Menschen, die in grünen Gebieten leben, altern langsamer

Die Farbe Grün steht für Frische und Gesundheit, und das aus gutem Grund: US-amerikanische Forscher zeigen mit ihrer jüngsten Studie, dass Menschen, die nah an Grünflächen leben, langsamer altern. Allerdings gibt es einen unbeliebten Gegenspieler.
Studie: Grünflächen lassen Menschen langsamer altern
Kann die Verbundenheit zur Natur das Altern verlangsamen?Foto: iStock
Von 4. Januar 2024

Grünflächen in Höfen, Parks und öffentlichen Plätzen erfreuen nicht nur das menschliche Auge, sondern könnten auch die Quellen für ein längeres Leben darstellen. So legt eine Studie von Forschern der North Carolina State University nahe, dass Menschen, die in grünen Gebieten leben, langsamer altern.

Die Natur habe demnach einen positiven Einfluss auf einen wichtigen genetischen Marker, der mit Stressbelastung in Verbindung gebracht wird. Und Stress wirkt sich bekanntlich negativ auf die Gesundheit aus. Allerdings zeigt die Studie auch, dass die positive Wirkung von Grünflächen nicht ausreicht, um andere Umweltbelastungen wie Luftverschmutzung gänzlich auszugleichen.

Weniger abgenutzte Zellen

Bei den untersuchten Markern handelt es sich um Telomere, also Abschnitte sich wiederholender DNA, die sich an jedem Ende eines Chromosoms befinden. Sie dienen dazu, die Enden der Chromosomen vor Schäden zu schützen. Bei jeder Zellteilung werden die Telomere in diesen Zellen jedoch etwas kürzer. Wenn die Telomere so kurz werden, dass sich die Zelle nicht mehr erfolgreich teilen kann, stirbt sie.

„Das macht die Telomere zu wichtigen Markern für das biologische Alter oder dafür, wie abgenutzt unsere Zellen sind“, erklärte Scott Ogletree, ehemaliger Postdoktorand der North Carolina State University. „Und wir wissen, dass viele Variablen wie etwa Stress beeinflussen können, wie schnell sich unsere Telomere abnutzen.“

In der Vergangenheit beschäftigten sich bereits einige Forschungsarbeiten mit den verschiedenen Vorteilen von Grünflächen. Mindestens ebenso viele Studien zeigen die negativen Auswirkungen von Umweltverschmutzung oder Ähnlichem auf die menschliche Gesundheit. Doch selten wurden beide Aspekte miteinander verbunden.

„Diese Studie war ein Versuch, die positiven Auswirkungen von Grünflächen auf Zellebene aufzuzeigen. Außerdem wollten wir das Ausmaß bestimmen, in dem Grünflächen Umweltschäden ausgleichen können“, erklärt Aaron Hipp, Mitautor der Studie.

Für ihre Arbeit stützten sich die Forscher auf Daten der National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) von 1999 bis 2002. NHANES ist eine groß angelegte Langzeitstudie, die den Gesundheitszustand der US-Bevölkerung anhand von Befragungen und körperlichen Untersuchungen bewertet.

Je grüner, desto länger

Konkret untersuchten die Forscher die Daten von 7.827 Personen und zogen Schlüsse aus deren demografischen Daten, der Länge ihrer Telomere und ihrem Wohnort. Weiterhin bewerteten die Forscher die Menge an Grünflächen in der Nachbarschaft jeder Person und wie diese mit ihrer Telomerlänge zusammenhing.

Gleichzeitig berücksichtigten die Wissenschaftler mögliche Störfaktoren wie einen ungesunden Lebensstil, die allgemeine Gesundheitsgeschichte und den Konsum bestimmter Substanzen. Hinzu kam eine Reihe von Umweltfaktoren wie etwa die Luftqualität, die die Telomerlänge beeinflussen konnten.

„Wir fanden heraus, dass die Telomere der Menschen umso länger waren, je mehr Grünflächen sie in ihrer Nachbarschaft hatten“, so Hipp. „Das galt unabhängig von der Herkunft der Person, deren Einkommen und davon, ob sie tranken oder rauchten und so weiter.“

„Das ist die gute Nachricht“, ergänzt Ogletree. Die schlechte Nachricht ist jedoch, dass dieser positive Effekt der Natur verschwand, sobald Faktoren wie Luftverschmutzung oder systemischer Rassismus ins Spiel kamen. Letzterer spiegelt sich beispielsweise in der Benachteiligung hinsichtlich Einkommen, Bildung, Beschäftigungsstatus und Wohnverhältnissen wider, die einzeln und in Kombination negativ auf die Telomere wirkt. Mit anderen Worten: Grünflächen scheinen zwar zum Schutz der Telomerlänge beizutragen, doch die Beeinträchtigung durch andere Faktoren scheint diesen Schutz aufzuheben.

„Diese Studie macht deutlich, dass die Schaffung von Grünflächen in einer Gemeinde wichtig ist. Allerdings ist es ebenso wichtig oder sogar noch wichtiger, Umweltschäden zu bekämpfen, insbesondere solche, die mit systemischem Rassismus zusammenhängen“, so Hipp abschließend.

Die Studie erschien am 20. Dezember 2023 in der Zeitschrift „Science of the Total Environment“.



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