Blinder durchschreitet Hindernisparcours

Epoch Times24. Januar 2009

Der Mann gilt als vollständig blind. Zwei Schlaganfälle in kurzer Folge zerstörten mit der Sehrinde genau jene Hirnregion, die für die visuelle Wahrnehmung zuständig ist. Seither ist er beim Gehen auf einen Blindenstock oder die Hilfe eines anderen Menschen angewiesen. Obwohl die Wahrnehmung visueller Reize vollständig fehlt, ist das Orientierungsvermögen des Mannes nicht ganz erloschen, wie Forscher der niederländischen Universität Tilburg berichten.
Bei TN, wie die Wissenschaftler den Patienten in der Zeitschrift „Current Biology“ nennen, war zuvor schon das Phänomen des „blinden Sehens“ bekannt. Die visuellen Reize werden zwar vom Auge über intakte Nervenbahnen zum Gehirn weitergeleitet, dort aber nicht mehr bewusst wahrgenommen. Studien zeigen aber, dass das Gehirn von TN auf Veränderungen der Umwelt reagiert, etwa auf bestimmte Gesichtsausdrücke von Menschen in seiner Umgebung. Eine andere Erklärung besagt, dass der Blinde durch seine Ohren wahrnehmen könne, welche Hindernisse in seinem Umfeld sind, weil der Schall von Hindernissen reflektiert würde. „Die Orientierung durch die Ohren ist der Orientierung durch die Augen jedoch deutlich unterlegen“, wie die Forscher kommentierten.
Nun bauten die Forscher aus Kisten und Stühlen einen Hindernis-parcour, den TN ohne Blindenstock oder sonstige Hilfe durchqueren sollte. Der Mann bewältigte die Aufgabe, ohne auch nur ein einziges Mal anzustoßen. Die Forscher schließen daraus, dass es alternative Nervenbahnen gibt, die das Gehirn nutzt, auch wenn der Mensch dies nicht bewusst merkt. „Dieser Teil unseres Sehens ist eher für das Orientieren und Zurechtkommen in der Welt wichtig“, sagt Studienleiterin Bea-
trice de Gelder. „Wir nutzen ständig versteckte Ressourcen unseres Gehirns und tun Dinge, deren wir uns nicht für fähig halten.“ (ap/ps)



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