Krebszellen lieben Zucker
Christiane Wader erhielt im Jahr 2010 im Alter von nur 27 Jahren die Diagnose Brustkrebs. Nach einer intensiven Chemotherapie und einer Operation schien es zunächst, als hätte sie die Krankheit besiegt.
Doch nur 18 Monate später erfuhr sie, dass der Krebs in ihre Leber gestreut hatte. Es folgte eine weitere Operation, bei der ein befallener Leberlappen entfernt wurde. Auch dieses Mal schloss sich eine Chemotherapie an, doch Wader spürte, dass sie mehr tun musste.
Im Jahr 2020 erhielten weltweit mehr als 19 Millionen Menschen die Diagnose Krebs. Diese Zahl wird nach aktuellen Prognosen des Statistischen Bundesamtes bis 2040 voraussichtlich auf fast 30 Millionen ansteigen. In Deutschland leben Schätzungen zufolge rund 1,6 Millionen Menschen mit einer Krebsdiagnose.
Immer mehr Menschen versuchen, das Krebswachstum mithilfe von kohlenhydratarmer Ernährung zu hemmen. Auch Christiane Wader stellte ihre Ernährung auf eine ketogene Diät um und reduzierte drastisch die Aufnahme von Kohlenhydraten.
„Ich wusste, dass Krebszellen viel Zucker brauchen. Daher fand ich eine Ernährung mit wenig Zucker sinnvoll“, erklärt sie. Seitdem ist die ketogene Diät ein fester Bestandteil ihres Alltags.
Zucker versus Ketone: Welcher Treibstoff ist besser?
Christiane Wader ist nicht die Einzige, die sich für eine kohlenhydratarme Ernährung entschieden hat, um ihre Gesundheit zu unterstützen. Viele Menschen greifen auf die ketogene Diät zurück, vor allem mit dem Ziel, Gewicht zu verlieren.
Diese Ernährungsweise basiert auf einer entschiedenen Reduktion von Kohlenhydraten – dazu zählen nicht nur Zucker und Honig, sondern auch alltägliche Lebensmittel wie Nudeln, Reis und Kartoffeln. Stattdessen gewinnt der Körper seine Energie aus Fettreserven.
Der Mechanismus dahinter: Fehlen Kohlenhydrate, ändert der Körper seine Energiequelle. Statt Glukose, die normalerweise aus Kohlenhydraten gewonnen wird, nutzt der Körper nun Fettzellen. Diese werden in der Leber in sogenannte Ketone umgewandelt, die dann als alternativer Treibstoff dienen.
„Das Interessante an Ketonen ist: Der Körper funktioniert tatsächlich besser und effizienter mit Ketonen als mit Zucker oder Glukose“, erklärt Dr. Damon Noto, spezialisiert auf regenerative Therapien und Rehabilitationsmaßnahmen. Besonders das Gehirn, das etwa 25 bis 30 Prozent des gesamten Energieverbrauchs eines Menschen ausmacht, profitiert von der Ketose. „Das Gehirn liebt Ketone. Es verwendet sie wirklich effizienter und besser“, so Dr. Noto weiter.
Ketogene Diät bei Krebspatienten
Die ketogene Diät, die ursprünglich in den USA entwickelt wurde, um Epilepsie-Patienten zu behandeln, findet heute auch in der Krebsbehandlung zunehmend Beachtung. In Deutschland gehört Professorin Ulrike Kämmerer von der Frauenklinik der Universität Würzburg zu den führenden Wissenschaftlerinnen auf diesem Gebiet. Die Biologin leistet Pionierarbeit in der Erforschung der ketogenen Diät und untersucht deren unterstützende Wirkung bei Krebspatienten.
Prof. Kämmerer berichtet, dass die ketogene Diät bereits 2008 bei Menschen mit extrem fortgeschrittenem Krebs getestet wurde und sowohl eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität als auch eine Verlängerung der Überlebenszeit der Patienten zu beobachten war. Ein Beispiel ist eine Patientin mit einem Pankreastumor, die überraschenderweise auch vier Jahre nach der Diagnose noch am Leben war, was ihre Ärzte erstaunte.
