Lunge stärken: Tipps aus TCM und moderner Forschung
Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) legt im Herbst besonderen Wert auf die Pflege der Lunge, während die westliche Medizin in dieser Jahreszeit den Fokus auf die Vorbeugung von Atemwegserkrankungen richtet. Trotz ihrer unterschiedlichen Ansätze sind sich beide Medizinsysteme einig, dass die Lunge eine zentrale Rolle für die Gesundheit spielt. Unsere Lunge ist nicht nur für die Atmung zuständig, sondern reguliert auch wesentliche Funktionen wie den Flüssigkeitshaushalt, die Blutzirkulation sowie die Gesundheit des Gehirns und der Emotionen.
Die TCM bietet eine ganzheitliche Perspektive darauf, wie die Lunge verschiedene Aspekte des Körpers beeinflusst. Die moderne Wissenschaft bestätigt inzwischen viele dieser alten Weisheiten und baut eine Brücke zwischen traditionellen Einsichten und modernem Verständnis.
Atmung und Energie
In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wird gesagt, dass die Lunge „das Qi lenkt und die Atmung steuert“. Der Begriff Qi steht für die Lebensenergie. Sauerstoff, ein wichtiger Bestandteil des Qi, wird über die Lunge in den Körper gebracht, man atmet „saubere Luft“ ein und „unreine Luft“ aus, wodurch das Sauerstoffgleichgewicht im Blut aufrechterhalten wird.
Aus moderner wissenschaftlicher Sicht spielt die Lunge eine entscheidende Rolle beim Sauerstoffaustausch, indem sie Sauerstoff ins Blut transportiert, das diesen wiederum an das Gehirn und andere Organe weiterleitet. Ein Sauerstoffmangel kann zu Gehirnnebel, kognitivem Verfall und Müdigkeit führen – Probleme, die eng mit dem Konzept des Qi-Mangels in der TCM übereinstimmen. Diese Verbindung verdeutlicht, wie die traditionelle und die moderne Medizin beim Verständnis der Rolle der Lunge für die Vitalität und die allgemeine Gesundheit zusammenlaufen.
Regulierung der Blutgefäßfunktionen
In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) heißt es, die Lunge „reguliere die Wasserwege“. Dies bedeutet, dass sie die Bewegung der Körperflüssigkeiten steuert, Wasseransammlungen verhindert und einen reibungslosen Flüssigkeitsstoffwechsel gewährleistet. In der westlichen Medizin wird die Lunge als Organ betrachtet, das Wasserdampf durch die Atmung ausstößt und eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung des Flüssigkeitshaushalts spielt.
Die moderne Wissenschaft ergänzt dieses Verständnis um weitere Dimensionen. Die Lunge ist ein wesentlicher Bestandteil des Renin-Angiotensin-Systems. Zu diesem System gehören neben der Lunge auch die Nieren und Blutgefäße und es beeinflusst direkt die Regulierung des Blutdrucks.
Darüber hinaus produziert die Lunge Adrenomedullin, ein Hormon, das den Blutdruck senkt, die Blutgefäße schützt und sogar bei der Regulation von Emotionen hilft. Studien zeigen, dass die Lunge bei Sauerstoffmangel vermehrt Adrenomedullin ausschüttet, um Schäden an den Lungenblutgefäßen durch Hypoxie (Sauerstoffmangel im Blut) zu reduzieren.
In der TCM wird die Lunge auch als das Organ beschrieben, das „alle Gefäße befehligt“. Dies bedeutet, dass sie die Zirkulation von Blut und Energie im ganzen Körper überwacht. Dieser Begriff vergleicht die Lunge mit einem Kaiser, der den Fluss von Blut und Energie in den Gefäßen und Meridianen, also den Energiekanälen des Körpers, lenkt. Damit wird ihre zentrale Rolle bei der Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff und Nährstoffen sowie bei der Aufrechterhaltung der gesamten Durchblutung betont. Dieses ganzheitliche Verständnis spiegelt sich in modernen Erkenntnissen über die systemische Bedeutung der Lunge wider.
Immunfunktion
In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) gibt es die Theorie, dass „die Lunge die Haut und das Haar regiert“. Das bedeutet, dass die Lunge für die Gesundheit von Haut und Haar verantwortlich ist und die Abwehrfunktion des Körpers über die Haut steuert. Die Haut wird dabei als die erste Verteidigungslinie gegen äußere Krankheitserreger angesehen.
