Leben für die Erwartungen anderer?

Melissa King erzählt von ihren Erfahrungen, mit dem gesellschaftlichen Erfolgsdruck auf eine neue Art zurecht zu kommen - und einen überraschenden Lösungsweg zu finden.
Von 24. Februar 2009

Lange Zeit lebte ich nur, um meinen Mitmenschen zu gefallen. Ich war auf der Suche nach Zuneigung und Anerkennung, und so habe ich all meine Energie hineingesteckt, die Wünsche von anderen zu erfüllen. Dabei gerieten meine eigenen Wünsche in Vergessenheit. Ich wurde unglücklich, fand aber keinen Weg hinaus, denn ich hatte bereits meine Identität verloren.

Früher in meiner Kindheit haben sich die anderen viel über mich lustig gemacht. Es war mehr als das übliche Hänseln unter den Kindern und Teenagern. Ich konnte mir die Kleidung, die die anderen Schüler trugen, nicht leisten, und so wurde ich oft ausgelacht. Manchmal schien sich ein Junge für mich zu interessieren und redete stundenlang mit mir, nur um mir am nächsten Tag zu sagen, dass alles nur ein Scherz gewesen sei. Ich fühlte mich vollkommen erniedrigt. Oft kam ich weinend von der Schule nach Hause und konnte es kaum erwarten,  endlich Leute zu treffen, die mich aufnahmen und mich zu schätzen wussten. Aber kann man vor diesen Erfahrungen wirklich davonlaufen? Sie graben sich tief in unsere Herzen ein und kommen später in einer anderen Form wieder an die Oberfläche.

Neulich habe ich in „Traveling Mercies“ von Anne Lamott gelesen, wie Anne einmal mit ihrer besten Freundin Pam, die krebskrank war, einkaufen ging. Anne probierte ein Kleid an, das den beiden sehr gefiel. Anne blickte von dem Kleid auf und fragte Pam: „Lässt dieses Kleid  meine Hüften nicht zu breit erscheinen?“ Pam antwortete: „Annie, dafür hast du doch wirklich keine Zeit.“ In Wirklichkeit verschwendet man viel zu viel Zeit mit irrelevanten Dingen. Wenn man älter wird, erkennt man, dass die Zeit viel kürzer ist, als man es sich jemals vorstellen konnte.

Vor acht Jahren riskierte ich eine Wende; Ich wollte anfangen, aus meinem Herzen heraus zu leben und die Person wieder zu finden, die ich einst verloren hatte. Da es nicht mehr meine höchste Priorität war, anderen zu gefallen, kam es zu heftigen Streitereien in meinen Beziehungen und ich entriss mir den Sicherheitsteppich unter meinen Füßen. Die Zeit war gekommen, um meine Träume zu verwirklichen. Ich zog mit nicht mehr als einer Handvoll Plastiktüten nach New York und begann ein neues Leben. Es war die beste Entscheidung, die ich je getroffen hatte.

Der erste Schritt schlug große Wellen und es fühlte sich an, als wäre alles über Nacht geschehen. Rückblickend war es jedoch eine lange Reise, die mich erkennen ließ,  wer ich wirklich bin. Für diese Erkenntnis war ich bereit, alle Konsequenzen zu tragen. Trotz der Angst, unmutiger Blicke und fehlendem Geld gelang es mir, mein eigenes Unternehmen zu gründen und anderen zu zeigen, wie man sein Leben aus dem eigenen Herzen heraus leben kann – ohne Abhängigkeiten und voller Respekt.

Man sollte die Zeit im Leben nutzen, um sich zu öffnen und der Welt zu geben, was einem im Inneren bewegt. Jedem von uns wurden spezielle Fähigkeiten gegeben, damit wir sie einsetzen. Tief in unserem Herzen wissen wir es alle.

Melissa King ist eine Lebensstil- und Wellnesstrainerin. Ihre Website ist www.myheartdances.com.

Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 05/09



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion