Telemedizin ermöglicht bei Parkinson genauere Therapieanpassung

Der Arzt beobachtet und therapiert über die Videokamera und soll über diese Videodokumentation einen besseren Blick über den Patienten für genauere Therapie bekommen
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Über Videoaufnahmen kann der Arzt nun ein besseres Bild über den Gesundheitszustand des Patienten bei Parkinson gewinnen.Foto: Marion Cramer/www.mvb-parkinson.de
Von 12. April 2018

Das genaue Einstellen der Medikamente ist essentiell wichtig für die richtige Therapie des Morbus Parkinson. Sofort können sich bei zu viel oder zu wenigen Medikamenten starke Nebenwirkungen bemerkbar machen oder die Muskeln des Patienten bis zur Bewegungsunfähigkeit starr werden. Ein interaktives Therapiekonzept mit Hilfe von Internet und Videokamera soll nun eine noch genauere Beobachtung des Patienten und folglich bessere Medikamentenanpassung ermöglichen.

Diese auch als Schüttel- oder Zitterlähmung bekannte Krankheit ist in der Regel ein niederschmetterndes Urteil für die Betroffenen. Bei mehr als 250.000 Menschen in Deutschland machen sich immer stärker die Beschwerden von Steifheit, Zittern und verlangsamte Bewegung bemerkbar – Diagnose: Parkinson. Jahr für Jahr kommen dazu schätzungsweise 20.000 Neuerkrankungen hinzu.

Die Ursache für diese Krankheit liegt nach aktuellem Stand der Wissenschaft noch im Unbekannten. Vermutet werden genetische Faktoren sowie ein Zusammenhang mit Magen- und Darmerkrankungen. Beobachten lässt sich ein zunehmender Untergang von Nervenzellen im Gehirn, die Dopamin produzieren. Dadurch kommt es immer mehr zu einem Mangel an Dopamin im Gehirn. Dieser Botenstoff des Gehirns wird vor allem in Zellen der Substantia nigra im Hirnstamm produziert.

Aufwendige Medikamentenanpassung

Eine heilende Therapie gibt es bislang noch nicht. Daher wird mit einer Vielzahl von Medikamenten versucht, die Symptome der Krankheit zu lindern. Grundlage der Behandlung ist in erster Linie, der Versuch, den Dopaminmangel auszugleichen. Die Patienten bekommen Medikamente, die erst innerhalb des Gehirns zu Dopamin durch Stoffwechsel umgewandelt werden können, sodass die Nebenwirkungen des Dopamins auf den Körperstamm vermindert werden können. In fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung erhalten Patienten bis zu acht verschiedene Medikamente, deren Einnahme individuell auf den Tagesablauf des einzelnen Patienten abgestimmt werden muss.

Bisher mussten die Patienten für dieses schwierige Anpassen der Medikamente oftmals für mehrere Wochen in Spezialkliniken eingewiesen werden. Naturgemäß orientiert sich die Einstellung der Medikation dieser Patienten am Alltag in der Klink. Erschwerend kam in dieser Situation hinzu, dass vor allem ältere Parkinson-Patienten in der ungewohnten Klinikumgebung Angst, Halluzinationen und Verwirrtheit entwickelten und so oftmals eine wirksame medikamentöse Behandlung verhindert wurde.

Anders ist das bei einer gezielten Einnahme von Tabletten, die sich an den Erfordernissen der Patienten zu Hause anpasst.

Über 3000 Parkinson-Patienten wurden bislang mit einer neuen Methode ambulant und videounterstützt zu Hause behandelt. Die genauere Einstellung der medikamentösen Therapie, die durch dieses Verfahren ermöglicht wird, ist das Hauptargument der betreibenden Kliniken wie das Universitätsklinikums Düsseldorf oder die Charitè Berlin.

Einfache Bedienung für alle Patienten geeignet

Für diese videounterstützten Parkinsontherapie wird in der Wohnung des Patienten für 30 Tage eine Kamera mit einem Drucker aufgebaut. Das System ist direkt mit dem niedergelassenen Neurologen vor Ort und einem Spezialisten für Bewegungsstörungen in der Klinik verbunden.

Die Bedienung dieses Systems gestaltet sich für die meisten Patienten als problemlos. Erfahrungen zeigen, dass auch ältere Menschen und ihren Angehörigen diese videounterstützte Parkinsontherapie sicher durchführen können.

Drei bis viermal am Tag soll der Patient zu verabredeten Zeiten die Kameraaufnahme auslösen und wird darauf hin durch ein Bewegungsprogramm geführt, um die aktuelle Beweglichkeit zu überprüfen und einzuschätzen. Nach abgeschlossenem Bewegungsprogramm schaltet sich die Kamera nach einigen Minuten automatisch ab. Außer bei besonderen Schmerzen oder neu aufgetretener Unbeweglichkeit reichen diese drei bis vier Videoaufnahmen am Tag aus für eine ausreichende Einschätzung der Beweglichkeit des Patienten. In besonderen Fällen kann die Kamera jederzeit rund um die Uhr für Aufnahmen gestartet werden.

In der Klinik können die Ärzte durch die Videoaufnahmen ein genaues Bild vom tatsächlichen Grad der Erkrankung gewinnen. Die Fachärzte erfahren so zeitgenau über Schwankungen bei der Beweglichkeit und können so gemeinsam die Einnahmezeiten und Dosierungen der Medikamente auf den ganz persönlichen Tagesablauf und das häusliche Umfeld des einzelnen Patienten anpassen.

Bei dieser videounterstützten Therapie fühlten sich die Patienten aktiv an der Therapie beteiligt und ernster genommen. Die bei Klinikaufenthalten häufigen depressiven Phasen blieben aus und die behandelnden Ärzte erlangen Einblick in das tägliche Leben mit den üblichen Essens- und Schlafzeiten des Patienten. Die Rückmeldungen zeigten eine Optimierung der Medikamenteneinstellung und eine bessere Beweglichkeit. (ps)

Weitere Informationen über die Videotherapie von Parkinson finden Sie unter: www.mvb-parkinson.de



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