Mikrowellensyndrom: Eine mögliche Nebenwirkung der 5G-Technologie?
Courtney Gilardis zehnjährige Tochter hatte nie Probleme mit dem Schlafen. Das änderte sich jedoch im August 2020 – ein Tag, nachdem ein 5G-Mobilfunkturm in weniger als 140 Metern Entfernung von ihrem Haus im US-amerikanischen Bundesstaat Massachusetts installiert wurde. Normalerweise stand das Mädchen um 8 Uhr morgens auf. An diesem Tag erwachte es allerdings erst am Nachmittag und klagte über Kopfschmerzen, Schwindel, ein Summen im Kopf und allgemeines Unwohlsein.
„Sie sah nicht gut aus und sagte, dass sie Kopfschmerzen hätte, ihr schwindelig sei und sie ein Summen verspüre. Das sind Worte, die sie zuvor noch nie benutzt hat, um zu beschreiben, wie sie sich fühlt“, sagte Gilardi.
Das Mädchen, seine Schwester und auch seine Mutter Gilardi wurden krank. Gilardi berichtete von Schlafstörungen, Herzrasen und Migräneattacken. Bald erhielten sie die Diagnose: Mikrowellensyndrom. Es handelt sich dabei um eine Erkrankung, die auftritt, wenn Menschen elektromagnetischen Feldern – bekannt als EMF – ausgesetzt sind. Diese werden von drahtlosen Technologien abgestrahlt.
Der ärztliche Rat war einfach: Halten Sie sich von Ihrem Zuhause fern.
Mehr Mikrowellensyndrom-Fälle als vermutet
Die Empfindlichkeit gegenüber elektromagnetischen Feldern (EMF) betrifft nach Schätzungen bevölkerungsbasierter Untersuchungen in verschiedenen Ländern 1,5 bis 13,3 Prozent der Menschen weltweit.
Die tatsächliche Krankheitshäufigkeit [Prävalenz] empfindlicher Menschen sei jedoch wahrscheinlich höher als erwartet, erklärt Cecelia Doucette gegenüber Epoch Times. Sie setzt sich dafür ein, Informationen über EMF in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Die rasche Verbreitung von drahtlosen Geräten und „intelligenten“ Haushaltsgeräten hat die EMF-Exposition in der Umgebung der Menschen erheblich erhöht. Das verstärke die potenziellen Risiken im Zusammenhang mit dieser Strahlung, berichtet uns Magda Havas. Havas hat einen Doktortitel in Umwelttoxikologie und ist emeritierte Professorin mit Spezialisierung für die gesundheitlichen Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung an der Trent University.
Da die meisten Symptome des Mikrowellensyndroms ziemlich vage und geläufig sind, könnten viele Menschen empfindlich auf die elektromagnetische Strahlung von drahtlosen Geräten reagieren, ohne sich dessen bewusst zu sein, fügte sie an.
Ein im Jahr 2009 im Journal „Electromagnetic Biology and Medicine“ veröffentlichter Leserbrief erklärte, dass 0,06 Prozent der schwedischen Bevölkerung im Jahr 1985 empfindlich auf EMF reagierten. Im Jahr 2003 betrug diese Zahl 9 Prozent. Damaligen Schätzungen zufolge sollten bis 2017 rund 50 Prozent der Bevölkerung betroffen sein.
Schätzung: Nahezu jeder Dritte ist betroffen
Ein 2019 veröffentlichter Bericht, in dem mehr als 435.000 Briten beobachtet wurden, liefert eine aktuelle Schätzung der Prävalenz von EMF-Empfindlichkeit. Der Autor schätzt, dass 5 bis 30 Prozent der Bevölkerung leicht empfindlich sind, 1,5 bis 3 Prozent mäßig empfindlich und weniger als 1,5 Prozent schwer empfindlich.
Es gab auch eine Zunahme der Empfindlichkeit nach dem Umstieg von analogen auf „intelligente“ digitale Geräte. Ferner habe der Einsatz von WLAN an Schulen Bedenken hinsichtlich der Fälle bei Kindern geweckt, so Professor Havas. „In jüngster Zeit höre ich immer häufiger, dass sich mehr Menschen in ihren eigenen Häusern unwohl fühlen, wenn die [5G] Mikrozellen aufgestellt werden“, fügte sie hinzu.
Sie verweist auf eine im Januar von schwedischen Ärzten veröffentlichte Fallstudie, die ergab, dass die Teilnehmer Symptome hatten, nachdem die 4G-Antennen ihrer Wohnungen durch 5G-Antennen ersetzt wurden. „Die Strahlenbelastung war viel höher. Sowohl die Anzahl als auch die Schwere der Symptome stiegen mit den 5G-Antennen dramatisch an“, so Havas.
Die Schwere des Mikrowellensyndroms variiert von Person zu Person. Einige können eine gewisse Menge an EMF verkraften. Andere haben hingegen so schwere Reaktionen, dass sie nicht in der Lage sind, elektronische Geräte zu verwenden, selbst solche, die keine drahtlose Strahlung abgeben.
Wer am meisten betroffen ist
Laut Studien haben insbesondere Kinder und Frauen ein höheres Risiko, eine Sensitivität gegenüber elektromagnetischen Feldern (EMF) zu entwickeln, als Männer.
Personen, die an chronischer Müdigkeit und multipler Chemikaliensensitivität leiden, sowie solche mit früheren Verletzungen oder Traumata haben ein erhöhtes Risiko. Unter diese Traumata fallen sowohl körperliche Unfälle als auch intensive Belastungen durch Umweltgifte wie Schimmel, Chemikalien und EMF.
„Wer an einer dieser Krankheiten leidet, hat eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit, auch an anderen zu erkranken“, meinte Dr. David Carpenter gegenüber Epoch Times. Er ist Professor für Umweltgesundheitswissenschaften an der Universität von Albany.
Zudem erhöhe jegliche Art von Schädigung des zentralen Nervensystems die Anfälligkeit für Strahlung. Diese Beeinträchtigung trete auf bei Borreliose, bei geschwächtem Immunsystem oder durch die Einnahme bestimmter Medikamente, erklärte Professor Havas.
„Personen mit Multipler Sklerose, Parkinson oder irgendeiner Art von neurodegenerativer Krankheit erleben typischerweise eine Verschlechterung ihrer Symptome in Umgebungen, die elektromagnetischer Strahlung ausgesetzt sind“, fügte sie hinzu. „Im Gegensatz dazu bessern sich ihre Symptome in gewissem Maße, wenn sie sich in einer elektromagnetisch unbelasteten Umgebung befinden.“
Gesundheitliche Folgen der Mikrowellenstrahlung
Das Mikrowellensyndrom beschreibt eine Reihe von Symptomen und eine erhöhte Empfindlichkeit. Diese Art von Strahlung wird beispielsweise – wie der Name schon sagt – beim Erhitzen von Speisen in Mikrowellenherden genutzt.
Die Hauptquelle für die Exposition gegenüber Mikrowellenstrahlung sind drahtlose Geräte und Antennen. Ob Mobilfunkmasten, WLAN-Router, Handys, Tablets, tragbare Smart-Geräte oder intelligente Haushaltsgeräte – alle senden diese Wellen kontinuierlich 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr aus.
Zu den Symptomen, die bei einer Belastung durch Mikrowellenstrahlung auftreten können, gehören Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Erschöpfung, Stress, Schmerzen und Hautausschläge. Forschungsergebnissen zufolge kann bei Personen mit chronischen Erkrankungen eine Verschlechterung bestehender Symptome infolge des Mikrowellensyndroms auftreten.
Einige Forschungsergebnisse
Die Diskussion um gesundheitliche Auswirkungen von Mikrowellenstrahlung ist nicht neu. Oft kommen industriefinanzierte Studien zu dem Schluss, dass es keinen nachweisbaren Zusammenhang zwischen Strahlenexposition und Gesundheitseffekten gebe.
Aufgrund ethischer Bedenken gibt es zwar keine speziell angelegten Studien mit Menschen. Allerdings deuten vorhandene vorausschauende Studien an Menschen sowie Tier- und Zellenexperimente auf mögliche schädliche biologische Auswirkungen hin. Hier drei Beispiele.
Veränderung der Gehirnstruktur und Zelltod
Im Jahr 1971 publizierten Forscher des Instituts für Marinemedizinische Forschung einen Bericht, der sich mit den biologischen Effekten elektromagnetischer Felder auseinandersetzte, inklusive der Radiofrequenz- und Mikrowellenstrahlung (PDF). In dem Bericht wurden die Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Zellen analysiert.
Martin Pall, emeritierter Professor für Biochemie und Grundlagen der Medizinwissenschaften an der Washington State University, forschte während seiner Amtszeit und veröffentlichte zahlreiche Artikel zum Thema Chronisches Erschöpfungssyndrom. Er fasste die biologischen Effekte und Auswirkungen niederfrequenter, mikrowellenbasierter elektromagnetischer Felder auf den menschlichen Körper wie folgt zusammen:
- Vierzig neuropsychiatrische Effekte, darunter Veränderungen der Gehirnstruktur und -funktion, psychische Reaktionen und Verhaltensänderungen.
- Acht hormonelle Effekte, zu denen Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) und Funktionsstörungen der Hypophyse (Hormondrüse im Gehirn) zählen.
- Herz-Kreislauf-Effekte einschließlich verringerter Herzaktivität und Herzrhythmusstörungen.
- Chromosomenbrüche und Veränderungen in der Chromosomenstruktur.
- Gewebeveränderungen an den Hoden.
- Zelltod, ein zentraler Prozess bei neurodegenerativen Krankheiten.
Weitere biologische Auswirkungen waren Veränderungen des Stoffwechsels und der Verdauung.
