Wissenschaft und Reinkarnation: Können Erinnerungen über den Tod hinaus existieren?
Am 11. Oktober 2002 räumte Bruce Leininger in Lafayette, US-Bundesstaat Louisiana, seinen Garten auf, um die Schäden des Hurrikans Lili zu beseitigen. Nach einer Weile setzte er sich, um auszuruhen, und nahm seinen vierjährigen Sohn James auf den Schoß. Während er ihn umarmte, sagte er zu ihm: „Du bist so ein guter Junge.“
James schaute zu seinem Vater auf und antwortete: „Deshalb habe ich euch ausgesucht. Ich wusste, dass ihr gute Eltern sein würdet.“
Diese Aussage mag wie die Fantasie eines Kindes klingen, doch der weitere Verlauf des Gesprächs ließ Bruce nachdenklich werden.
„Wo hast du uns gefunden?“, fragte Bruce. „In einem großen rosa Hotel auf Hawaii“, antwortete James.
„Was haben wir gemacht, als du uns ausgesucht hast?“, wollte Bruce wissen. „Ihr habt abends am Strand zu Abend gegessen“, erklärte James mit fester Überzeugung.
Bruce und seine Frau Andrea waren fassungslos. Zwischen Ende Mai und Anfang Juni 1997 hatten sie ihren fünften Hochzeitstag im Royal Hawaiian gefeiert, einem korallenrosa Hotel in Honolulu. Tatsächlich hatten sie dort abends am Strand romantisch diniert.
Dieses Erlebnis war zutiefst privat und sie hatten niemals vor James darüber gesprochen. Zudem fand die Reise etwa vier bis fünf Wochen vor Andreas Schwangerschaft statt. Es schien unmöglich, dass James von diesen intimen Details wissen konnte.
Diese Gespräche wurden in dem preisgekrönten Artikel „Consciousness Survives Physical Death“ dokumentiert, der beim Bigelow Institute eingereicht wurde, eine Initiative von Bigelow Aerospace und dessen Gründer Robert Bigelow.
James’ Erinnerungen endeten jedoch nicht bei der Wahl seiner Eltern. Er ist eines von vielen Kindern, die von Erinnerungen berichten, die über dieses Leben hinausreichen. Eine wachsende Anzahl von Forschungen deutet darauf hin, dass das Bewusstsein von Leben zu Leben weitergetragen wird – und dabei auch Erinnerungen bewahrt.
Pilot aus dem Zweiten Weltkrieg
Seit seiner Geburt zeigte James eine außergewöhnliche Faszination für Flugzeuge.
Bereits im Alter von zwei Jahren begann er, Albträume von einem Flugzeugabsturz zu haben. In diesen Träumen beschrieb er sich selbst als amerikanischen Piloten, dessen Flugzeug von den Japanern abgeschossen wurde.
James gab dabei erstaunlich präzise Details an, wie den Namen des Flugzeugträgers, den Namen eines Freundes, der mit ihm auf dem Schiff war, sowie den Ort und spezifische Einzelheiten des Absturzes. Diese Informationen stimmten genau mit den Umständen des Todes von James McCready Huston Jr., einem Piloten aus dem Zweiten Weltkrieg, überein.
Darüber hinaus wusste James spezifische, historisch korrekte Details, die weder seinen Eltern noch der breiten Öffentlichkeit bekannt gewesen sein konnten. Bereits im Alter von zwei Jahren konnte er den Namen des Schiffes nennen, die USS Natoma Bay, von dem aus Hustons Flugzeug gestartet war. Ebenso identifizierte er einen anderen Piloten, Jack Larsen, der tatsächlich zu Hustons Einheit gehört hatte.
Auch die Familie von James Huston bestätigte die Aussagen des kleinen James über dessen angeblich früheres Leben. So wusste er zum Beispiel den Spitznamen, den Huston für seine Schwester verwendet hatte – ein Name, den nur ihr verstorbener Bruder genutzt hatte.
