Tanzrausch statt Vollrausch!

Gibt es tatsächlich einen „guten“ Rausch? Ja, sagt der Allgemeine Deutsche Tanzlehrerverband e.V. Man braucht keine Rauschmittel, um sich in eine gehobene Stimmung zu versetzen. Tanzen in jedem Alter kann das bieten ohne schädliche Nebenwirkungen.
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Bei der Jugendparty in der Tanzschule Keller in Berlin wurde am 28.2.15 richtig abgefeiert! Im Tanzrausch ohne Vollrausch.Foto: Tanzschule Keller Berlin
Von 18. Januar 2016

Die Zahl war alarmierend, allein im Jahr 2011 mussten in Deutschland  ca. 26.350 Kinder und Jugendliche im Alter von 10-20 Jahren aufgrund einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus stationär behandelt werden. Seit Jahren stieg die Anzahl der Alkoholvergiftungen bei den 10-15 Jährigen.

Auch heute ist eine erschreckende Ahnungslosigkeit zu bemerken, wenn es um Alkohol geht, denn mittlerweile scheint es normal zu sein, eine halbe Flasche Wodka intus zu haben. Und laut Aussagen der Jugendlichen wird dieses Getränk auch nicht als sonderlich gefährlich angesehen. Das bekannte Sprichwort: „Die Dosis macht das Gift“, scheint hier keine Bedeutung mehr zu haben. Noch nie konsumierte eine derart große Zahl von jungen Menschen in unserer Gesellschaft so hemmungslos Alkohol, ohne dass jemand sich verpflichtet fühlt, einzugreifen. Statistisch erwiesen ist auch, dort wo zuhause getrunken wird, greifen die Jugendliche schneller zur Flasche. Genauso ist es mit dem Rauchen.

Sich in einem Rauschzustand zu bringen war und ist schon immer ein wesentlicher Bestandteil vieler Kulturen gewesen und wird heute auch noch zelebriert. Diesen Rauschzustand kann man durch Trance und Ekstase gelangen, aber die Menschen haben auch immer ihre unterschiedlichsten Mittel gefunden, um mit berauschenden Substanzen ihre Rituale, Euphorien und Rauschzustände zu bedienen. In vielen Kulturen werden diese Substanzen auch in der Medizin und zur Heilung genutzt.

Tanzen ohne „Kater“ und schädliche Nebenwirkungen

Mit den ersten Schritten in die Pubertät erleben die 12-16-Jährigen in diesem Alter oftmals die erste Drogenerfahrung, durch Alkohol, Tabak und andere Drogen. Die Grenze von Genuss zu schädlichem Gebrauch wird allerdings nicht nur bei Kindern schnell überschritten. Der dramatische Konsum von Alkohol durch Jugendliche hat in den zurückliegenden 10 Jahren deutlich zugenommen.

Diesem Trend entgegenzuwirken, haben die ADTV-Tanzschulen eine Aktion gestartet, die mehr als vielversprechend klingt. Das Motto lautet: Tanzrausch statt Vollrausch. Gibt es denn tatsächlich einen „guten“ Rausch? Ja, sagt der Allgemeine Deutsche Tanzlehrerverband e.V. – der Berufsverband für rund 2.800 Tanzlehrende. Man braucht keine Rauschmittel, um sich in eine gehobene Stimmung zu versetzen. Tanzen mit und ohne Leistungsanspruch kann das bieten, ohne „Kater“ und schädliche Nebenwirkungen.

Beim INTAKO 2009 wurde in Düsseldorf durch den Vortrag von ADTV-Präsidentin Cornelia Willius-Senzer in einem Vortrag erklärt: „Saufen bis der Arzt kommt“, kann nicht der Zustand bleiben, in dem jungen Menschen durch die Pubertät gehen. Im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung wurde auf dieses gesellschaftlich relevante Problem aufmerksam gemacht. Daraus entstand ein Arbeitsteam, dass kreative Ideen für eine ADTV-eigene Aktion entwickelte, die dem Trend zum exzessiven Konsum von Rauschmitteln entgegentreten sollte.

„Wir fühlen uns verpflichtet, jungen Menschen eine attraktive Alternative zum Rauschmittelkonsum zu bieten“, sagt ADTV-Vizepräsident Bernd Hörmann, der ADTV-Vize-Präsident und Vorsitzender der „Tanzrausch-Kommission“. Bernd Hörmann steht der verbandsinternen Kommission vor. Nahezu alle Kursangebote für Kinder und Jugendliche können in ein „Tanzrausch-statt-Vollrausch-Paket“ eingebunden werden. Lokale und regionale Suchtpräventionsstellen sind dabei häufig Kooperationspartner.

