Teebeutel als Plastikbombe: Milliarden Mikroplastikpartikel in jedem Schluck
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Tee ist das weltweit am zweithäufigsten konsumierte Getränk nach Wasser. Doch Teetrinken ist nicht ungefährlich: Teebeutel scheiden Millionen Mikro- und Nanoplastikpartikel (MNP) aus, die bei jedem Teetrinken in den Körper gelangen können. Das ist das Ergebnis einer Studie, die im November 2024 in der Fachzeitschrift „Chemosphere“ erschien.
Demnach nehmen die Zellen im Verdauungssystem einige Kunststoffe leichter auf als andere; DNA-Schäden sind die mögliche Folge. Ferner können Teebeutel mit einer unregelmäßigen Oberfläche mehr Mikroplastikpartikel freisetzen.
Aus Teebeuteln entweichen Plastikpartikel
Im Rahmen der Studie untersuchten die Forscher drei Arten von handelsüblichen Teebeuteln. Sie bestehen entweder aus Nylon, Polypropylen (PP) oder Zellulose (Papierfasern).
Dabei simulierten die Studienautoren den typischen Teegebrauch, indem sie die Teebeutel in Wasser eintauchten und umrührten. Sie fanden heraus, dass alle drei Teebeutelmaterialien während der simulierten Teezubereitung Mikropartikel freisetzten – Polypropylen schied am meisten und Nylon am wenigsten aus.
Jeder bei Brühtemperatur aufgegossene Teebeutel aus Kunststoff setzt etwa 11,6 Milliarden Mikroplastikteilchen und 3,1 Milliarden Nanoplastikpartikel frei. Zum Vergleich: Laut einer Studie aus dem Jahr 2024 enthält in Plastikflaschen abgefülltes Wasser durchschnittlich 240.000 Partikel pro Liter – die meisten davon Nanoplastik.
Teebeuteltyp bestimmt freigesetzte Plastikmenge
Während der Herstellung der Teebeutel können bei den Materialfasern kugel- und schuppenförmige Oberflächenunregelmäßigkeiten auftreten. Das kann dazu führen, dass die Beutel aufreißen und MNP freisetzen.
Teebeutel aus Polypropylen setzten die meisten MNP frei, gefolgt von Zellulose. Nylon-Teebeutel scheiden aufgrund ihrer gewebten Struktur weniger Partikel aus. Das macht sie widerstandsfähig gegen Aufreißen und sorgt dafür, dass weniger Partikel herausgelöst werden können.
Polypropylen- und Zellulose-Teebeutel weisen mehr Oberflächenunregelmäßigkeiten und -mängel auf. Das trägt wahrscheinlich zu einer höheren Partikelfreisetzung bei. PP ist ein weitverbreiteter Kunststoff, der bei Lebensmittelverpackungen und wiederverwendbaren Behältern zum Einsatz kommt.
Nylon ist oft das Material, aus dem hochwertige Pyramidenteebeutel gemacht sind. Sie haben eine klare, netzartige Struktur. Allerdings können solche Teebeutel auch aus PP bestehen, das heiß versiegelt wird. Im Vergleich zu Nylon fühlt sich PP eher wie Plastik an und ist weniger flexibel.
Auch viele „biologisch abbaubare“ Beutel enthalten Plastik
Die meisten traditionell geformten Teebeutel – quadratisch, rechteckig oder rund – bestehen aus Zellulose. Dadurch haben sie ein papierähnliches Aussehen und fühlen sich wie Papier an. Diese Teebeutel werden oft als „biologisch abbaubar“ oder aus „pflanzlichen Materialien“ hergestellt beworben.
Viele neuere Versionen enthalten jedoch PP, mit dem die Ränder heiß versiegelt wurden. Oder auch bestimmte Polymere (Kunstharz aus Erdöl), die der Zellulose beigemischt werden, um die Stabilität zu erhöhen.