Nach dem Tod des Körpers wiedergeboren
Dr. Jim Tucker, ein Psychiater der Universität von Virginia, dokumentierte diesen Fall 2016 in einem wissenschaftlichen Artikel. Sein Fazit lautete: „Auf den ersten Blick ist die naheliegendste Erklärung für diese Verbindung, dass James das Leben von James Huston Jr. vor seinem jetzigen erlebt hat. Die Fakten in diesem Fall legen nahe, dass diese Erklärung ernsthaft in Betracht gezogen werden sollte.“
Das Phänomen von Erinnerungen an frühere Leben (Past Life Memories, PLM) wird in einigen asiatischen Religionen und Philosophien als Reinkarnation bezeichnet: die Vorstellung, dass das Bewusstsein nach dem Tod des Körpers wiedergeboren wird.
Im vergangenen Jahrhundert haben immer mehr Wissenschaftler begonnen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen.
Der renommierte Wissenschaftler Carl Sagan, Gründungsmitglied des Komitees für die wissenschaftliche Untersuchung paranormaler Phänomene, äußerte sich dazu in seinem Buch „The Demon-Haunted World“ mit den Worten: „Es gibt drei Behauptungen im Bereich der Parapsychologie, die meiner Meinung nach ernsthaft untersucht werden sollten.“
Die dritte dabei lautet: „Dass junge Kinder manchmal Details eines früheren Lebens berichten, die sich bei Überprüfung als wahr erweisen und die sie auf keine andere Weise als durch Reinkarnation wissen können.“
2.500 Fälle: „Daten, die nicht ignoriert werden können“
Die Diskussion über Erinnerungen an frühere Leben hat sich längst über den religiösen Bereich hinaus auf die wissenschaftliche Forschung ausgeweitet.
Dr. Ian Stevenson (1918–2007), ehemaliger Vorsitzender der Abteilung für Psychiatrie und Neurologie an der Universität von Virginia, war der erste Mediziner, der die Grenzen der Reinkarnationsforschung systematisch erweiterte.
Im Rahmen eines Wettbewerbs der American Society for Psychical Research, die sich mit paranormalen mentalen Phänomenen beschäftigt, analysierte Stevenson 44 Personen, die sich an frühere Leben erinnerten. Seine wissenschaftliche Arbeit wurde mit dem ersten Preis ausgezeichnet.
Während seiner Forschung fielen ihm Ähnlichkeiten zwischen den Fällen aus verschiedenen Ländern und Herkunftsorten auf. Dies veranlasste ihn, weiterführende Untersuchungen anzustellen.
So widmete sich Stevenson mehr als 30 Jahre lang der systematischen Erforschung des Phänomens der Erinnerungen an frühere Leben. In seinem Buch „Reincarnation and Biology“ dokumentierte er mit äußerster Sorgfalt über 2.500 Fälle von Kindern aus aller Welt, die behaupteten, sich an ein früheres Leben erinnern zu können.
Eine seiner Studien, die in der Fachzeitschrift „Medical Hypotheses“ veröffentlicht wurde, umfasste 856 Fälle von Erinnerungen an frühere Leben. Davon galten 67 Prozent als „gelöst“. Nach Stevensons Methodologie bedeutet ein „gelöster“ Fall, dass Forscher eine verstorbene Person identifizieren konnten, deren Lebens- und Todesumstände exakt mit den Erinnerungen des Kindes übereinstimmten.
Forschungsergebnisse, die nicht ignoriert werden können
Stevensons Forschung umfasste eine Vielzahl von Regionen, darunter Indien, Sri Lanka, die Türkei, den Libanon, Thailand, Myanmar sowie Länder in Nord- und Südamerika und Europa.
Er konzentrierte seine Studien aus zwei Gründen auf Kinder. Erstens war es bei kleinen Kindern weniger wahrscheinlich, dass sie Erinnerungen an frühere Leben mit einer hohen überprüfbaren Detailgenauigkeit erfinden konnten.
Zweitens hatten sie in der Regel nur begrenzten Zugang zu externen Informationsquellen, was es unwahrscheinlich machte, dass sie auf gewöhnlichem Wege detaillierte Kenntnisse über verstorbene Personen erlangt hatten.
