DNA-Veränderung durch Cannabis: Neue Studie warnt vor langfristigen Folgen
Eine neue Studie weist darauf hin, dass der regelmäßige Konsum von Cannabis mit hohem THC-Gehalt messbare Veränderungen in der menschlichen DNA verursachen kann, was Bedenken über die gesundheitlichen Folgen durch immer stärker werdende und zunehmend erhältliche Marihuana-Produkte aufkommen lässt.
Forscher entdeckten bei Konsumenten von Cannabis mit einem Tetrahydrocannabinol-Gehalt (THC) von über 10 Prozent genetische Veränderungen, welche die Funktionen der Mitochondrien und zellulärer Regulierungsprozesse beeinflussen, und mit psychischen Erkrankungen in Verbindung gebracht werden.
Psychische Auswirkungen
In Deutschland ist Cannabis nach Alkohol und Nikotin das am häufigsten konsumierte Suchtmittel. Ungefähr 4,5 Millionen Erwachsene zwischen 18 und 59 Jahren und gut 340.000 Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren haben in den vergangenen 12 Monaten bei mindestens einer Gelegenheit Cannabis konsumiert. Der Anteil derer, die innerhalb von 12 Monaten Cannabis konsumieren, steigt stetig an.
Im Jahr 2022 mussten bundesweit 1.720 Menschen aufgrund einer Vergiftung oder Überdosierung durch Cannabinoide im Krankenhaus behandelt werden. Auch in Suchtberatungsstellen und spezialisierten Kliniken zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Laut der Deutschen Suchthilfestatistik sind Probleme mit Cannabinoiden nach Alkohol der häufigste Grund für eine Behandlung. Besonders in ambulanten Beratungsstellen dreht sich bei fast jedem fünften Fall alles um missbräuchlichen Konsum oder Abhängigkeit von Cannabinoiden.
Studien zeigen, dass ein Marihuana-Joint mindestens viermal so viel Teer in die Lungen transportiert wie eine vergleichbare Tabakzigarette.
Eine 2019 in „The Lancet Psychiatry“ veröffentlichte Studie legt nahe, dass täglicher Konsum von Cannabis, insbesondere hochpotentes Cannabis, das Auftreten von Psychosen stark begünstigt. Die Forscher fanden heraus, dass in Städten mit leicht verfügbarem hochpotentem Cannabis deutlich mehr Fälle von Psychosen auftreten.
Psychische Erkrankungen und Suchterkrankungen treten oft gemeinsam auf. Substanzkonsum kann psychische Symptome auslösen, während psychische Probleme wiederum dazu führen können, dass Betroffene zu Substanzen greifen, um sich selbst zu „behandeln“. Beide Erkrankungen haben häufig gemeinsame Ursachen wie genetische Faktoren, Veränderungen im Gehirn und traumatische Erlebnisse. Mehr als ein Viertel der Erwachsenen in den USA mit schweren psychischen Erkrankungen kämpft auch mit Substanzmissbrauch – besonders verbreitet ist dies bei Menschen mit Depressionen, Angststörungen, Schizophrenie oder Persönlichkeitsstörungen.
Epoch Times sprach dazu mit Dr. Matthew Sherman, Leiter der ambulanten Psychiatrie und Verhaltensmedizin für Erwachsene am Universitätsklinikum Stony Brook in New York. Dr. Sherman berichtet, dass der Konsum von Cannabis bei Menschen mit psychischen Erkrankungen weitverbreitet ist und oft die Behandlungserfolge beeinträchtigt.
DNA-Veränderungen
In der aktuellen Studie, die in Molecular Psychiatry veröffentlicht wurde, entdeckten Forscher nun, dass hochpotentes Cannabis Spuren in der menschlichen DNA hinterlässt. Dies ist die erste Untersuchung, die die biologischen Folgen von starkem Cannabiskonsum auf molekularer Ebene dokumentiert.
Bei Menschen, die sehr starkes Cannabis konsumieren (mit einem THC-Gehalt von 10 Prozent oder mehr), haben Forscher Veränderungen in mehreren Genen, darunter CAVIN1, MCU, SH3BP4 und ECHDC3 entdeckt. Diese Gene sind wichtig für die Energieversorgung und Regulierungsprozesse der Zellen. Genetische Veränderungen könnten dazu führen, dass die Biosynthese der Zellen gestört wird, was mit verschiedenen Krankheitsbildern assoziiert wird, beispielsweise Autismus oder Schizophrenie.
Diese Erkenntnisse eröffnen zudem die Möglichkeit, durch spezifische DNA-Tests erhöhte Risiken für psychische Erkrankungen bei Cannabiskonsumenten abzuschätzen.
DNA-Analysen werfen ethische Fragen auf
Der Einsatz von DNA-Analysen zur Einschätzung psychischer Risiken sorgt jedoch zunehmend für ethische Diskussionen. Die New Yorker Neuropsychologin Sanam Hafeez, Leiterin der Einrichtung Comprehend the Mind, äußerte sich hierzu kritisch gegenüber der Epoch Times. Sie wies darauf hin, dass genetische Analysen potenziell hilfreich seien, jedoch die Frage aufwerfen, was durch diesen Eingriff noch alles in unseren Genen beeinflusst werden könnte.
Falls DNA-Tests zur Risikoabschätzung psychischer Erkrankungen breitere Anwendung finden, könnten damit auch problematische Konsequenzen für psychisch Erkrankte einhergehen. Hafeez mahnt zur Vorsicht: Betroffene könnten etwa befürchten, dass ihre genetischen Daten ohne ihre Zustimmung genutzt oder gar missbraucht werden. Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen seien unklar.
Allerdings sieht Dr. Sherman in der Genanalyse ein vielversprechendes Instrument zur Unterstützung von Patienten. „Mit den richtigen Ressourcen könnte dieser Test eine sehr wertvolle Ergänzung in der medizinischen Praxis werden“, sagte er. „Ethisch betrachtet könnten diese Tests vorteilhaft sein, indem sie es uns ermöglichen, Menschen mit erhöhtem Risiko für Psychosen im Zusammenhang mit Cannabiskonsum frühzeitig zu identifizieren.“
Sherman zeigte sich zudem neugierig auf die weiteren Möglichkeiten der DNA-Analyse: „Derzeit verfügen wir, abgesehen von klinischen Untersuchungen und bekannten Risikofaktoren wie der Familiengeschichte, über keine verlässliche Methode, um zu erkennen, welche Patienten ein erhöhtes Psychoserisiko aufweisen könnten.“
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Study Identifies Link Between High-Potency Cannabis Use and DNA Changes, Psychosis“. (deutsche Bearbeitung kr)
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