Aktuelle Studien: Cannabis steigert Herzinfarktrisiko
Peter Hanner (Name geändert) war erst 41 Jahre alt, als er Anfang November an einem Sonntag einen Herzinfarkt erlitt. Ohne Vorwarnung setzten plötzlich heftige Schmerzen im Brustbereich ein, die bis in den Rücken ausstrahlten. Zunächst vermutete Hanner, dass es sich um ein Lungenproblem oder einen eingeklemmten Nerv handeln könnte. Doch auch Stunden später brachten weder Schmerzmittel noch eine heiße Dusche Erleichterung. Schließlich alarmierte seine Familie den Rettungsdienst.
Die Diagnose kam schnell und eindeutig: Ein Sanitäter bestätigte, dass Hanner gerade einen Herzinfarkt durchmachte – sein Zustand verschlechterte sich zusehends.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind häufigste Todesursache in Deutschland
Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und die koronare Herzkrankheit (KHK) bleiben in Deutschland die häufigste Todesursache. Allein 2022 litten etwa 4,74 Millionen Menschen an KHK – einer Erkrankung, die oft als Vorbote eines Herzinfarkts gilt.
Zu den wichtigsten Auslösern eines Herzinfarkts zählen Rauchen, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Diabetes, Bewegungsmangel und Übergewicht. Auch der Konsum von Cannabis steht zunehmend im Verdacht, das Risiko zu erhöhen.
Im Fall von Peter Hanner erfüllte dieser mehrere Risikofaktoren: Über Jahre hinweg konsumierte er täglich große Mengen Cannabis, überwiegend in Form von Joints, gemischt mit Tabak. Der Konsum wurde durch die Arbeit im Homeoffice begünstigt – und führte zu einem weiteren Problem: Bewegungsmangel.
Während Bewegungsmangel ein seit längerer Zeit bekannter Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist, zeigen aktuelle Studien, dass auch das Rauchen von Cannabis eine unterschätzte Gefahr für das Herz ist.
Cannabis als unterschätzter Risikofaktor für Herzinfarkt – auch ohne Tabak
Seit dem 1. April 2024 ist Cannabis in Deutschland für den Freizeitgebrauch legal. Doch was viele nicht wissen: Der Konsum der Droge kann das Risiko für Herzinfarkte und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöhen. Dies geht aus einer aktuellen Studie hervor, die Anfang 2024 im renommierten „Journal of the American Heart Association“ veröffentlicht wurde.
Die Studie mit 435.000 Teilnehmern zeigt folgende Ergebnisse: Wer täglich Marihuana konsumiert, hat ein um 25 Prozent erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, und ein um 42 Prozent höheres Risiko für einen Schlaganfall. Doch auch gelegentlicher Konsum bleibt laut den Untersuchungen nicht ohne Folgen. Wöchentlicher Gebrauch erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt um 3 Prozent und das für einen Schlaganfall um 5 Prozent, unabhängig davon, ob Tabak dem Joint beigemischt und in welcher Form die Droge eingenommen wird – also durch Verdampfen, Essen oder Trinken.
„Wir wissen schon seit Langem, dass Tabakrauchen mit Herzerkrankungen in Verbindung steht, und diese Studie ist ein Beweis dafür, dass auch das Rauchen von Cannabis ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sein scheint, die die häufigste Todesursache in den Vereinigten Staaten sind“, sagte Abra Jeffers, Hauptautorin der Studie, und weiter: „Der Cannabiskonsum könnte eine wichtige, unterschätzte Ursache für Herzerkrankungen sein.“
Junge Männer sterben nach Cannabiskonsum
Eine umfangreiche Studie aus den USA bereits aus dem Jahr 2019 mit Daten von fast 9.000 Patienten, die an Cannabisabhängigkeit litten, lieferte Hinweise, dass regelmäßiger Konsum das Risiko für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Probleme wie Schlaganfälle, Herzrhythmusstörungen oder Subarachnoidalblutungen (Blutungen im Gehirn) deutlich erhöht.
Im Jahr 2023 bestätigte ein Forschungsteam aus Kanada diese Ergebnisse durch Berechnungen, die zeigen, dass Cannabiskonsum das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um rund 60 Prozent wahrscheinlicher machen kann.
Auch Einzelfälle aus der Vergangenheit machen die Risiken deutlich: Bereits 2009 wurde ein Fall bekannt, bei dem ein gesunder 17-Jähriger nach Cannabiskonsum mit schweren Brustschmerzen ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Die Diagnose: Koronarspasmen, Verkrampfungen der Herzarterien, die die Durchblutung des Herzmuskels gefährlich beeinträchtigen. Der Patient überlebte. Nach einer medikamentösen Behandlung konnte er aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Besonders tragisch waren zwei Fälle aus dem Jahr 2014: Zwei junge Männer, 23 und 28 Jahre alt, starben unerwartet unter dem Einfluss von Cannabinoiden. Einer von ihnen brach in einem öffentlichen Verkehrsmittel zusammen, während der andere zuhause leblos aufgefunden wurde. Die Gerichtsmediziner gehen davon aus, dass eine durch THC (Hauptwirkstoff von Cannabis) ausgelöste Herzrhythmusstörung sowie ein plötzlicher Herztod die Ursachen waren.
Die gesundheitlichen Gefahren durch Cannabis beschränken sich jedoch nicht nur auf das Herz. Seit Langem ist bekannt, dass der Konsum auch die Entstehung von Psychosen und Schizophrenie begünstigen kann.
Die aktuelle Studienlage und bekannte Fälle zeigen: Der oft als harmlos wahrgenommene Cannabiskonsum birgt nicht zu unterschätzende Risiken – mit teilweise tödlichen Folgen.
Wenn das Herz stillzustehen droht
Die genauen Mechanismen, wie Cannabis einen Herzinfarkt auslösen kann, sind bislang nicht abschließend geklärt. Doch die Zusammenhänge zwischen verengten Herzkranzgefäßen und Herzinfarkt sind gut erforscht.
Häufig ist ein Herzinfarkt die Folge von verengten Herzkranzgefäßen. Diese lebenswichtigen Blutbahnen, die den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgen, können durch Ablagerungen aus Fett und Kalk (Arteriosklerose) zunehmend verengt werden. Im schlimmsten Fall entsteht eine vollständige Blockade, sodass kein Blut mehr fließen kann. Wird der Blutfluss unterbrochen, droht ein Herzinfarkt – oft mit dramatischen Folgen.
Auch bei Hanner führte eine verstopfte Arterie fast zum Schlimmsten. Den Ärzten gelang es jedoch, die Blockade durch den Einsatz eines Stents zu beseitigen und sein Leben zu retten. Doch die Nachwirkungen des Infarkts begleiten ihn nun dauerhaft: Hanner ist lebenslang auf Herzmedikamente, darunter Blutverdünner und Cholesterinsenker, angewiesen.
Die koronare Herzerkrankung ist eine chronische, fortschreitende Erkrankung, die auch durch das Einsetzen eines Stents nicht vollständig behoben werden kann.
Prof. Dr. Uwe Zeymer, Vorstand der Stiftung Institut für Herzinfarktforschung in Ludwigshafen, erläutert, dass innerhalb eines Jahres nach einem Herzinfarkt etwa 5 bis 10 Prozent der Patienten erneut einen Infarkt erleiden. Im zweiten Jahr sinkt dieses Risiko leicht ab. Die Wahrscheinlichkeit für einen erneuten Infarkt hänge dabei von der Anzahl der individuellen Risikofaktoren des Patienten ab.
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