Lebensmittelvergiftungen in China
Kommentar zur Lebensmittelvergiftung und statistischen Angaben
Wie die Associated Press heute mitteilt, sollen nach Angaben des chinesischen Gesundheitsministeriums mindestens 258 Menschen im vergangenen Jahr einer Lebensmittelvergiftung zum Opfer gefallen sein. Dies seien also 32 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Das hört sich nach einer enormen Steigerung an. Angesichts einer Einwohnerzahl von etwa 1,3 Milliarden Menschen (ohne Hongkong und Macao) stellt sich die Frage, ob es sich bei diesen 258 Toten um diejenigen handelt, die in einem Krankenhaus verstarben. Da es keine allgemeine Krankenversicherung und Gesundheitsversorgung der Bevölkerung gibt, und auch nicht geklärt ist, ob auch Langzeitschäden durch vergiftete Nahrungsmittel angedacht sind, was überhaupt als Lebensmittelvergiftung gilt, sollte jeder ernsthaft an einem Chinabesuch Interessierte sich vorsorglich über die Bedingungen im Land informieren.
Da als Quellen für Touristen meist nur solche fragwürdigen, an staatlichen Interessen angelehnte Informationen zur Verfügung gestellt werden, dürfte es im Interesse eines aufgeklärten und eigenverantwortlichen Bürgers sein, sich alternative Zugänge zu weiteren Informationen zu verschaffen. Nicht jeder scheinbar kritische Bericht ist es auch. Etwas Unangenehmes zuzugeben kann auch dazu dienen, noch Schlimmeres zu verbergen.
„Die meisten tödlichen Lebensmittelvergiftungen sind auf verdorbene Meerestiere und Fleisch zurückzuführen“, hieß es laut AP in dieser Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Besonders kritisch sei der Sommer mit seinen hohen Temperaturen. Für die Olympischen Spiele im August in Peking hätten die Behörden strenge Kontrollen von Lebensmitteln angekündigt.
Dies ist interessant vor allem im Hinblick darauf, dass nach Angaben des Gesundheitsministeriums 85 Prozent der Lebensmittel für den Inlandsmarkt sicher seien und 99 Prozent der Exportwaren. Dennoch gab es in Japan ein Verbot chinesischer Lebensmittel mit Rückrufaktion, da Anfang des Jahres allein mehr als 450 Personen an chinesischen Nahrungsmitteln einer staatlich geprüften und für gut befundenen Firma zum teil schwer erkrankt waren.
Doch für China steht mehr auf dem Spiel als nur die eigene Reputation. Die Verpflegung der ausländischen Olympiateilnehmer wird nach amtlichen Angaben auf rund 13 Millionen Portionen geschätzt. Nach den Japanern forderte auch die USA eine Lockerung der Einfuhrbeschränkung für selbst mitgebrachte Lebensmittel. Und die Skandale reißen nicht ab. Die olympischen Spiele stellen viele Regierungen vor die Frage, ob sie ihre Athleten tatsächlich einem solchen Gesundheitsrisiko aussetzen können.
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