Kinderarzt Dr. Steffen Rabe: „Kinder brauchen keine COVID-Impfung“
Eine Tapferkeitsurkunde, Süßigkeiten und ein Pflaster. Wer sich als Kind mit dem COVID-Impfstoff von BioNTech/Pfizer verabreichen lässt, gilt als Held. Daran lassen die zahlreichen Fotos aus Kinderimpfzentren keinen Zweifel. Im Kinderimpfzentrum in Hannover legte der neue Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sogar selbst Hand an und impfte die kleine Frida, die strahlend den Daumen nach oben zeigt.
Doch während die einen die Impfung von Kindern begrüßen, betrachten manche Eltern dies mit Sorge. Auch Kinderärzte melden ihre Bedenken an. Am 15. Dezember fand ein Webinar zum Thema „Kinder gegen Corona impfen?“ statt, veranstaltet von dem Berliner Bürger- und Patientenverband „Gesundheit aktiv“ sowie dem Verein „Ärztinnen und Ärzte für individuelle Impfentscheidung“ (ÄFI). Die beiden Kinder- und Jugendärzte Dr. Steffen Rabe und Dr. Jost Deerberg standen den Teilnehmern Rede und Antwort.
Der Münchener Arzt Steffen Rabe, der seit Monaten gebetsmühlenartig wiederholt, dass Kinder keine COVID-Impfung brauchen, zählte zum Auftakt des Abends einige Fakten auf und verwies auf verschiedene Studien. Derzeit melden 183 der rund 300 Kinderkliniken COVID-Fälle. Seit Januar 2020 wurden auf diese Weise insgesamt 2.250 stationäre Aufnahmen mit der Diagnose bei Kindern erfasst, wovon fünf Prozent auf einer Intensivstation behandelt wurden.
Von ihnen hatten fast zwei Drittel relevante Vorerkrankungen. Um die Zahlen richtig einordnen zu können, erklärte der Mediziner: „Wir haben in Deutschland etwa 14 Millionen Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre.“ Dass Kinder nur sehr selten infolge einer COVID-Erkrankung sterben, zeige auch eine Studie aus England, so Rabe. In der Zeit von März 2020 bis Februar 2021 sind dort insgesamt 25 Kinder durch COVID gestorben, davon 19 mit schweren Vorerkrankungen. Das seien zwei von einer Million Kindern und Jugendlichen.
Laut Rabe gibt es für Kinder noch immer keine belastbare wissenschaftliche Aussage über die Wirksamkeit von COVID-Impfungen gegen schwere Verläufe; auch nicht für Risiko-Kinder. Auch die Wirksamkeit gegen Long COVID sei nicht belegt. Sorge hingegen bereite den Kinder- und Jugendärzten die Tatsache, dass die Zulassungsstudien viel zu klein seien, um die selbst bei Jugendlichen häufig auftretende Myokarditis erfassen zu können. Die Zulassungsstudien seien viel zu klein, um dieses Risiko zu untersuchen, so Rabe. Sein Fazit fasst er in wenige Worte: „Kinder brauchen keine COVID-Impfung!“
Aspekte der STIKO-Empfehlung
Rabes Kollege Dr. Jost Deerberg aus Hamburg rief den Zuschauern die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) zur COVID-Impfung für Kinder und Jugendliche vom 16. August 2021 in Erinnerung. Die STIKO hatte zwar eine Empfehlung für 12- bis 17-Jährige ausgesprochen, diese zielte aber ausdrücklich „in erster Linie auf den direkten Schutz der geimpften Kinder und Jugendlichen vor COVID-19 und der damit assoziierten psychosozialen Folgenerscheinungen ab“. Die STIKO sprach sich ausdrücklich dagegen aus, dass die Impfung für Kinder und Jugendliche zur Voraussetzung für die soziale Teilhabe gemacht wird.