In seinen wissenschaftlichen Artikeln legte Stevenson jeden Schritt seines Forschungsprozesses offen und lud Leser dazu ein, seine Methoden und Ergebnisse kritisch zu prüfen.
Stevenson war als Wissenschaftler angesehen und veröffentlichte rund 60 Publikationen in renommierten medizinischen Fachzeitschriften. Seine Forschungsmethoden galten und gelten als vorbildlich für die Untersuchung von Erinnerungen an frühere Leben.
Aufgrund seiner herausragenden Leistungen wurde er mit dem Titel eines „Chair Professors“ geehrt, einer besonderen Auszeichnung für besonders renommierte Wissenschaftler.
„Er hat eine detaillierte Serie von Fällen sorgfältig und nüchtern dokumentiert“, schrieb Dr. Lester S. King 1975 in einem Artikel der Fachzeitschrift JAMA über Stevensons Forschung. „Er mag Skeptiker nicht überzeugen, aber er [Stevenson] hat eine große Menge an Daten zusammengetragen, die nicht ignoriert werden können.“
Dr. Emily Kelly, eine langjährige Kollegin Stevensons, schrieb 2007 in einem Artikel, der in der Fachzeitschrift BMJ veröffentlicht wurde „Er [Stevenson] war der Ansicht, dass die Beweislage ausreicht, um eine vernünftige Person davon zu überzeugen, an Reinkarnation zu glauben.“
Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für solche Beweise, das sogar die Aufmerksamkeit von Mahatma Gandhi erregte, ist der Fall von Shanti Devi aus Indien.
Ein Fall, der Gandhi faszinierte
Shanti Devi war ein Mädchen, das 1926 in Delhi geboren wurde und dort seit ihrer Geburt lebte. Bereits im Alter von drei Jahren begann sie, sich an ein früheres Leben als eine Frau namens Lugdi zu erinnern. Zunächst hielten ihre Eltern diese lebhaften Erinnerungen für harmlose kindliche Fantasien.
Als Devi älter wurde, bestand sie jedoch darauf, ihren früheren Ehemann Kedar Nath in Mathura zu besuchen, einer Stadt, die 162 Kilometer entfernt liegt. Ihre Familie wurde neugierig und nahm Kontakt zu Nath auf. Schließlich besuchte er Devi. Zu seinem großen Erstaunen erkannte das neunjährige Mädchen ihn und andere Verwandte auf Anhieb. Zudem erzählte sie Details aus ihrem gemeinsamen Leben, die sie unmöglich hätte wissen können.
Dieser außergewöhnliche Fall erregte mediale Aufmerksamkeit und weckte auch das Interesse von Mahatma Gandhi. Als Devi zehn Jahre alt war, setzte Gandhi eine „Untersuchungskommission“ ein. Diese bestand aus 15 angesehenen Persönlichkeiten, darunter Anwälte, Journalisten, politische Führer und Kongressmitglieder, und sollte die Behauptungen von Devi untersuchen.
Die Kommission stellte fest, dass Devi Delhi niemals verlassen hatte. Dennoch begleiteten die Mitglieder sie nach Mathura, wo Devi Naths Haus sowie das ihres früheren Schwiegervaters korrekt identifizierte und den Aufbau der Gebäude präzise beschrieb.
Devi zeigte außerdem auf eine Ecke in einem Raum und erklärte, dort Geld vergraben zu haben. Zeugen gruben an der angegebenen Stelle und fanden tatsächlich eine leere Schatulle, die offensichtlich für Wertsachen gedacht war. Devi beharrte darauf, dass sie dort Geld hinterlegt hatte. Später bestätigte Nath, dass er das Geld nach dem Tod seiner Frau gefunden und an sich genommen hatte.
Der renommierte Wissenschaftler Ian Stevenson, der sich mit Fällen von Reinkarnation beschäftigte, stellte fest, dass mindestens 24 der von Devi vorgebrachten Behauptungen bestätigt werden konnten. Dies lieferte überzeugende Hinweise darauf, dass ihre Erinnerungen keine Erfindungen waren.
