichgewicht
Das komplizierte Gleichgewicht zwischen dem Nervensystem, dem zirkadianen Zyklus, Licht und Dunkelheit sowie Ruhe und Erregung spielt immer dann eine Rolle, wenn die SAD ganzheitlich betrachtet werden soll.
In Kräuterkunde ausgebildet schaue sie immer auf die Pflanzenwelt, um mögliche Lösungen zu finden. Bei SAD kommen ihr besonders drei pflanzliche Verbündete in den Sinn. Diese drei Pflanzen wirken nervenberuhigend, aber haben auch antidepressive und angstlösende Eigenschaften.
Linde
In einer internationalen Studie von Wissenschaftlern aus Italien, Frankreich und den Vereinigten Staaten testeten die Forscher ein Kombinationspräparat aus Melatonin, Weißdorn, Vitamin B1 und Linde auf die Schlafqualität.
Die Untersuchung von 56 Teilnehmern bestätigte laut den Forschern, dass die Linde Entspannung und „möglicherweise Schlaf bei Stress“ fördern kann.
Für eine Tasse Lindenblütentee übergießt man zwei Teelöffel der getrockneten Pflanze mit ungefähr 250 Milliliter kochendem Wasser und lässt sie 15 Minuten ziehen. Lindenblütentee ist sehr mild und es können bis zu vier Tassen am Tag getrunken werden. Eine zu hohe Dosis könnte jedoch das Gegenteil bewirken und zu Erregungszuständen führen.
Baldrian
In einer randomisierten Doppelblindstudie, die 2023 in der Fachzeitschrift „Nutrients“ veröffentlicht wurde, erhielten Forscher ein Nahrungsergänzungsmittel, das unter anderem Baldrianwurzelöl enthielt. Weitere Komponenten waren Hopfenöl und niedrig dosiertes THC.
Zu den Teilnehmern gehörten 620 Patienten, die über Schlafstörungen, Stress und Angstzustände klagten. Die Forscher stellten „einen signifikanten Unterschied bei Schlafstörungen, Angst, Stress und Wohlbefinden“ zwischen den Teilnehmern, die das Nahrungsergänzungsmittel erhielten, und der Placebogruppe fest. Zudem zeigte sich, dass höhere Dosen von THC alleine keinen vergleichbaren Effekt hatten.
Baldrian ist ein krampflösendes Mittel, das beruhigend und manchmal auch leicht anregend wirken kann (vor allem beim Träumen). Er kann als Heiltee verwendet werden: Für einen halben bis einen Teelöffel getrocknete Baldrianwurzel sollten 300 Milliliter Wasser verwendet werden. Im Anschluss lässt man den Tee 30 Minuten lang zugedeckt ziehen. Trinken kann man täglich zweimal je 120 Milliliter. Eine Dosis sollte direkt vor dem Schlafengehen getrunken werden.
Zitronenmelisse
Die Auswirkungen von Melissenblättern auf Depressionen und Angstzustände in klinischen Studien waren das Thema einer umfassenden Metaanalyse, die 2021 in der Zeitschrift „Phytotherapy Research“ veröffentlicht wurde. Die Daten zeigten, dass Zitronenmelisse die durchschnittlichen Angst- und Depressionswerte im Vergleich zu Placebos signifikant senkte.
In einem Artikel aus dem Jahr 2022 in der Zeitschrift „Molecules“ wird Zitronenmelisse ebenfalls als mögliche Heilpflanze zur Behandlung von Depressionen, Angstzuständen, Stress und anderen psychischen Störungen beschrieben.
Zitronenmelisse wird manchmal umgangssprachlich auch als „flüssiger zitroniger Sonnenschein“ bezeichnet und eignet sich daher hervorragend für Kräuterbehandlungen gegen SAD.
Man kann Zitronenmelisse als ätherisches Öl in der Aromatherapie verwenden. Es eignet sich aber auch als Tee, in dem die getrockneten Blätter der Pflanze verwendet werden. Man nimmt ein bis zwei Teelöffel für ungefähr 250 Milliliter Wasser und lässt den Tee 15 bis 30 Minuten zugedeckt ziehen. Es können bis zu drei Tassen pro Tag getrunken werden.
Weitere potenzielle pflanzliche Verbündete gegen Winterdepression sind laut einem in „Phytotherapy Research“ veröffentlichten umfassenden Review Kava-Wurzel, Johanniskraut, Ginkgo und Ashwagandha (Schlafbeere).
Über den Autor
Alexandra Roach ist eine zertifizierte ganzheitliche Heilpraktikerin, Herbalistin und Bewegungstrainerin, die auch als Journalistin, TV-Nachrichtensprecherin und Autorin gearbeitet hat. Sie erhielt Auszeichnungen der US-Armee für ihre Arbeit mit Militärangehörigen und schreibt aus einem breiten Blickwinkel über gesundheitliche Aspekte.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker. Für Informationen zur Dosierung, Anwendung und unerwünschten Effekten von Heilpflanzen wird eine Beratung in der Apotheke empfohlen.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Herbs that can help lift seasonal depression“. (redaktionelle Bearbeitung cs)
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