Wirkung der BioNTech-Impfung lässt schon nach 90 Tagen signifikant nach

Eine Analyse von Mitgliedern eines israelischen Krankenversicherers zeigt, dass das Risiko einer Corona-Infektion trotz einer Zweifach-Impfung mit dem BioNTech-Vakzin früher als bisher angenommen abnimmt. Die Schlussfolgerung der Wissenschaftler wirft allerdings Fragen auf.
Titelbild
Spritzen für Auffrischungsimpfungen mit BioNTech/Pfizer.Foto: Christian Charisius/dpa/dpa
Von 29. November 2021

Die Zahl der Geimpften in den Krankenhäusern und Intensivstationen nimmt stetig zu. „Geimpfte und Genesene glauben, sie wären sicher, weil man ihnen das bis vor Kurzem so gesagt hat“, sagte der Virologe Alexander Kekulé kürzlich der „Welt“, „aber auch sie infizieren sich zu einem erheblichen Teil.

Dadurch haben wir jetzt diese massive Welle unter den Geimpften.“ Sie wurden falsch informiert, so der Professor für Medizinische Mikrobiologie und Virologie an der Universität Halle, sogar das Robert Koch-Institut habe das noch bis vor Kurzem auf seiner Website falsch dargestellt.

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In seinem Podcast bei „MDR aktuell“ antwortete er auf die Frage, warum es bei den Geimpften derzeit so viele Impfdurchbrüche gebe, so: „Bei Johnson & Johnson und AstraZeneca ist die Schutzwirkung einige Monate nach der Impfung so miserabel, dass man sie fast bei null ansetzen kann, nach den allerneuesten Daten.“ Zudem sei die Dunkelziffer derjenigen sehr hoch, die trotz Impfung erkranken.

Israel: Vom Impfweltmeister zum Inzidenzweltmeister

Eine am 25. November im „British Medical Journal“ veröffentlichte Studie eines israelischen Krankenversicherers bestätigt diese Einschätzung – bzw. geht mit Blick auf das BioNTech-Vakzin sogar einen Schritt weiter. Das Ergebnis: Bereits 90 Tage nach Verabreichung der zweiten Dosis dieses mRNA-Impfstoffs kommt es zu einer erneuten Zunahme an Infektionen. Israel galt in Israel lange als Impfweltmeister und war bereits im Dezember vergangenen Jahres eines der ersten Länder, die seine Bevölkerung gegen Covid-19 geimpft hatte.

Bis zum 26. Juli 2021 wurden mehr als 5,2 Millionen Israelis mit zwei Dosen des Impfstoffs von Pfizer-BioNTech vollständig geimpft. Doch bereits im Juni machte sich erste Ernüchterung breit, als die Infektionszahlen rasant anstiegen und die Regierung warnte, dass sich die Zahl der mit dem Coronavirus ins Krankenhaus eingelieferten Patienten alle zehn Tage verdoppeln werde. „Israel: Vom Impfweltmeister zum Inzidenzweltmeister?“, fragte im August ZDF.de.

Forscher des Krankenversicherers Leumit Health Service beantworten diese Frage eindeutig mit Ja. Sie werteten die Daten von knapp über 80.000, im Schnitt 44 Jahre alten Personen aus, die mindestens drei Wochen nach ihrer zweiten Impfung positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden waren.

Im Vergleich zu den ersten 90 Tagen nach der zweiten Dosis war das Infektionsrisiko über alle Altersgruppen hinweg nach 90 bis 119 Tagen um das 2,4-Fache erhöht. Nach 120 bis 149 Tagen betrug das Verhältnis 2,7, nach 150 bis 179 Tagen 2,8 und nach 180 Tagen ebenfalls 2,8. Die Zahlen beziehen sich jedoch nur auf das Risiko einer möglichen Infektion, nicht aber auf den Schweregrad der Erkrankung.

Booster-Empfehlung trotz erwiesener Wirkungsschwäche

Zu einem ähnlichen Befund war bereits eine Ende Oktober im „The New England Journal of Medicine“ erschienene Analyse mit dem Titel „Nachlassende Immunität nach dem BNT162b2-Impfstoff in Israel“ gekommen, in der es hieß: „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Immunität gegen die Delta-Variante von SARS-CoV-2 in allen Altersgruppen einige Monate nach Erhalt der zweiten Impfdosis nachließ.“

Die Schlussfolgerung der Wissenschaftler des Leumit Health Service lautet dennoch: „Die Interpretation der Ergebnisse der Studie ist durch das Beobachtungsdesign eingeschränkt, aber die Ergebnisse legen nahe, dass eine dritte Impfstoffdosis in Erwägung gezogen werden sollte.“ Warum mehr von etwas, das kaum einen Nutzen zeigt, letztlich zum Erfolg führen soll, lassen die Forscher indes offen.



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