Bioinitiative-Bericht: Es gibt keinen für jeden unbedenklichen Wert
Der Bioinitiative-Bericht, an dem Dr. Carpenter als Mitautor beteiligt war, untersuchte die Zusammenhänge elektromagnetischer Felder auf die Gesundheit. Ihm zufolge können negative biologische Reaktionen ausgelöst werden, selbst bei einer Belastung, die deutlich unter den von der Industrie festgelegten Grenzwerten für maximale körperliche Belastungen liegt. Diese Grenzwerte betragen 1,6 Watt pro Kilogramm (PDF).
Der aktuelle Standard geht davon aus, dass Mikrowellenstrahlung den Körper lediglich durch Wärme beeinflusst. Dabei werden nicht-thermische Auswirkungen nicht beachtet.
Allerdings wurde ein signifikanter Rückgang der Spermienzahl mit einer chronischen Belastung durch nicht-thermische EMF-Strahlung von bereits 0,00034 Mikrowatt in Verbindung gebracht, der durch die Nutzung von Mobiltelefonen entsteht.
Des Weiteren berichteten Kinder und Jugendliche, die kurzfristig einer Strahlung von 0,02 Mikrowatt ausgesetzt waren, von Symptomen wie Kopfschmerzen, Reizbarkeit und Konzentrationsschwierigkeiten in der Schule.
„Es gibt tatsächlich keinen Wert, den man mit absoluter Sicherheit als für jeden unbedenklich bezeichnen könnte“, äußerte Dr. Carpenter.
Er stellte zudem fest, dass es unrealistisch sei, einen Standard festzulegen, der keine biologischen Auswirkungen hat, insbesondere angesichts des rasanten Wachstums der Nutzung von drahtloser Technologie seit der Veröffentlichung des Berichts im Jahr 2007.
Mysteriöse Erkrankungen von US-Botschaftspersonal in Russland
Vor der Einführung von Handys und drahtlosen Geräten dokumentierte der Moskauer-Signal-Bericht Mikrowellenübertragungen der Sowjetunion von 1953 bis 1976. Sie bezogen sich auf Frequenzen von 2,5 bis 4,4 Gigahertz, was dem Frequenzbereich der heutigen Wi-Fi- und 4G-Netzwerke entspricht.
Obwohl die US-Regierung schließlich feststellte, dass die Exposition ein Spionageversuch ohne signifikante Gesundheitsauswirkungen auf das Botschaftspersonal war, wurde diese Schlussfolgerung angefochten.
Denn im Jahr 1975 erkrankte Walter Stoessel, der US-Botschafter in der Sowjetunion. Er blutete aus den Augen und starb später an Leukämie.
Ein Jahr später gab das US-Außenministerium eine Studie in Auftrag, welche die Gesundheitsergebnisse des Moskauer Botschaftspersonals und ihrer Familien mit denen von Kollegen aus osteuropäischen Städten verglich. Von diesen wurde angenommen, dass sie nicht derselben Exposition ausgesetzt waren. Die Studie ergab, dass das Personal in Moskau keine signifikanten gesundheitlichen Auswirkungen durch die Mikrowellenexposition erlitten hatte.
Eine neuere Überprüfung der epidemiologischen Studie aus dem Jahr 2019 legte nahe, dass die ursprünglichen Ergebnisse vom Außenministerium heruntergespielt wurden und einige Schlüsselfragen unbeantwortet blieben.
Massachusetts: Wie ging es mit der Familie weiter?
Zurück nach Massachusetts. Auch Gilardis Nachbarn leiden seit der Errichtung des nahegelegenen Mobilfunkmastes an Übelkeit, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen und anderen Symptomen.
Sie starteten eine Initiative, um Verizon (US-Mobilfunkbetreiber) dazu zu bewegen, den Mast zu verlegen – doch dieser bleibt während der noch andauernden rechtlichen Auseinandersetzung in Betrieb.
Unterdessen nehmen die Symptome der Anwohner zu. Gilardis Töchter stellten neben ihre Betten einen Eimer hin, für den Fall, dass sie sich übergeben müssen. Ihre jüngste Tochter bekam dazu noch einen Hautausschlag.
„Ich erinnere mich noch an diese eine Nacht, in der meine jüngste Tochter mir sagte, dass sie das Gefühl hätte, ihre ganze Haut würde kribbeln“, sagte Gilardi. „Sie bat mich, ihre Haut anzusehen. Es war nichts zu sehen.“ Sie habe daraufhin das Bett und die Bettwäsche ihrer Tochter untersucht, gefunden habe sie aber nichts.
Im April 2021 – neun Monate, nachdem der 5G-Mobilfunkturm errichtet wurde – zog die Familie schließlich in ihr über hundert Jahre altes, verfallenes Häuschen auf dem Lande, in dem es an allem Notwendigen fehlte. Trotz des maroden Zustands und einigem Ungeziefer schliefen Gilardis Töchter ohne jede Hilfe tief und fest. „Ich war erstaunt, der Unterschied war so auffällig“, bilanzierte die Mutter.
Dieser Artikel erschien zuerst auf theepochtimes.org unter dem Titel „The Unsettling Rise of Microwave Syndrome“ (Deutsche Bearbeitung kr)
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