Intelligente Krebstherapie aus der chinesischen Medizin

Alte chinesische Volksarznei könnte den Schlüssel zur ungiftigen Krebstherapie bergen
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Von 9. November 2009

Eine bekannte chinesische Volksarznei könnte einen Wendepunkt in der bisherigen Krebstherapie bedeuten. Die bisherigen Medikamente gegen Krebs zeichnen sich dadurch aus, dass sie als starke Zellgifte alle Zellen des Körpers langsam abtöten können. Zwar werden die Krebszellen bei optimaler Dosierung stark geschädigt, aber gleichzeitig wird allen körpereigenen Zellen Schaden zugefügt und eine große Anzahl eigener Zellen muss ungewollt zusammen mit den Krebszellen sterben. Bei dem traditionell-chinesischen Artemesia-Präparat soll dies jedoch anders sein: Diese chinesische Arznei kann gesunde Körperzellen von krebserkrankten Zellen unterscheiden und greift nur die erkrankten Zellen an.

Chemotherapeutische Krebsbehandlung reich an Nebenwirkungen

„Unsäglich müde, schlapp, teilnahmslos und apathisch“ – kaum ein Patient wird nicht froh sein, wenn er endlich einen der Chemotherapiezyklen „überstanden“ hat. Denn nachdem der erste Diagnoseschock überstanden ist, wartet ein einschlägiges Therapietrio auf den Patienten. Die Frage lautet: Operation, Chemotherapie, Bestrahlung oder eine Kombination der drei Therapieformen.

Die Auswahl ist nicht nett, wenn man zum Beispiel bedenkt, dass das bestrahlte Gewebe durch die Strahlentherapie oft stark vernarbt und sich so entzündet, dass sich danach kaum ein Operateur mehr traut, im Falle einer Operation das Messer anzusetzen. Auch bei der Chemotherapie gibt es viele Nebenwirkungen wie Haarausfall, brennende Schleimhäute oder Übelkeit. Das sind unangenehme Herausforderungen für den Patienten. Bleibt tröstend zu sagen, dass objektiv gesehen etwa jeder dritte Krebspatient diesen Weg übersteht und von der Krebserkrankung befreit werden kann.

Neuere wissenschaftliche Entdeckungen haben währenddessen die Hoffnung belebt, ein Krebsmedikament zu finden, das gezielt die krebserkrankten Zellen angreift, ohne die gesunden Körperzellen zu schädigen. In der renommierten Fachzeitschrift „Journal of Biological Chemistry“ berichtete Prof. Firestone 2009 erstmals über neue Forschungsergebnisse, die Aufschluss über den molekularen Mechanismus geben, mit dem das Anti-Krebspräparat aus der ostasiatischen Beifuß-Pflanze wirksam die Krebszellen bekämpfen kann.

Ein Jahrtausend altes Mittel in der Arzneimittelforschung

Eine Gruppe wirkungsvoller Anti-Krebs-Substanzen, die von einer im alten China eingesetzten Medizin abgeleitet worden sind, ist in den Brennpunkt der Arzneimittelforschung geraten und soll nun für den Einsatz als Medikament weiter entwickelt werden. Zwei Wissenschaftler der Universität von Washington, USA haben unter den alten Weisheiten der traditionellen chinesischen Volksmedizin ein potentielles Mittel zur Krebsbehandlung entdeckt.

Der chinesische Arzneimittelkonzern Chongqing Holley Holdings und seine amerikanische Tochtergesellschaft haben ein Abkommen über die Erforschung der Substanz unterzeichnet: „Wir sind im Hinblick auf diese Entdeckung sehr enthusiastisch und freuen uns über die Möglichkeit, ein auf Artemisinin basierendes Anti-Krebs-Medikament zu entwickeln“, sagte Kevin Mak, leitender Wissenschaftler bei Holley. „Diese Technologie scheint sehr vielversprechend zu sein, doch sie befindet sich noch in einem Anfangsstadium. Es braucht noch weitere Forschungsprojekte und klinische Studien.” Die Firma mit Sitz in Chongqing, China, befasst sich bereits seit drei Jahrzehnten mit der Erforschung der Artemisinin-Pflanze und ist führend im Anbau, der Gewinnung und Herstellung der Artemesia-Derivate sowie in Bezug auf Anti-Malaria-Medikamente, die auf Artemisinin basieren, sagen die Behörden.

Legendäres Potential auch für die gezielte Bekämpfung von Krebszellen

Professor Henry Lai und Professor Narendra Singh sind bei der Erforschung der Wirksamkeit von Artemesiaderivaten gegen Brustkrebszellen auf Ergebnisse gestoßen, die von einer erstaunlichen Wirksamkeit des Artemisinin zeugen. Eine Studie aus der Fachzeitschrift „Life Sciences“ beschreibt, wie das Artemesiaderivat praktisch alle Brustkrebszellen innerhalb von 16 Stunden unter Laborbedingungen abtötete. Nicht nur, dass diese Substanz sehr effektiv zu sein scheine, sondern sie sei zudem sehr selektiv, meinte Professor Lai.