Die moderne Immunologie weist auch darauf hin, dass das sogenannte Lungensurfactant, ein Flüssigkeitsfilm an der inneren Oberfläche der Lunge, wichtige Unterstützung für das Immunsystem leistet. Dabei spielen vor allem die Surfactant-Proteine SP-A und SP-D eine wichtige Rolle, da sie in der Lage sind, die Lunge vor verschiedenen Krankheitserregern, darunter laut ersten Forschungsergebnissen Influenzaviren oder SARS-CoV-2, zu schützen.
Die Lunge-Hirn-Achse
Die Verbindung zwischen Lunge und Gehirn, die als Lunge-Hirn-Achse bekannt ist, verdeutlicht eine dynamische Beziehung, die der bekannteren Darm-Hirn-Achse ähnelt. Die Gesundheit der Lunge beeinflusst direkt Entzündungsprozesse im Gehirn, spielt eine Rolle bei Erkrankungen wie Multipler Sklerose und wirkt sich auf die immunologischen Abwehrmechanismen des Gehirns aus.
Studien zeigen, dass schwere Lungenentzündungen häufig zu neurologischen Störungen führen. Dies geschieht, wenn Bakterien aus den Lungen ins Gehirn gelangen – ein Prozess, der durch den Zusammenbruch der Blut-Luft- und Blut-Hirn-Schranken bei schweren Infektionen begünstigt wird. Diese bakterielle Invasion löst Entzündungen im Gehirn aus und stört die Funktion von Gliazellen, die für die Beseitigung von Abfallstoffen im Gehirn essenziell sind.
Die moderne Medizin bestätigt die bidirektionale Verbindung zwischen der Gesundheit von Lunge und Gehirn. Forschungsergebnisse zeigen, dass eine nachlassende Lungenfunktion oft mit einem kognitiven Verfall einhergeht und akute Hirnverletzungen häufig zu akuten Lungenschäden führen können. Diese Zusammenhänge unterstreichen die Bedeutung ganzheitlicher Ansätze zur Erhaltung der Gesundheit von Lunge und Gehirn.
Emotionale Gesundheit
Laut der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) beherbergt jedes Organ einen spirituellen Geist, und der Geist der Lunge wird als Po bezeichnet, weshalb es heißt: „Die Lunge speichert das Po.“ Das Po steuert die Form und den Geisteszustand des Körpers und repräsentiert unsere instinktiven und emotionalen Reaktionen. Po ist eng mit der Atmung verbunden und überwacht die Verbindung zwischen Körper und Geist. Wenn das Lungen-Qi reichlich vorhanden ist, sind die Emotionen ausgeglichen. Ist das Lungen-Qi jedoch schwach, treten eher emotionale Störungen wie Kummer, Traurigkeit und Angst auf.
Auch die moderne Wissenschaft hat die enge Verbindung zwischen der Lungenfunktion und der emotionalen Gesundheit bestätigt. Eine in der Fachzeitschrift „Thorax“ veröffentlichte Studie ergab, dass unter 55 Patienten mit schwerem Asthma 49 Prozent an Angstzuständen und 31 Prozent an Depressionen litten. Diese emotionalen Herausforderungen hängen vermutlich mit einer verringerten Sauerstoffversorgung des Gehirns zusammen, die dessen Fähigkeit, Emotionen effektiv zu regulieren, beeinträchtigt.
Durch Atemübungen wie Zwerchfellatmung kann der Vagusnerv stimuliert werden, der direkt auf das Gehirn einwirkt und hilft, Angstzustände zu lindern. Dies steht im Einklang mit dem Fokus der TCM, die Lunge zu pflegen, um körperliches und emotionales Wohlbefinden zu fördern.
Das Verständnis der Lunge in der TCM bietet eine ganzheitliche Perspektive. Die Lunge ist nicht nur für die Atmung zuständig, sondern reguliert auch den Flüssigkeitshaushalt, die Immunantwort, die emotionale Gesundheit und die Gehirnfunktion. Die moderne Wissenschaft bestätigt zunehmend diese jahrhundertealten Konzepte und verschiedene Studien zeigen ebenfalls die enge Verbindung zwischen der Lungengesundheit und dem allgemeinen Wohlbefinden.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „The Function of the Lungs: Insights From Traditional Chinese Medicine and Modern Science“. (deutsche Bearbeitung kr)
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