Die Impfempfehlung für die Fünf- bis Elfjährigen hat die STIKO am 9. Dezember dahingehend formuliert, dass für Kinder ohne Vorerkrankungen in dieser Altersgruppe „nur ein geringes Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung, Hospitalisierung und Intensivbehandlung“ bestehe. Weiter teilte die STIKO mit, dass das Risiko seltener Nebenwirkungen der Impfung aufgrund „eingeschränkter Datenlage“ derzeit nicht eingeschätzt werden könne. Eine generelle Impfempfehlung in dieser Altersgruppe sprach die STIKO daher nicht aus. Lediglich Kinder mit einer Grunderkrankung, bei denen von einem erhöhten Risiko ausgegangen werde, fallen unter die STIKO-Impfempfehlung.
Der Hamburger Kinderarzt schilderte am praktischen Beispiel, wie er mit der Thematik umgeht. Immer, wenn es um eine Impfung geht, geht er mit seinen Patienten der Frage nach, ob eine Angst vor der Erkrankung oder eine Angst vor der Impfung besteht. Zudem fragt der Mediziner nach der grundsätzlichen Haltung gegenüber einer Infektion mit SARS-CoV-2. Ist es besser, die Infektion zu vermeiden oder durchzumachen? „Auch das wird in der Öffentlichkeit wenig diskutiert“, so Deerberg. Die öffentliche Debatte erwecke den Eindruck, dass man Corona vermeiden oder vernichten könne. Letztlich müsse man aber auch die Möglichkeit diskutieren, ob zumindest gesunden Kindern eine Infektion zugemutet werden könne.
Von medizinischer Seite sei der Nutzen der Impfung gering, da Kinder und Jugendliche kaum schwere Verläufe zu befürchten haben, erklärt Deerberg. Der häufigste Grund, warum Jugendliche sich von ihm impfen lassen wollen, sei die Tatsache, dass sie wieder am sozialen Leben teilhaben möchten. Wie lange jetzt ein Impfzyklus als vollständig gilt oder wann man einen Booster braucht, werde aber derzeit von der Politik bestimmt, schildert der Hamburger Kinderarzt. Letztlich sei damit die Teilhabe am sozialen Leben immer noch nicht garantiert, selbst wenn sich Jugendliche zweifach impfen ließen.
Eine durchgemachte Infektion hingegen deute bei Kindern und Jugendlichen sowie Erwachsenen darauf hin, dass sie eine ausgeprägte und differenzierte Immunität besitzen. Auf verschiedenen Ebenen schützen hier wahrscheinlich die Antikörper vor unterschiedlichen Corona-Varianten wie beispielsweise Omikron. Insoweit hält Deerberg eine Impfung bei Kindern und Jugendlichen zwischen fünf und 17 Jahren im Einzelfall für möglich. Eine generelle Notwendigkeit sieht er nicht. Wenn jetzt wie in Hamburg Kinderimpfzentren öffnen, gebe es keine individuelle Auseinandersetzung mit dem Thema. Eine auf das einzelne Kind abgestellte Beratung sei gar nicht möglich.
Unklare Datenlage durch fehlende systematische Erfassung
Rabe führte an, dass es für Impfnebenwirkungen in Deutschland ein Spontanmeldesystem gibt. „Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) wartet darauf, dass jemand den Finger erhebt und sagt: ‚Ich bin betroffen‘“, schilderte er. Eine systematische, aktive Nachverfolgung gebe es hingegen nicht. Aber nur auf diese Weise könnten die erhobenen Daten auch verlässlich erfasst werden. „Wir müssten also die ersten 10.000 Kinder, die geimpft werden, nach drei Tagen anrufen, nach einer Woche, nach zwei Wochen und nach vier Wochen“, so Rabe. Auch ihre Ärzte müssten in die Datenerhebung einbezogen werden. Das sei aber nicht vorgesehen.
Allerdings, so Rabe, können Eltern selbst auch Nebenwirkungen – sowohl nach Impfungen als auch bei Medikamenten – an das PEI melden. Während diese Seite gut auffindbar sei, bezeichnete Rabe die Datenbank selbst als „Katastrophe“ und extrem benutzerunfreundlich. „Die meisten Kollegen gehen davon aus, dass Impfungen keine Komplikationen machen“, ergänzt Deerberg. Schon allein deshalb würde nur wenig gemeldet.
