Ihr Gehirn spült jede Nacht Abfallstoffe aus – so helfen Sie bei der Reinigung

Wenn wir einschlafen, beginnt das Gehirn, Abfallstoffe zu beseitigen. Es funktioniert wie ein nächtlicher Wäscheservice, bei dem alle Wasserventile geöffnet sind. Die Waschmaschinen laufen auf Hochtouren. Kleiderberge werden wieder sauber, während das Abwasser in die Kanalisation gurgelt.
Das Gehirn produziert ständig verschiedene Abfallstoffe, und wenn diese nicht regelmäßig beseitigt werden, spüren wir das. Die Anzeichen können Benommenheit oder Müdigkeit sein, reichen aber auch bis hin zu kognitiven Beeinträchtigungen.
Glücklicherweise kann diese Abfallbeseitigung während der Nacht bewusst unterstützt werden.
Tiefschlaf
„Die Abfallbeseitigungsprozesse im Gehirn laufen im Wachzustand kaum ab. Es handelt sich vielmehr um einen Prozess, der in unseren Tiefschlafphasen stattfindet“, sagt Moira Junge, Gesundheitspsychologin und CEO der Sleep Health Foundation in Australien sowie Dozentin an der Monash University, gegenüber Epoch Times.
Schlaf wird in zwei Arten von Schlaf unterteilt: REM-Schlaf (Rapid Eye Movement) und NREM-Schlaf (Non-Rapid Eye Movement). NREM macht 75 Prozent der gesamten Schlafzeit aus und wird weiter in drei Stadien unterteilt: N1, N2 und N3, die jeweils zunehmend tiefere Schlafphasen widerspiegeln. Während N3 sind die Gehirnwellen laut Untersuchungen am langsamsten.
„Es ist ein so tiefer Schlaf, dass man nicht so leicht von der äußeren Umgebung gestört wird. Man hört zum Beispiel nicht, wie der Hund draußen bellt oder wie der Partner ins Bett kommt“, so Junge.
Während des Schlafs durchläuft der Körper nacheinander die einzelnen Stadien und bildet so einen vollständigen Schlafzyklus, der etwa 90 Minuten dauert. Im Laufe der Nacht durchläuft eine Person in der Regel vier bis fünf Schlafzyklen.
Das sogenannte glymphatische System (Entsorgungssystem für Abfallstoffe im Zentralnervensystem) wird im Schlaf aktiver, insbesondere im Tiefschlaf. Es ermöglicht so eine effektivere Abfallbeseitigung, fasst der Psychiater Dr. Jingduan Yang, Gründer des Yang Institute of Integrative Medicine in Pennsylvania und Mitarbeiter der Epoch Times Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Studien zusammen,.
Akkumuliertes Beta-Amyloid
Auch schlafen die Menschen heute weniger als je zuvor. Laut „Statista“ schlafen rund 44 Prozent weniger als 6 Stunden pro Nacht. Eine kürzere Schlafdauer kann auch darauf zurückgeführt werden, dass die Menschen später zu Bett gehen.
Zusätzlich zu späterem Zubettgehen und insgesamt weniger Schlaf ist die Qualität des Schlafs oft auch nicht gut. Laut der American Psychiatric Association leiden mehr als 50 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten an chronischen Schlafstörungen wie Schlaflosigkeit und Schlafapnoe. In Deutschland sind es laut „Statista“ 43 Prozent, die Schlafstörungen angeben.
Diese Probleme reduzieren und stören den Tiefschlaf direkt und verkürzen das kritische Zeitfenster, in dem das glymphatische System mit höchster Effizienz arbeitet. Dies wiederum führt zu einer größeren Ansammlung von Abfallstoffen im Gehirn. Dabei zeigte eine klinische Studie aus dem Jahr 2021, dass bereits eine einzige Nacht mit Schlafentzug die Fähigkeit des Gehirns, Abfallstoffe zu beseitigen, beeinträchtigen kann.
Untersuchungen zeigen zudem, dass Menschen, die über weniger ausreichenden Schlaf und mehr Schlafprobleme berichteten, in für die Alzheimer-Krankheit anfälligen Hirnregionen eine höhere Belastung durch Beta-Amyloid aufweisen.
Symptome von Toxizität
Die Ansammlung von Abfall im Gehirn kann zu verschiedenen Symptomen führen. Wenn dieser Abfall beispielsweise nicht beseitigt wird und sich weiter ansammelt, kann es schwierig werden, einen klaren Kopf zu bewahren, so Junge.
„Das häufigste Symptom ist eine Verschlechterung der kognitiven Funktion“, einschließlich Gedächtnisverlust, Konzentrationsschwierigkeiten und Probleme bei der Bewältigung komplexer Aufgaben, äußert Yang gegenüber Epoch Times.
