Herz-Kreislauf-Gefahr im Alltag: Warum nicht nur Sitzen, sondern auch Stehen schädlich sein kann

Stehen gilt oft als gesunde Alternative zum langen Sitzen, doch neue Forschungsergebnisse zeigen, dass auch das Stehen über längere Zeiträume gesundheitliche Risiken birgt.
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Stehschreibtisch im Büro? Nicht immer eine gesunde Wahl.Foto: AndreyPopov/ iStock
Von 31. Oktober 2024

Besonders ältere Menschen sind betroffen: Wer mehr als zwei Stunden täglich steht, erhöht das Risiko für Krampfadern, Geschwüre und potenziell gefährliche Blutgerinnsel, wie eine Studie der Universität Sydney zeigt, die Daten von über 83.000 Erwachsenen im Durchschnittsalter von 61 Jahren untersuchte.

Die im „International Journal of Epidemiology“ veröffentlichte Studie widerlegt die Annahme, dass Stehen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringert. Während das Sitzen über einen längeren Zeitraum – insbesondere mehr als zehn Stunden pro Tag – das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten deutlich erhöht, kann auch zu viel Stehen schädlich sein.

Forscher fanden heraus, dass jede zusätzliche halbe Stunde über zwei Stunden Stehzeit das Risiko für Kreislauferkrankungen um elf Prozent erhöht. Gerade bei älteren Menschen ist die Gefahr besonders groß, da ihr Kreislaufsystem empfindlicher auf solche Belastungen reagiert.

Langes Stehen bringt also keine gesundheitlichen Vorteile gegenüber dem Sitzen. Beide Tätigkeiten sind weitgehend inaktiv und tragen wenig zur Verbesserung der Gesundheit bei.

Aktive Pausen statt Stehen

Was hilft also wirklich? Experten raten zu regelmäßigen Bewegungspausen im Laufe des Tages. „Um unsere Herz-Kreislauf-Gesundheit zu verbessern, müssen wir das Herz-Kreislauf-System aktivieren, und das geschieht am besten durch körperliche Aktivität“, erklärt Studienautor Matthew Ahmadi.

Dies bedeutet nicht zwangsläufig intensiven Sport. Auch alltägliche Bewegungen wie Spaziergänge, Treppensteigen oder Hausarbeit können einen positiven Effekt haben.

Praktische Tipps für den Büroalltag bieten einfache Lösungen. Dr. Michael O. McKinney, ein auf körperliche Gesundheit spezialisierter Arzt, teilt folgende Tipps:

  • Timer für Pausen setzen: Aktivitäten können Dehnübungen, ein kurzer Spaziergang im Büro oder leichte Übungen umfassen.
  • Gehende Meetings: Wenn möglich, sollten Besprechungen während eines Spaziergangs stattfinden, was auch die Kreativität fördern kann.
  • Schreibtischübungen: Dazu gehören Übungen wie Rumpf- und Beinbeugen oder Schulterdehnungen, die im Sitzen durchgeführt werden können.
  • Aktivität in der Mittagspause: Ein Teil der Mittagspause kann für einen Spaziergang oder ein kurzes Training genutzt werden. Körper und Geist werden diese Unterbrechung danken.

Bewegungstische am Arbeitsplatz

Laufband- oder Fahrradergometer-Schreibtische bieten möglicherweise eine gesündere Alternative zu herkömmlichen Stehtischen, da sie aktive Bewegung in den Arbeitsalltag integrieren. Diese speziellen Schreibtische bestehen aus einem kleinen Laufband oder einem stationären Fahrrad, das in die Arbeitsfläche eingebaut ist.

Wer sich für eine solche Option entscheidet, sollte jedoch langsam beginnen und darauf achten, sich nicht zu überanstrengen. Wie bei jeder Form von körperlicher Aktivität ist es ratsam, vorher den Arzt zu konsultieren, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden.

Widersprüchliche Forschungsergebnisse

Die Autoren der aktuellen Studie weisen darauf hin, dass frühere Untersuchungen gezeigt haben, dass längeres Stehen bestimmte Stoffwechselmarker wie das Gesamtcholesterin und Triglyceride positiv beeinflussen kann, die mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung stehen.

Allerdings gibt es nur wenige Untersuchungen, die sich mit den konkreten Auswirkungen von Sitzen und Stehen auf klinische Ergebnisse wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krankenhauseinweisungen oder Todesfälle befassen.

Viele der bisherigen Studien zu diesem Thema beruhen auf selbstberichteten Daten, die potenziell ungenau sind. Zudem wurde in früheren Untersuchungen nicht zwischen orthostatischen Kreislauferkrankungen und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkten und Schlaganfällen unterschieden. Auch Studien, die mit tragbaren Geräten die körperliche Aktivität messen, haben Sitzen und Stehen oft nicht differenziert erfasst, was zu Verzerrungen der Ergebnisse führen kann.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Why Standing Desks Aren’t the Cure and What Actually Works“. (deutsche Bearbeitung kr)



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