Eine alte Heilpflanze neu entdeckt für die Krebsmedizin

Die Artimisia annua ist eine legendäre Heilpfanze der chinesischen Medizin, die heute vor allem gegen Malaria und Infektionskrankheiten eingesetzt wird. Im ersten Teil des Artikels in der Ausgabe der Vorwoche wurde auf die ersten Hinweise eingegangen, die dieses altbekannte Malaria-Mittel auch für die Krebstherapie als ein interessantes, hochwirksames Mittel erscheinen lassen. Unter Laborbedingungen hat diese Substanz gezeigt, dass sie Krebszellen sehr effektiv abtöten kann.

Das Besondere bei dieser Substanz ist, dass sie die umliegenden gesunden Brustkrebszellen im Experiment praktisch nicht angegriffen hat. Die meisten der heute gegen Krebs eingesetzten Chemotherpie-Medikamente haben den gravierenden Nachteil, dass sie auch für die gesunden, körpereigenen Zellen sehr giftig und daher oft zu schwerwiegenden Nebenwirkungen führen können.

Doch wie kann diese Substanz es schaffen, die erkrankten Zellen zu selektieren und diese Krebszellen dann zu zerstören? Professor Henry Lai von der Universität von Washington, USA erzählt, wie es zur Entdeckung dieses Medikamentes kam: „Krebszellen brauchen viel Eisen um die DNA zu vervielfältigen, wenn sie sich teilen“, erklärte Prof. Lai. „Daraus folgt, dass es in Krebszellen eine viel höhere Eisenkonzentration geben muss als in normalen Zellen. Als wir anfingen, den Wirkungsmechanismus von Artimisinin zu verstehen, haben wir angefangen, uns zu fragen, ob wir dieses Wissen nicht nutzen können, um die Wirkung von Artimisinin auf die Krebszellen gezielt zu richten.“

Nur Zellen mit hohen Eisenkonzentrationen werden angegriffen

Aus der Malariaforschung war bereits bekannt, dass auch im Malariaparasiten hohe Eisenkonzentrationen zu finden sind. Wenn Artimisinin mit Eisen in Berührung kommt, startet eine chemische Reaktionskette, bei der viele geladene kleine Teilchen entstehen, die Chemiker freie Radikale nennen. Diese freie Radikale haben die Eigenschaft, ähnlich wie etwa die Salzsäure oder andere agressive Substanzen die umliegenden Moleküle anzugreifen und sie zu zerstören. So greifen diese freien Radikale auch in den Malariaparasiten die Zellmembran an und reißen Löcher in sie, wodurch die Malariaparasiten getötet werden.

Die Idee, die sich Prof. Lai sogleich patentieren ließ und sich auf die Suche nach Sponsoren machte, lautete, die Eisenkonzentration in den Krebszellen zusätzlich künstlich zu erhöhen. Er wollte die Krebszellen mit Eisen zusätzlich „aufpumpen“, um dann gezielt Artimisinin in die Zellen einzuschleusen und sie dadurch abzutöten.

Um mehr Eisen aufzunehmen, weisen die Krebszellen eine deutlich höhere Dichte an Rezeptoren für das Eisentransportprotein, dem Transferrin. Diese Rezeptoren fangen Eisenproteine aus dem Blut ab und befördern sie ins Zellinnere. Auch bei den getesteten Brustkrebszellen haben die Forscher eine 15-fach erhöhte Rezeptordichte für das Eisentransferprotein Transferrin gefunden.

Mit einem Trojanisches Pferd in die Krebszellen hinein

Professor Lai erklärte: „Wir nennen dieses Medikament ein Trojanisches Pferd, weil die Krebszellen das Transferrin als ein natürliches, harmloses Protein erkennen und so die Verbindung aus Transferrin und Artemisinin auch aufnehmen, ohne dass die Zellen es wüssten, dass in Wirklichkeit in diesem bearbeiteten Transferrin eine Bombe steckt – das Artimisinin.“ Wenn die Verbindung einmal im Zellinneren der Krebszelle ist, reagiert das Eisen mit dem eingeschleusten Artimisinin und zerstört die Zelle. Dadurch wird diese Mischung aus Transferrin und Artimisinin hochgiftig für die Krebszelle und gleichzeitig sehr selektiv, weil die Krebszellen einen exzessiven Bedarf an Eisen haben. Die umliegenden gesunden Zellen werden so praktisch nicht verletzt.