Wissenschaftliche Studien belegen die unterstützende Wirkung der ketogenen Diät bei Krebspatienten.
Im Jahr 2021 erschien in der Fachzeitschrift „Clinical Nutrition“ eine Studie. In ihr wiesen die Forscher 80 Patientinnen mit lokal fortgeschrittenem und metastasiertem Brustkrebs nach dem Zufallsprinzip einer ketogenen Diät oder einer Kontrollgruppe zu.
Nach zwölf Wochen Behandlung zeigte sich, dass die Patientinnen, die eine ketogene Diät befolgten, am Ende einen niedrigeren Insulinspiegel im Blut hatten. Ein niedrigerer Insulinspiegel kann auf eine geringere Insulinausschüttung des Körpers hinweisen, was oft mit einer verbesserten Stoffwechsellage verbunden ist. Gleichzeitig wurde beobachtet, dass ihre Tumore im Vergleich zur Kontrollgruppe geschrumpft waren.
In den vergangenen Jahren in der Fachzeitschrift „Nature“ erschienene Arbeiten beschreiben ebenfalls den therapeutischen Nutzen einer kohlenhydratarmen Ernährung und einer dem Fasten nachempfundenen Diät für Patienten mit Prostatakrebs.
Die ketogene Diät hat sich bereits in der unterstützenden Behandlung von Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und Epilepsie bewährt. Doch die Möglichkeiten dieser Ernährungsform gehen noch weiter: Auch bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenz sowie bei psychischen Störungen wie Schizophrenie und Bipolarer Störung zeigen sich vielversprechende Ansätze. Zudem könnte die Diät sogar bei schweren Cluster-Kopfschmerzen Linderung verschaffen.
Allerdings ist es nicht empfehlenswert, direkt nach dem Start der ketogenen Diät gleichzeitig hochintensives Training zu betreiben, da dem Körper womöglich zu viel in einer sehr kurzen Zeit abverlangt werden würde. Daher empfiehlt Dr. Noto, Leistungstraining in der Ketose nur gemäßigt anzugehen.
Feinabstimmung der Nährstoffe entscheidend für den Erfolg
Bei der ketogenen Ernährung kommt es auf die richtige Nährstoffverteilung an, um den Zustand der Ketose zu erreichen – ein Stoffwechselzustand, in dem der Körper Fett anstelle von Kohlenhydraten zur Energiegewinnung nutzt. Schon kleine Mengen an Kohlenhydraten können darüber entscheiden, ob die Ketose eintritt oder nicht. Der Kohlenhydratanteil sollte daher bei einer Keto-Diät nur etwa 5 Prozent der täglichen Kalorienzufuhr ausmachen.
Etwa 75 Prozent der Kalorien sollten hingegen aus Fetten stammen. Dabei ist es nicht nur wichtig, genügend Fett zu konsumieren, sondern auch auf hochwertige Fettquellen zu achten, wie sie beispielsweise in fettem Seefisch, Olivenöl oder Avocados enthalten sind.
Ein häufig gemachter Fehler ist ein zu hoher Konsum von Eiweiß. Steht dem Körper zu viel Protein und zu wenig Fett zur Verfügung, beginnt er, aus den Proteinen Glukose zu bilden – was den Blutzuckerspiegel stark ansteigen lässt und den erwünschten Zustand der Ketose verhindert. Der Proteinanteil sollte daher nicht mehr als 20 Prozent betragen, um eine stabile Ketose aufrechtzuerhalten und die gesundheitlichen Vorteile der ketogenen Diät voll ausschöpfen zu können.
In Deutschland sind kohlenhydratreiche Brotwaren sehr beliebt, weshalb es vielen Menschen schwerfällt, auf ihr Lieblingsbrot zu verzichten. Christiane Wader hat dafür eine eigene Lösung entwickelt: Sie hat nicht nur köstliche Keto-Brotrezepte kreiert, sondern ihre Ernährungsweise auch in eine erfolgreiche Geschäftsidee verwandelt. Heute backt und vertreibt sie ketogenes Brot über ihren eigenen Onlineshop.
Antje Maly-Samiralow hat zu diesem Artikel beigetragen.
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