Am Ende der Veranstaltung erklärt Rabe erneut: „Kinder brauchen keine COVID-Impfung“ – ein Mantra, dass er seit einem halben Jahr abends vor sich hinmurmele. „Sie brauchen sie deswegen nicht, weil sie die Erkrankung nicht gefährdet“, so Rabe im Hinblick auf die bisherigen Varianten. Ob sich nach einem Vierteljahr aufgrund der Omikronvariante eine andere Aussage ergibt, sei derzeit unklar.
Deerberg forderte abschließend, den immunologischen Genesenen-Status uneingeschränkt anzuerkennen. Genesenen dürfe man nicht noch eine COVID-Impfung aufzwingen. Denn die Rechnung der Politiker, dass sich alle impfen lassen müssten, um die Pandemie zu beenden, scheine nicht aufzugehen.
Bislang könne man mit den vorhandenen COVID-Impfstoffen zumindest vorübergehend das Risiko für schwere Verläufe und damit intensivmedizinische Behandlungen deutlich reduzieren. „Sie können das“, so Rabe. Mehr aber nicht. Daher müsse man nach seiner Ansicht bei Menschen mit einem hohen Risiko für schwere COVID-Verläufe die Impfbemühungen intensivieren.
Wenn der STIKO-Chef Thomas Mertens anführe, dass in dieser Personengruppe noch 15 Millionen Menschen ungeimpft seien, handele es sich bei diesen Menschen um diejenigen, die die Intensivstationen belasten. Auch gezielte intelligente Testungen in Krankenhäusern und Altenheimen seien sinnvoll; in Schulen, Kindergärten und Sportvereinen sei dies laut Rabe nicht der Fall.
Kinder und Jugendliche dürften im Konzept der Corona-Politik und bei Grundrechtseinschränkungen keine Rolle spielen, so Rabe, denn: „Die spielen bei COVID einfach nicht mit.“ Oder anders gesagt: „Die dürfen eine kompetente Immunität aufbauen und damit die Bevölkerungsimmunität stützen“, fügt Deerberg hinzu.
Wer sich die 90-minütige Veranstaltung verpasst hat, kann sich diese kostenpflichtig auf Vimeo anschauen. Die Vortragsfolien der beiden Kinder- und Jugendärzte sind auf der ÄFI-Website zum Download eingestellt.
1.809 Verdachtsfälle nach Impfung der ab 12-Jährigen gemeldet
Nach dem letzten Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) vom 26. Oktober 2021 wurden bis zum 30. September insgesamt über 172.188 Verdachtsfälle von Nebenwirkungen oder Impfkomplikationen im zeitlichen Zusammenhang mit COVID-Impfungen gemeldet, 1.809 Verdachtsfälle betrafen Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren. „22,4 % der Verdachtsfallmeldungen beschrieben schwerwiegende unerwünschte Reaktionen“, heißt es vom PEI. Zudem wurden 31 Verdachtsfälle von vektorbasierten Impfstoffen berichtet, die nicht für Kinder zugelassen waren.
Fünf Todesfälle von Kindern wurden in Zusammenhang mit der Impfung beim PEI bis Ende September gemeldet. Bei neun Jugendlichen (fünf Jungen und vier Mädchen) im Alter von 13 bis 17 Jahren wurden Impfkomplikationen „im zeitlichen Zusammenhang“ mit einer Comirnaty-Impfung berichtet, die als bleibender Schaden beschrieben wurde.
So entwickelte eine 17-Jährige zwei Monate nach einer BioNTech-Impfung (Comirnaty) eine Lungenembolie, ein 16-Jähriger hatte mehrere Monate anhaltenden Durchfall, dessen Ursache ungeklärt ist. Der komplette Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts kann hier eingesehen werden. Der nächste PEI-Sicherheitsbericht sollte nach zwei Monaten erscheinen. Ob dieser noch im Dezember veröffentlicht wird, bleibt abzuwarten.
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