Wissenschaftlerin warnt vor Bewegungsmangel und E-Scootern: Kinderknochen verkümmern

Helikoptereltern, E-Scooter – immer weniger Kinder bewegen sich ausreichend. Welche verheerenden Folgen das hat, erklärte Dr. Christiane Scheffler vom Institut für Biochemie und Biologie der Universität Potsdam in einem Interview mit Epoch Times.
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Kinderknochen brauchen Bewegung, sagt die Wissenschaftlerin Dr. Christiane Scheffler vom Institut für Biochemie und Biologie der Universität Potsdam.Foto: iStock
Von 21. August 2019

Der moderne Lebensstil fordert seinen Tribut. Alarmierende Studien zeigen, wie mangelnde Bewegung den Körper verändert und Kinderskelette verkümmern lässt. PD Dr. Christiane Scheffler vom Institut für Biochemie und Biologie der Universität Potsdam beschäftigt sich mit der Entwicklung des Knochenaufbaus von Kindern und gibt der Epoch Times Einblicke in die besorgniserregenden Ergebnisse ihrer Forschungen.

Frau Dr. Scheffler, Sie haben Studien veröffentlicht, die zeigen, dass die Knochen von Kindern immer mehr degenerieren (Epoch Times berichtete). Was sind die Gründe dafür?

Es verringert sich vor allem, die Becken- und die Ellenbogenbreite, beides Knochen an denen Muskeln ansetzen, die wir beim täglichen Laufen benötigen. Wir haben auch einen eindeutigen Zusammenhang von geringer Knochenbreite und niedriger täglicher körperlicher Aktivität zeigen können. Schlicht und einfach unsere Kinder bewegen sich weniger als noch Ende der 90er Jahre.

Wie schlimm können die Verkümmerungen der Knochen werden, wenn der moderne Lebensstil in diesem Ausmaß weiter betrieben wird?

Das kann man nicht sagen. Es ist auch die Frage, ob es wirklich ein Verkümmern im negativen Sinn ist, oder ob es nicht ein Zeichen beeindruckender Anpassungsfähigkeit und Plastizität des menschlichen Körpers als Reaktion auf veränderte Umweltbedingungen hier eben die geringere Bewegung ist. In der Biologie nennt man das phänotypische Plastizität.

Gehen wird als besonders effektiv für einen starken Knochenaufbau eingestuft. Wie sehr schaden sogenannte Helikopter-Eltern, die ihre Kinder täglich mit dem Auto kutschieren der gesunden Entwicklung ihrer Kinder?

Das ist ja genau der Punkt. Das tägliche Gehen bzw. kontinuierliches Bewegen bringt für die Ausbildung der Knochenbreiten mehr als z.B. ein einmaliges intensives wöchentliches Training und das noch wenn die Eltern die Kinder evtl. mit dem Auto dorthin bringen. Evolutionsbiologisch sind wir auf lange Laufdistanzen ausgerichtet, wir könnten bis zu 30 km am Tag gehen. Wer macht das heute denn noch innerhalb einer Woche?

Dr. Christian Scheffler. Foto: Antje Herde 2014

Gibt es Möglichkeiten eine derartige Degenerierung der Knochen rückgängig zu machen?

Je nach Knochen ist das Wachstum um das 30. Lebensjahr herum abgeschlossen. Das bedeutet, dass Knochenaufbau danach nur noch durch sehr intensives Training im Einzelfall erreicht werden kann. Knochengewebe wird ständig umgebaut, es finden Ab- und Aufbauprozesse statt. Ab Mitte 30 überwiegen zunehmend die Abbauprozesse, die nur durch ausreichende Bewegung verzögert werden können. In Bezug auf unserer Ergebnisse heißt das, dass bei einer Zunahme der Alltagsbewegung der heutigen Kindergeneration die Knochenbreiten auch wieder zunehmen können.

Vor allem in Großstädten sieht man jetzt immer häufiger folgende neue Modeerscheinung: E-Scooter. Macht dieser Trend die ganze Sache noch schlimmer?

Ja, natürlich verhindern die E-Scooter genau die tägliche Bewegung, die wir brauchen um unser Skelett zu entwickeln. Allerdings betrifft das natürlich vor allem die Wachstumsphase, danach kann man nur den Zustand halten. Was bedeutet, dass besonders bei E-Scooter nutzenden Kindern der positive Input fehlt. Wie schon erwähnt kann dieser Mangel auch nicht durch kurzzeitige, selbst intensive Sportaktivitäten kompensiert werden.

Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Wie kommen Sie täglich zur Arbeit?  Finden Sie als Expertin im Alltag neben Beruf etc. die Zeit bewusst zu Gehen um ihrem Körper etwas Gutes zu tun?

Ich benutze seit fast 40 Jahren für die tägliche Mobilität fast ausschließlich mein Fahrrad oder gehe zu Fuß. Mein Urlaub unterscheidet sich dahingehend nicht sehr. Ich wandere viel und mache lange Fahrradtouren.



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