Die Kommission veröffentlichte 1936 einen 26-seitigen Bericht, in dem sie zu dem Schluss kam, dass Devi die Wiedergeburt von Lugdi war. Der Fall wurde außerdem in der Ausgabe des „American Weekly“ vom 12. Dezember 1937 vorgestellt.
Erstaunliches Wissen und unbewusste Fähigkeiten
Laut Ian Stevenson treten typische Fälle von Erinnerungen an frühere Leben bei Kindern im Alter von zwei bis vier Jahren auf. Diese Kinder erzählen spontan Details über vergangene Leben – selbst wenn diese viele Jahre zurückliegen und an weit entfernten Orten stattfanden. Diese Erinnerungen erweisen sich oft zu 90 Prozent als korrekt.
Dieses Phänomen zeigt sich darin, dass Kinder über Dinge sprechen, „die sie in diesem Alter auf keinen Fall wissen können“, erklärte Carol Bowman, eine Expertin für Rückführungen in vergangene Leben. Bowman erforscht seit 35 Jahren Fälle in amerikanischen Familien.
Bowman betonte, dass diese Kinder in der Regel keine psychosozialen Probleme haben. Die Erinnerungen beziehen sich häufig auf ein früheres Leben in gewöhnlichen Familien und nicht auf prominente Persönlichkeiten, wodurch der Verdacht von erfundenen Geschichten entkräftet wird.
Bowman berichtete beispielsweise von einem dreijährigen Mädchen namens Megan, das von einem früheren Leben als Mann namens John erzählte, dessen Frau Mary an „Schwindsucht“ – einer historischen Bezeichnung für Tuberkulose – starb.
Megan erwähnte außerdem, dass Mary wegen ihrer Krankheit und Kinderlosigkeit sehr traurig gewesen sei. Wie hätte ein kleines Kind solches medizinisches Wissen über Tuberkulose und Unfruchtbarkeit in so jungen Jahren erlangen können?
Kinder mit Erinnerungen an frühere Leben zeigen oft auch unbewusste Fertigkeiten. So sprach Shanti Devi ohne jede Vorbildung spontan die lokale Sprache von Mathura, obwohl sie in ihrem aktuellen Leben nie dort gewesen war.
Bowman schilderte zudem den Fall eines vierjährigen amerikanischen Jungen namens Tommy, der erstaunlich geschickt einen Knopf an seiner Hose annähte. Auf die Frage seiner Mutter, woher er das gelernt habe, antwortete Tommy: „Wir haben das auf meinem Schiff immer gemacht.“ Er begann dann, sein früheres Leben als Seemann zu beschreiben.
„Diese Kinder wechseln dabei in einen sehr ernsten Modus, sprechen sachlich, bestimmt und sind überzeugt davon, dass das, was sie sagen, wahr ist“, erklärte Bowman.
Eine systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2021, die 78 Beobachtungsstudien analysierte, ergab, dass 23 Prozent der Kinder mit Erinnerungen an frühere Leben unbewusste Fertigkeiten aufwiesen. Noch erstaunlicher war, dass 37 Prozent dieser Kinder Muttermale oder Fehlbildungen hatten, die mit Verletzungen oder besonderen Merkmalen aus einem früheren Leben übereinstimmten.
Muttermale sind zwar weitverbreitet – doch wie kann ein Muttermal ein früheres Leben mit dem gegenwärtigen verbinden?
Geburtsmale und Anomalien – Zufall?
In einer Studie mit 895 Kindern, die sich an frühere Leben erinnerten, hatten laut Stevenson 35 Prozent ungewöhnliche Geburtsmale oder angeborene Defekte. Stevensons Forschung ergab eine signifikante Übereinstimmungsrate von 88 Prozent zwischen Verletzungen und Geburtsmalen in Fällen von früheren Leben, die durch Obduktionsberichte oder andere bestätigende Dokumente untermauert wurden.