„Das faszinierende an dieser Substanz ist“, sagte Professor Lai, „dass die Chinesen diese Substanz bereits vor Jahrtausenden benutzten. Wir haben einfach ein anderes Anwendungsgebiet für sie gefunden.“

Wirksamkeit in der Tiermedizin bereits bewiesen

Im Laborexperiment hat diese Verbindung innerhalb von 16 Stunden praktisch alle Brustkrebszellen abtöten können, während die gesunden Zellen unberührt blieben. Eine frühere Studie an Blutkrebszellen zeigte noch eindrucksvollere Ergebnisse – die Blutkrebszellen waren innerhalb von 8 Stunden bereits abgetötet. Eine mögliche Erklärung könnte an der Eisenkonzentration in den Blutkrebszellen liegen. „Blutkrebszellen haben eine der höchsten Eisenkonzentrationen unter den verschiedenen Krebsarten“, erklärte Prof. Lai. In Blutkrebs ist die Eisenkonzentration gar um das 1000-fache erhöht verglichen mit gesunden Zellen.

Der nächste Schritt für den Einsatz als Medikament in den Krankenhäusern wäre die Erprobung an Versuchstieren nach Prof. Lai. Die Substanz wurde bereits bei einem Hund mit Knochenkrebs erfolgreich eingesetzt. Obwohl der Knochenkrebs beim Hund so fortgeschritten war, dass der Hund nicht mehr laufen konnte, war der Hund innerhalb von 5 Tagen komplett geheilt durch diese Substanz.

Wie vielversprechend diese Ergebnisse auch lauten, so sind noch viele Forschungsarbeiten notwendig, bis diese Substanz als Medikament an ein breites Spektrum an Patienten verabreicht werden kann. Bei jedem Schritt kann die Entwicklung von diesem Medikament scheitern, und die Substanz wird zu einer von den Millionen von Substanzen, die ihren Weg in die Apotheken nicht geschafft haben.

Heilerfolge eng mit dem Patienten als Ganzes verknüpft

Außerdem stammt diese Heilpflanze aus dem Heilkräuterrepertoire der alten chinesischen Medizin. In der alten chinesischen Medizin waren die Heilerfolge eng mit der Philosophie und der Einstellung durch die alten chinesischen Lehren dieser traditionellen Medizin verknüpft. Wenn man heute versucht, die Rezepte dieser alten Heilwissenschaft anzuwenden, ohne ihren geistigen Kern zu berücksichtigen, werden die Heilerfolge nicht mit den Erfolgen der alten chinesischen Ärzte vergleichbar sein.

Von den legendären Ärzten der chinesischen Medizin wie Hua Tuo, Bian Que oder Li Shizhen war bekannt, dass sie einen Patienten nicht nur anhand seiner Krankheit beurteilten. Stattdessen berücksichtigten sie die ganze Person mit seinem Charakter, Tugend und Einstellung bei ihrer ganzheitlichen Behandlung. Wenn man zum Beispiel im täglichen Leben als gesunder Mensch ambitioniert für seine eigene Karriere und Vorteile gekämpft hat und zudem die Krankheiten als Makel, als Ungerechtigkeit im Leben ansieht, ist man nach der Lehre der chinesischen Medizin weit davon entfernt, ein auf direktem Wege heilbarer Patient zu sein.

So scheinen die Heilerfolge bei einem individuellen Patienten auch eng mit seinem Lebensstil und –Einstellung verknüpft zu sein. Wenn es darum geht, ein Krebsmedikament zu entwickeln, dass alle Patienten – unabhängig von ihrem Charakter und ihrer Lebensgeschichte – heilen kann, so kann selbst unter den Professoren in der westlichen Medizin kaum ein Professor gefunden werden, der aus seiner Erfahrung heraus daran glaubt, dass es bald eine „Wunderwaffe“ für jeden Patienten gegen alle Krebsarten geben wird, die möglicherweise weitere Krebsforschung in den Hintergrund rücken würde.

Infobox: Wiederentdeckung einer alten Heilpflanze

Der Einsatz dieser Substanz Artemisinin ist keineswegs neu. Bereits in der Antike wurde die Pflanze Artemesia vor Jahrtausenden in China gegen eine Vielzahl von Beschwerden eingesetzt. Die Aufzeichnungen über die Artemesia als Medikament reichen bis in die Han-Dynastie des 2. Jahrhundert vor Christus zurück. Erst in den 70er Jahren wurde sie auch für die westliche Medizin als Malariamittel entdeckt. Unter den 200 damals in China untersuchten Präparaten zeigte das Artemisinin eine solch starke Wirkung gegen Malaria, die zuvor noch nie beobachtet wurde. Da die wissenschaftlichen Ergebnisse unter der aktuellen Zensur und autoritären Kontrolle in China stark mit Falschmeldungen und fabrizierten Forschungsergebnissen durchsetzt sind, stießen damals auch diese Forschungsergebnisse auf Skepsis, bis sie durch weitere internationale Forschungsarbeiten bestätigt wurden.

Erschienen in The Epoch Times Nr. 42/09 und Nr. 43/09

Foto: Buttersweet/flickr.com


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