Hunderte Chemikalien und Mikroplastik in FFP2-Masken – Professor Braungart rät zu kompostierbaren Masken

Manche FFP2-Masken riechen schon nach Chemie, wenn man sie auspackt, andere hingegen scheinen unbedenklich. Professor Dr. Michael Braungart, Leiter des Hamburger Umweltinstituts e.V., hat verschiedene Masken untersucht. Sein Fazit ist haarsträubend, aber er hat auch eine Alternative parat.
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Nicht immer sind auf den ersten Blick gesundheitsgefährdende Inhaltsstoffe bei FFP2-Masken erkennbar.Foto: iStock
Von 12. Juli 2021

Seit über einem Jahr gibt es die Maskenpflicht in Deutschland. Inzwischen sind die anfänglich empfohlenen sogenannten Alltagsmasken weitestgehend verschwunden, stattdessen gibt es jetzt im öffentlichen Nahverkehr die Pflicht, FFP2-Masken zu tragen. Mancherorts gilt dies auch für Geschäfte oder andere Bereiche.

Ob FFP2-Masken überhaupt ein geeignetes Mittel zur Vireneindämmung sind, darüber streiten sich die Gemüter. Einen weiteren Aspekt, der Zweifel an den FFP2-Masken hervorruft, brachte nun der Leiter des Hamburger Umweltinstitut e.V., Professor Dr. Michael Braungart, in die Diskussion um die Maskenpflicht ein. Er untersuchte FFP2-Masken und fand dabei hunderte Chemikalien, die abgegeben werden. „Fünfzig davon haben wir identifiziert und aufgelistet“, so Braungart.

Dabei handelt es sich beispielsweise um optische Aufheller, die hormonell wirken; verschiedene Klebstoffe und organische Kohlenwasserstoffe, die ab einer gewissen Konzentration krebserregend sein können. Auch Rückstände von Flammschutzmitteln waren dabei, sowie Nanosilber, das dafür bekannt ist, dass es zu Mutationen führen kann.

So wurde beispielsweise von Braungart eine FFP2-Maske eines chinesischen Fabrikats unter die Lupe genommen, die am 4. März 2021 gegen Vorlage eines Gutscheins in der Bahnhofsapotheke Hamburg ausgegeben wurde. „Zu dieser Maske lagen uns keine Beschwerden wie beispielsweise Geruch oder Ähnliches vor“, hieß es vom Umweltinstitut.

Der Forscher kam zu dem Ergebnis, dass zwar die einzelne Konzentration der Inhaltsstoffe relativ gering war, in der Gesamtmenge seien die Emissionen jedoch beträchtlich. Mögliche Wechselwirkungen der Schadstoffe untereinander lassen sich jedoch nicht bewerten. Braungart verdeutlichte eine mögliche Wirkung an folgendem Beispiel: Wenn man eine Aspirintablette einnimmt und dazu ein Glas Rotwein trinkt, kann es zu der Wechselwirkung kommen, als ob man eine ganze Flasche Rotwein getrunken hätte.

Masken unter Umwelt- und Gesundheitsaspekten

Damit kein falscher Eindruck entsteht, stellt das Umweltinstitut klar, dass die Argumente nicht geeignet seien, die Maskenpflicht zu hinterfragen. Das Hamburger Umweltinstitut habe mehr als 14 Tage vor dem Robert Koch-Institut auf die Dringlichkeit des Maskentragens hingewiesen. Es gehe vielmehr darum, Masken zu verwenden, die unter Umwelt- und Gesundheitsaspekten gleichermaßen geeignet sind.

Bei längerem Maskentragen atme man am Tag nach Angaben des Chemikers um die 2.000 Fasern Mikroplastik direkt ein. Die Polypropylen-Fasern fransen aus und zerkleinern sich. Mikroskopische Untersuchungen unseres Instituts haben dies belegt.

Mikroplastik, das Sie einatmen, verbleibt im Körper, anders, als wenn sie es verspeisen, da gibt es immerhin die Möglichkeit, dass es wieder ausgeschieden wird“, warnt Braungart.

Das Problem mit den „Faktencheckern“

Zu der Aussage, dass Masken auch von sogenannten „Faktencheckern“ geprüft wurden, sogar von Stiftung Warentest, ohne dass sie die von Braungart ermittelten Stoffe in besorgniserregender Höhe gefunden haben, antwortet der Experte:

Die Frage ist doch, wer checkt eigentlich ‚Faktenchecker‘?“

Der springende Punkt sei, dass sich die Grenzwerte für diese Stoffe auf eine Größe pro Kubikmeter beziehen. Unter der Maske bestünde aber nur ein Volumen von etwa 30 Kubikzentimeter, so Braungart. Mit zunehmender Tragedauer der Maske steige die Konzentration. „Ich finde es extrem ärgerlich, dass das nicht breiter diskutiert und untersucht wird.“ Denn wie genau die eingeatmeten Schadstoffe sich langfristig im menschlichen Körper auswirken, könne man noch nicht mit Sicherheit sagen, so Braungart.

Umweltverschmutzung durch Masken und die Lösung

Der Chemiker weist auch auf die erhebliche Umweltverschmutzung durch die Masken hin: „Jetzt schwimmen über zwei Milliarden Masken in den Weltmeeren.“ Allein in Deutschland werden nach Braungarts Rechnungen jährlich 12 Milliarden Masken im Jahr 2021 verwendet. Und die würden einfach weggeworfen.

Und weil der Wissenschaftler nicht nur „einfach zugucken und meckern“ will, hat er auch eine Lösung parat. Zur Schonung der Umwelt und besseren Verträglichkeit hat der Professor im Rahmen seines Ansatzes Cradle-to-Cradle (auf Deutsch: von der Wiege bis zur Wiege) eine neue kompostierbare Maske, die VivaMask, entwickelt.

Damit folgt er seinem Prinzip, dass Produkte und Dienstleistungen so entworfen werden, dass sie zu 100 Prozent einen positiven Einfluss auf Mensch und Umwelt haben. In diesem Sinne werden die von ihm entwickelten Stoffe nie Abfall, sondern bieten bei ihrer Entsorgung immer Nährstoffe für die Umwelt. Die Maske kostet weniger als zehn Cent und ist zu 100 Prozent biologisch abbaubar und recyclebar.



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