Ein Beispiel: Ein türkischer Junge hatte ein missgebildetes rechtes Ohr. Der Junge erinnerte sich, dass ihm in einem früheren Leben in die rechte Schädelseite geschossen worden war. Stevenson identifizierte das frühere Leben und bestätigte die Todesursache anhand von Krankenhausakten.
Auch Bowman sammelte Beweise für Zusammenhänge zwischen Geburtsmalen und Verhaltensweisen. Ein Beispiel hierfür ist Kathys erstes Kind, James (nicht verwandt mit dem oben beschriebenen Fall), das tragischerweise kurz nach seinem zweiten Geburtstag an einem Neuroblastom starb. James hatte Probleme mit seinem linken Auge, seinem rechten Ohr und seinem linken Bein. Zusätzlich hinterließ eine intravenöse Injektion eine Narbe an seinem Hals.
Zwölf Jahre nach James‘ Tod wurde Kathys anderer Sohn, Chad, geboren. Chad zeigte auffallende physische Ähnlichkeiten zu James: Er litt an Blindheit im linken Auge, hatte Probleme mit dem rechten Ohr, eine Behinderung im linken Bein und eine Narbe genau an der Stelle, an der James eine Injektionsnarbe hatte.
Darüber hinaus ähnelte Chads zurückhaltendes und nervöses Wesen dem von James. Mit vier Jahren begann Chad, von einem Haus mit schokoladenfarbenen Möbeln zu erzählen, in dem er gelebt haben soll, und beschrieb Spielsachen – Details, die James’ Leben exakt entsprachen.
Obduktionsberichte und medizinische Akten bestätigen, dass die Todesursachen in einem früheren Leben mit heutigen Geburtsmalen übereinstimmen – was einen Zufall unwahrscheinlich macht.
Skeptische Erklärungsansätze
Es gibt verschiedene alternative Erklärungen für Erinnerungen an frühere Leben, darunter Gedächtnisverzerrungen, elterlicher Einfluss sowie kulturelle oder soziale Prägung. Doch diese Hypothesen haben Schwächen.
Eine Studie aus dem Jahr 2007 deutet darauf hin, dass Erinnerungen an frühere Leben durch verwirrte Erinnerungen oder falsche Erinnerungen verursacht werden könnten. Allerdings können Gedächtnisverwirrungen nicht die Genauigkeit und überprüfbaren Details erklären, die in vielen gut dokumentierten Fällen nachgewiesen wurden.
Außerdem haben Studien gezeigt, dass die anfängliche Haltung der Mütter gegenüber den Erinnerungen ihrer Kinder an frühere Leben sehr unterschiedlich war. Insgesamt waren 51 Prozent der Mütter neutral oder tolerant, 28 Prozent lehnten solche Erinnerungen ab und 21 Prozent unterstützten sie aktiv.
Manche führen Geburtsmale auf die Eindrücke der Mutter zurück. Diese Theorie besagt, das schwangere Frauen, wenn sie um die Wunden eines Verstorbenen wissen, dies die Entwicklung des Embryos beeinflussen könnte. So würden physische Merkmale entwickelt, die den Wunden entsprechen.
Laut Stevensons Forschung wussten die Mütter jedoch meist nichts von den Verletzungen aus früheren Leben. Zudem erklärt diese Hypothese nicht, wie die Gedanken der Mutter den Körper des ungeborenen Kindes verändern könnten oder warum das Kind Erinnerungen an frühere Leben haben sollte.
Die Theorie der kulturellen oder sozialen Prägung wird durch eine systematische Untersuchung aus dem Jahr 2021 infrage gestellt. Diese ergab, dass Fälle von Erinnerungen an frühere Leben nicht nur in asiatischen Ländern mit einem Glauben an Reinkarnation gemeldet wurden, sondern auch in Amerika und Europa. Dies deutet auf ein kulturübergreifendes Phänomen hin.
Andere sehen Erinnerungen an frühere Leben als bloße Zufälle: Ein Geburtsmal oder eine Fehlbildung könnte rein zufällig entstehen und die Person erfährt später von einem Verstorbenen mit einem ähnlichen Merkmal. Diese Ähnlichkeit könnte ein Gefühl der Verbundenheit hervorrufen. Doch es gibt keine soliden Beweise für diese Theorie und sie erscheint besonders bei Kindern unwahrscheinlich.