Auch andere Bestandteile von Teebeuteln können Plastik enthalten, meinte Aidan Charron gegenüber Epoch Times. Er ist stellvertretender Direktor des Global Earth Day bei EarthDay.org, einer Organisation, deren erklärtes Ziel es ist, „die Umweltbewegung weltweit zu diversifizieren, zu informieren und zu aktivieren“.
„Oft kann der Klebstoff, mit dem die Beutel zusammengeklebt werden, [oder] die Schnur (wenn der Beutel eine hat) Kunststoffe enthalten“, schrieb er in einer E-Mail.
Einer neuen Studie zufolge, die in der Februarausgabe 2025 von „Food Chemistry“ erschien, können MNP auch in Wasser, Teeblättern sowie Kannen aus Plastik vorkommen. Das bedeutet, dass jeder Aspekt des Teetrinkens zur MNP-Aufnahme beitragen kann.
Wie Plastik unsere Zellen beeinträchtigt
Für den „Chemosphere“-Artikel untersuchten die Forscher, wie MNP mit Darmzellen interagieren. Dafür analysierten sie drei Arten von Darmkrebszelllinien, die sich in ihrer Fähigkeit zur Schleimproduktion unterschieden. Schleimproduzierende Zellen neigen dazu, mehr MNP aufzunehmen als Zellen, die wenig oder keinen Schleim produzieren.
Frühere Studien zeigten ähnliche Ergebnisse. Laut einer Untersuchung an Lungenzellen aus dem Jahr 2021 nimmt der Körper die Kunststoffe leichter auf, wenn die Partikel mit Muzin, einem Hauptbestandteil von Schleim, bedeckt sind.
Bei einer Dosis von 100 Mikrogramm pro Milliliter erreichten alle drei Arten von MNP innerhalb von 24 Stunden die Zellkerne. Die Forscher vermuten, dass diese ernsthafte DNA-Schäden verursachen, Reparaturprozesse stören und zu Mutationen führen könnten. Ein höheres Risiko für Krebs und genetische Störungen könnte die Folge sein.
„Studien zu MNP befinden sich noch im Anfangsstadium. Ihre potenziellen Auswirkungen, wenn sie in menschliche Zellen gelangen, umfassen jedoch Schäden und Mutationen des Erbguts in den Zellen“, erklärte Bryan Quoc Le gegenüber Epoch Times. Er ist Lebensmittelwissenschaftler, Berater der Lebensmittelindustrie und Autor von „150 Food Science Questions Answered“.
„Erheblichere Auswirkungen zeigen sich bei den Epithelzellen wie beispielsweise im Verdauungssystem, was zu Erkrankungen wie Reizdarm führen kann. Im Atmungssystem kann das möglicherweise Atemprobleme auslösen oder verschlimmern“, sagte Le, der nicht an der Studie beteiligt war.
Tipps für plastikfreie Alternativen
Nun stellt sich die Frage: Kann man Kunststoffe in Lebensmitteln meiden? Denn diese sind vielseitig einsetzbar, leicht verfügbar und in der Herstellung günstig. Deswegen ist es für die meisten Menschen unrealistisch, Kunststoffe in Alltagsgegenständen zu meiden. Wenn die Hersteller den Kunststoffverbrauch senken wollen, müssen sie die Verbrauchernachfrage und die Produktionskosten abwägen.
Einige Teehersteller konnten aufgrund der Verbrauchernachfrage und leicht verfügbarer Alternativen erfolgreich auf Plastik verzichten. Andere Branchen stehen jedoch aufgrund begrenzter Möglichkeiten oder technologischer Beschränkungen vor größeren Herausforderungen.
Le empfiehlt Teetrinkern, lose Blätter zu nutzen oder auf Produkte umzusteigen, die natürliche Materialien verwenden. Alternativen zu Teebeuteln sind beispielsweise ein Tee-Ei aus Metall mit losen Teeblättern oder eine Teepresse.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Tea Bags Shed Microplastics, Gut Cells Absorb Them: Study“. (redaktionelle Bearbeitung as)
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