Die Aktion steht unter der Schirmherrschaft des Drogenbeauftragten der Bundesregierung und findet auch im Drogenbericht des Jahres 2012 eine prominente Erwähnung.

Lust am Tanzen – in der Gemeinschaft 

Was steckt genau hinter dieser Aktion? Epoch Times sprach in Berlin mit Monika Keller von der Tanzschule „Dieter Keller GbR“.

Monika Keller konnte bestätigen, dass es längst erwiesen ist, dass Tanzen, egal ob es sich um Hip Hop handelt oder die klassischen Standardtänze, Jugendliche und Kinder darin stärken kann, nicht nur mit psychischen Belastungen besser umzugehen, sondern auch mit Konflikten in der Schule, im Elternhaus und innerhalb ihrer eigenen Gemeinschaft.  Die Aktion „Tanzrausch statt Vollrausch“ versucht, die Jugendlichen so früh wie möglich darin zu bestärken, erst gar kein Alkohol zu trinken.

Irgendwann kann aus Genuss Sucht werden, und Sucht ist eine Krankheit, die definitiv klinische Unterstützung braucht, um ihr wieder zu entkommen. Leider wird Alkohol in Deutschland nicht als Droge angesehen, denn mittlerweile ist bekannt, dass Alkohol nicht nur bei Kindern und Jugendlichen, sondern natürlich auch bei Erwachsenen verheerende Auswirkungen haben kann. Deshalb ist es selbstverständlich, dass es während ihrer Tanzkurse überhaupt keinen Verkauf von Alkohol an die Jugendlichen gibt. Dieses Vertrauen setzen die Eltern auch in die Tanz-Schule setzen. Und all die anderen Getränke werden zu Sonderpreisen verkauft, sodass alle sich etwas zu trinken leisten können, ohne heimlich mitgebrachte Sachen zu sich nehmen zu müssen.

Disziplin und ein gegenseitiges Respektieren

Die Kinder und Jugendlichen lernen nicht nur Schrittkombinationen sowie verschiedene Tänze kennen, sondern innerhalb der Gemeinschaft wird vor allen Dingen auf Disziplin und ein gegenseitiges Respektieren geachtet. Hier wird Gender im modernsten Sinne praktiziert.

Monika Keller bemerkt, dass ihre Jugendlichen oft gar keine Lust haben, sich in irgendwelchen lauten Clubs und Discos herumzutreiben, weil dort ein wirklicher Austausch und persönlicher Kontakt einfach fehlt. Innerhalb der Gemeinschaft der Tanzschule fühlen sich die jungen Menschen aufgehoben und respektiert und geachtet für das, was sie leisten und erreichen. Tanzen fördert ein Einverständnis mit dem eigenen Körper und hilft bei vielen Problemen in der Pubertät lockerer damit umzugehen.

Mittlerweile scheinen immer mehr 12- bis 15-Jährige auf Alkohol zu verzichten und in dieser Altersgruppe sind auch die riskanteren Formen des Alkoholkonsums rückläufig geworden. Das ergab eine Studie im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die im Juni 2015 veröffentlicht wurde. Aber: Bei einer Umfrage unter 7.000 Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 12 bis 25 Jahren stellte sich heraus, dass der Alkoholkonsum in dieser Altersgruppe gleichwohl beachtlich ist. Vor allem bei den weiblichen Jugendlichen und den jungen Frauen in diesen Altersgruppen ist das Trinkverhalten – allerdings auf niedrigerem Niveau – konstant geblieben.

Monika Keller hat sich zum Ziel gesetzt, schon bei den kleinsten Menschen anzufangen, mit dem Tanzen sich selbst zu entdecken, zu erleben und sich im Körper wohl zu fühlen. Und es ist egal, ob man noch Windelträger ist oder schon Teenager, sich in seinem Körper wohl zu fühlen kann mit Tanzen erreicht werden. Und meistens müssen diese Menschen nicht mit Alkohol in Kontakt kommen und können ihren Rausch im Tanz ausleben und nicht in der Welt der Drogen.

Weitere Informationen zur Suchtvorbeugung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist unter folgender Telefonnummer zu bekommen: 0221/ 892031. Ein Verzeichnis aller Einrichtungen finden Sie auch unter www.dhs.de/einrichtungssuche

Weitere Infos zu Tanzrausch statt Vollrausch unter: www.tanzschule-berlin.de

E-Mail: [email protected]



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