Skeptiker betrachten Geburtsmale oder Defekte oft als bloßen Zufall und verwerfen sie als Hinweise auf frühere Leben.
Dr. Eben Alexander, renommierter Neurochirurg, der das menschliche Gehirn jahrzehntelang studiert und selbst eine Nahtoderfahrung gemacht hat, sagte in einem früheren Interview: „Ich würde sagen, unser menschliches Bewusstsein ist oft durch Vorurteile und Annahmen begrenzt, wenn wir glauben, etwas zu verstehen, aber nicht alle Beweise berücksichtigen.“
Rückführung in frühere Leben
Wenn Menschen in einer früheren Phase ihres aktuellen Lebens ein traumatisches Erlebnis hatten, kann dies Auswirkungen auf ihre physische oder psychische Gesundheit haben und oft zu einem posttraumatischen Belastungssyndrom (PTBS) führen.
Psychologen setzen häufig eine Gesprächstherapie ein, um Patienten dabei zu helfen, die in ihrem Körper gespeicherte traumatische Verletzung zu lösen und sowohl psychisch als auch physisch Heilung zu finden. Solche psychotherapeutischen Ansätze ergänzen dabei medikamentöse Behandlungen, die von Psychiatern verschrieben werden.
In ähnlicher Weise haben einige Mediziner die sogenannte Rückführungstherapie in frühere Leben (Past-Life Regression) erforscht, eine Form der Hypnotherapie, die ebenfalls zur Behandlung von Erkrankungen eingesetzt wird. Wie bei der Behandlung von PTBS basiert auch die Rückführungstherapie auf geführten Gesprächen unter Hypnose. Der Therapeut hilft dem Patienten dabei, vermeintliche Erinnerungen an vergangene Leben zu erkunden.
Obwohl die Wirksamkeit der Rückführungstherapie weiterhin kontrovers diskutiert wird, gibt es dokumentierte Fälle, in denen Patienten von dieser Behandlung profitiert haben.
Vergangene Leben auch körperlich gespeichert?
Dr. Jason Liu, ein ganzheitlicher Heilpraktiker in Kalifornien mit einem Doktortitel in Neurowissenschaften, berichtete in einem Interview mit Epoch Times, dass er bei einer Patientin mit Fibromyalgie (Störung der Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung) eine vollständige Genesung nach einer Rückführungstherapie beobachtet habe.
Die Patientin namens Marilyn, eine 46-jährige Frau, litt jahrelang unter lähmenden chronischen Schmerzen, die sie schließlich in einen Suizidversuch trieben. Neben Fibromyalgie hatte sie mit mehreren Begleiterkrankungen wie dem chronischen Erschöpfungssyndrom, Angstzuständen, Depressionen und Schlaflosigkeit zu kämpfen.
Obwohl ihr Ehemann Arzt war, brachten herkömmliche Behandlungen keine Linderung. Liu entschied sich daher, die Rückführungstherapie auszuprobieren.
Unter Hypnose, die durch Theta-Gehirnwellen unterstützt wurde, gelangte Marilyn in einen friedlichen Trancezustand. In diesem hypnotischen Zustand öffnete sich ihr eine fragmentarische Erinnerung: Sie war ein Soldat in einem Krieg und stand unter schwerem Beschuss. Durch eine Reihe von Gesprächen mit Dr. Liu verstand sie schließlich, dass die intensiven Ängste, die sie in ihrem früheren Leben erlebt hatte, mit den körperlichen Schmerzen in ihrem jetzigen Leben in Zusammenhang standen.
Durch Dr. Lius behutsame Anleitung war Marilyn schließlich in der Lage, die emotionale Belastung ihres früheren Lebens von ihrer aktuellen Realität zu trennen. Seit diesem Zeitpunkt fühlte sie sich deutlich friedlicher und hoffnungsvoller. Ihre körperlichen und psychischen Symptome besserten sich dramatisch und sie erlangte ihre vollständige Genesung.