Die langfristige Anhäufung dieser Abfallprodukte kann auch die Stimmung beeinträchtigen und zu Angstzuständen, Depressionen oder Reizbarkeit führen. Yang erklärte weiter, dass diese Anhäufung in direktem Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson stehen könnte, da beide Erkrankungen eng mit der Bildung von Beta-Amyloid- und Tau-Proteinen im Gehirn verbunden sind.
Eine umfassende Studie aus dem Jahr 2021 mit einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 25 Jahren und 7.959 älteren Erwachsenen ergab, dass diejenigen, die durchgehend weniger als 6 Stunden pro Nacht schliefen, ein um 30 Prozent höheres Risiko hatten, an Demenz zu erkranken, als diejenigen, die 7 Stunden schliefen.
Eine Studie aus dem Jahr 2019, in der mehr als 13.000 ältere Niederländer über einen Zeitraum von durchschnittlich acht Jahren beobachtet wurden, zeigte, dass eine Verschlechterung der Schlafqualität und eine Verkürzung der Schlafdauer das Risiko, innerhalb der nächsten sechs Jahre an Parkinson zu erkranken, um 76 Prozent beziehungsweise 72 Prozent erhöhten.
Optimierung der glymphatischen Funktion
Ein interessanter Fakt: Der Tiefschlaf dauert länger während der ersten Schlafzyklen (die erste Hälfte der Nacht) und verkürzt sich allmählich – oder tritt in späteren Zyklen gar nicht mehr auf.
Diese subtile Verschiebung spiegelt in gewissem Maße die Priorisierung der Reinigungs- und Reparaturprozesse durch das Gehirn wider.
„Das glymphatische System arbeitet wahrscheinlich mehr in der ersten Hälfte des Schlafs, weil dieser Zeitraum längere Tiefschlafphasen (N3) umfasst, in denen das System am effizientesten ist“, sagte Kiminobu Sugaya, Professor für Medizin am University of Central Florida College of Medicine und Leiter der Abteilung für Neurowissenschaften an der Burnett School of Biomedical Sciences, gegenüber Epoch Times.
„Im Laufe der Nacht und mit abnehmender Dauer des Tiefschlafs funktioniert das System zwar möglicherweise noch, aber wahrscheinlich mit geringerer Effizienz.“
„Um die Beseitigung von ,Gehirnmüll‘ über das glymphatische System zu optimieren, ist es wichtig, den Schlaf an den natürlichen Tagesrhythmus des Körpers anzupassen“, sagt Sugaya und betont, dass ein früheres Zubettgehen den Tiefschlaf in den frühen Nachtstunden fördert.
Forschungsergebnisse haben die signifikanten Auswirkungen des Tagesrhythmus auf das glymphatische System und die Verteilung der zerebrospinalen Flüssigkeit nachgewiesen.
Ab 21 Uhr bereitet sich der Körper auf das Schlafen vor
„Die ideale Schlafenszeit sollte mit dem Tagesrhythmus des Körpers übereinstimmen, normalerweise zwischen 22 und 23 Uhr“, sagt Yang und schloss sich damit Sugayas Ansicht an.
Er sagte jedoch auch, dass das Tempo des modernen Lebens es für viele Menschen schwierig macht, früh ins Bett zu gehen. Dennoch rät er dringend davon ab, später als Mitternacht ins Bett zu gehen, da dies die Reparaturfunktionen des Gehirns beeinträchtigen könnte.
Jonathan Liu, ein in Kanada zugelassener Heilpraktiker für traditionelle chinesische Medizin (TCM) und Dozent für TCM am Ontario Public College, sagte, dass nach der TCM-Theorie der Zeitraum zwischen 21 und 23 Uhr dem Energiekreislauf des Körpers entspricht.
Wenn man in dieser Zeit schläft, kann sich die Energie wieder ausgleichen. Auch die Melatoninproduktion nimmt in dieser Zeit zu.
Junge sagte jedoch, dass manche Menschen auch andere Schlafmuster haben. Ihre biologische Uhr kann nachgehen, was bedeutet, dass ihre Melatoninproduktion und ihr Schlafbeginn später erfolgen als bei Frühaufstehern, weshalb sie dazu neigen, lange wach zu bleiben und später aufzuwachen.
Selbst wenn diese Menschen nach Mitternacht ins Bett gehen, könne das Aufstehen nach 9 Uhr morgens immer noch für ausreichend Ruhe sorgen.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Your Brain Flushes Out Waste Every Night–Here’s How to Help It Clean Up“. (deutsche Bearbeitung so)
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