Nach SARS nun die Vogel-Grippe in China?

Von 2. August 2005

Peking – Nach jüngsten Meldungen über die Ausweitung der Vogelgrippe in Asien scheinen unabhängige Untersuchungen notwendiger denn je. Die Ausdehnung der Vogelgrippe in China wird mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt, um ein rasches Eingreifen zu gewährleisten. Erfahrungen aus der verzögerten Benachrichtigung über die Lungeninfektionskrankheit SARS machen dies erforderlich.

Im Juli sind in China mindestens 24 Menschen an einer unbekannten Krankheit in der Sichuan Provinz verstorben. Etwa 120 Menschen wurden als krank gemeldet. Die örtliche Gesundheitsbehörde verneint, dass die Vogelgrippe oder SARS für den Tod der Menschen verantwortlich sei. Demnach sei das Bakterium Streptokokkus suis, das vom Hausschwein übertragen wurde, verantwortlich für den Tod der Menschen. Erkrankungen wurden aus mehr als 75 Dörfern und Kleinstädten berichtet. Doch wurde diese Angabe von Experten bezweifelt und eine transparentere Untersuchung gefordert.

Webseiten wie z.B. Promedmail.org und Recombinomics.com, die das Auftreten von Infektionskrankheiten genau verfolgen, halten den Schwein-Streptokokkus als Ursache für die Erkrankungswelle für sehr unwahrscheinlich. Weder die Symptome noch die rasche Verbreitungsgeschwindigkeit über die weite Region machen den Streptokokkus suis als ursächlichen Keim wahrscheinlich. Das Muster spricht eher für einen Virus als ursächlichen Faktor. Die Informationsblockade erschwert den Medizinern im Ausland eine abschliessende Beurteilung und die eher unwahrscheinliche Erklärung des Schweinekeimes ruft Erinnerungen an SARS hervor. Die chinesische Regierung war 2002 durch das monatelange Verschweigen von SARS-Erkrankungen für die weite Verbreitung der Infektiontionskrankheit mit weltweit 800 Todes- und 8000 Krankheitsfällen mitverantwortlich. Am 22. Juli hat die WHO erneut vor einer drohenden Vogelgrippe Pandemie gewarnt.

Die chinesische Regierung kommt zunehmend unter Druck, mehr Informationen über die Verbreitung des Virus in Geflügel zu veröffentlichen. So hat sie bisher nicht auf eine Anfrage der WHO über den Tod von 6000 Wandervögeln in der westlichen Provinz Qinghai reagiert. Ebenso hat sie WHO Experten den Zugang zu der Grenzregion zu Kasachstan, in der das Massensterben der Vögel berichtet wurde, verweigert.

Kürzlich wurde der Vogelgrippevirus H5N1 in tiefgefrorenem Entenfleisch, das 2003 von China nach Japan versendet wurde, isoliert. Bob Dietz, Sprecher für die West-Pazifik Region bei der WHO, wertet das als ein Hinweis, wie leicht dieser Virus verbreitet werden kann und wie beständig er gleichzeitig ist. Vermutlich ist der Virus von Hühnern auf Enten übertragen worden, was die leichte Übertragbarkeit des Virus unterstreicht. Im Mai hat der H5N1 Virus zum Tod von über 1000 Gänsen geführt, wie Dr. Yi Guan aus Hong Kong berichtet hat.

Seit 2003 hat die Vogelgrippe 55 Menschenleben in Asien gefordert. Wissenschaftler konnten nachweisen, dass der Virus H5N1 in China mit verschiedenen Genotypen aufgetreten ist. Diese Gen-Veränderungen („Genom-Shifts“) erschweren es, eine effektive Therapie oder Impfstoffe zu finden und vergrößern das Risiko einer Pandemie, d.h. einer Seuchenausbreitung auf andere Organismen, eventuell eben auch auf Menschen.



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