Auch Bowmans Sohn berichtete von Erinnerungen an ein früheres Leben. Mit fünf Jahren entwickelte er ein chronisches Ekzem und eine starke Phobie vor lauten Geräuschen.
„Als wir ihn fragten, was es damit auf sich habe, erzählte er uns in der Ich-Perspektive, dass er ein Soldat gewesen sei und auf einem Schlachtfeld hinter einer Kanone getötet wurde“, erzählte Bowman.
Nachdem ihr Sohn über seine Erinnerung an ein früheres Leben gesprochen hatte, verschwanden sowohl sein chronisches Ekzem als auch seine Phobie vor lauten Geräuschen.
„Es scheint eine Art Körpergedächtnis, ein somatisches Gedächtnis, zu geben, das mit diesen Erinnerungen verbunden ist“, erklärte Bowman und deutete an, dass vergangene Leben möglicherweise in unserem Bewusstsein und Körper gespeichert sein könnten.
Mit der Strömung des Flusses
Ein Fluss transportiert Sand, Nährstoffe und aquatisches Leben, während er unaufhaltsam von den Gipfeln der Berge zu seinem Ziel fließt. Auf ähnliche Weise deuten Studien über Erinnerungen an vergangene Leben darauf hin, dass unser Bewusstsein wie ein strömender Fluss ist.
Es trägt Erinnerungen, Erfahrungen und das Wesen unserer Seele von einem Leben ins nächste und verbindet uns mit den Verflechtungen des Seins.
„Ich finde es faszinierend, weil – wie Ian Stevenson auch darüber gesprochen hat – unsere aktuellen Situationen und Persönlichkeiten ihren Ursprung in Erfahrungen aus vergangenen Leben haben können“, erklärte Bowman in einem Interview mit Epoch Times.
„Das Bewusstsein überlebt den Tod“, fügt sie hinzu. „Auch Charaktereigenschaften, Gefühle und körperliche Merkmale überdauern. Diese werden in einen anderen Körper und ein anderes Leben übertragen, unter veränderten Umständen, aber alles bleibt miteinander verbunden. Es gibt eine Kontinuität von einem Leben zum nächsten.“
Nach dem Tod von Dr. Ian Stevenson führte sein Nachfolger, Dr. Jim Tucker, dessen Arbeit weiter. Dr. Tucker ist Professor an der University of Virginia und leitet dort eine Abteilung, die sich mit außergewöhnlichen Wahrnehmungen und Bewusstseinsforschung beschäftigt. Auch er untersucht Erinnerungen an vergangene Leben.
Auch Dr. Brian L. Weiss und Dr. Bruce Greyson leisten bedeutende Beiträge zur Erforschung von Erinnerungen an frühere Leben. Dr. Weiss ist ein renommierter Psychiater, Absolvent der Columbia University und der Yale Medical School sowie emeritierter Vorsitzender der Psychiatrie am Mount Sinai Medical Center in Miami. Dr. Greyson ist emeritierter Professor für Psychiatrie und Neuro-Verhaltenswissenschaften an der University of Virginia.
Die Beweise, die in diesem Artikel zusammengetragen wurden, deuten darauf hin, dass das Bewusstsein über die Grenzen der physischen Realität hinausgehen könnte.
Jeder Mensch stirbt irgendwann. Doch wenn unser Bewusstsein ewig ist und Erinnerungen an vergangene Leben erhalten bleiben, könnte dies eine tiefgreifende Bedeutung für unser Wohlbefinden in diesem Leben und in der Zukunft haben.
Wenn Erinnerungen tatsächlich über Lebenszeiten hinweg bestehen können, drängt sich die Frage auf: Wo befindet sich unser Bewusstsein zwischen verschiedenen Leben? Wo liegt der ursprüngliche Ursprung oder das endgültige Zuhause unseres Bewusstseins?
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Consciousness Flows Like a River From Life to Life“. (deutsche Bearbeitung kr)
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