Familienstärke: Vom unbrauchbaren Land zum Vorzeigebetrieb

Eine Familie verwandelte ein als unbrauchbar eingestuftes Grundstück durch traditionelle Methoden und viel Eigeninitiative in eine blühende Farm. Mit Ziegen, Kühen und Schweinen perfektionierten sie nachhaltige Landwirtschaftstechniken – sie schufen eine sich selbst versorgende Farm, die heute als Vorzeigebetrieb gilt.
Titelbild
Familienzusammenhalt und Erfindergeist: So entstand auf steilen Hügeln eine erfolgreiche Farm.Foto: Landon Troyer
Von 6. Juli 2024

Als Shawn und Beth Dougherty im Jahr 1996 ihre Farm „The Sow’s Ear“ erwarben, hatten sie keineswegs vor, lange zu bleiben. „Es war eigentlich nicht die Farm, die wir wollten“, erklärte Shawn Dougherty kürzlich in einem Interview. Seine Frau Beth ergänzte: „Aber wenn man Land kaufen und eine erdrückende Verschuldung vermeiden will, muss man Land kaufen, das niemand sonst haben will.“

Das Land, das vom Staat Ohio als ungeeignet für die Landwirtschaft eingestuft wurde, bestand aus etwa 6,5 Hektar steilen Hügeln, überwuchert mit Gestrüpp und Bäumen. Auf dem Grundstück stand ein renovierungsbedürftiges Haus. Der Vorteil? Das Anwesen kostete lediglich etwa 10.000 Euro.

In dem Glauben, dass sie nur ein paar Jahre lang dortbleiben würden, begannen die Doughertys mit der Arbeit auf dem scheinbar unbrauchbaren Stück Land. Was als vorübergehendes Experiment begann, entwickelte sich zu einem Projekt, das nicht nur die Farm, sondern auch die gesamte Sicht der Doughertys auf die Landwirtschaft grundlegend verändern sollte.

Shawn und Beth treiben ihre Schafe und Kühe auf eine neue Fläche um, auf der sie im Wechsel weiden. Foto: Therese Marie Tor

Shawn und Beth treiben ihre Schafe und Kühe auf eine neue Fläche um, auf der sie im Wechsel weiden. Foto: Therese Marie Tor

Ein altbewährter bäuerlicher Weg

Als das Ehepaar Dougherty aus Dallas in den Osten Ohios zog, ahnten sie nicht, dass sie einen traditionellen, nahezu vergessenen Weg der Landwirtschaft wieder entdecken würden. Sie hatten sich 1981 als Studenten an der University of Dallas kennengelernt und kurz nach ihrem Abschluss geheiratet. Beide wuchsen auf konventionellen Rinder- und Milchviehbetrieben auf und teilten die Liebe zur Landwirtschaft. Dennoch war Dallas zu teuer für ihre Pläne.

Shawn Dougherty fand eine Stelle als Theaterprofessor an der Franciscan University, einer kleinen katholischen Hochschule in Steubenville, Ohio. So zog die Familie um. Er unterrichtete dort 25 Jahre lang und versorgte seine große Familie mit acht Kindern – sechs Jungen und zwei Mädchen – mit seinem bescheidenen Gehalt.

Gleichzeitig mussten die Doughertys herausfinden, was sie mit ihrem neu erworbenen Anwesen anfangen sollten. Sie begannen, das Haus bewohnbar zu machen und ihr Land zu bearbeiten. Doch das Gelände war steil und ausgelaugt, es gab kaum Muttererde und wenig Sonnenlicht – eine echte Herausforderung.

„Wir fragten unsere Eltern: ‚Wie habt ihr früher das Land bestellt?‘ Und sie antworteten: ‚Das geht heute nicht mehr, die großen Betriebe mit ihren riesigen Maschinen haben alles übernommen‘“, erzählte Shawn. Aber die Doughertys waren überzeugt, dass es traditionelle Methoden geben musste, die ohne teure Maschinen und chemische Düngemittel auskamen.

Je mehr sie über die Landwirtschaft vor dem Zweiten Weltkrieg lasen, desto mehr erkannten sie, dass die Methoden aus der beliebten TV-Serie „Unsere kleine Farm“ nicht nur Fiktion waren. „Die meisten Lebensmittel auf der Welt sind für uns nur durch Wiederkäuer zugänglich. Wenn Menschen regelmäßig und nicht nur saisonal essen wollten, mussten sie mit den Tieren zusammenarbeiten, die Zellulose in Form von Blättern in ganzjährig verfügbare Nahrung umwandeln konnten“, erklärt Beth Dougherty.

Der Schlüssel bestand darin, die richtigen Wiederkäuer für die jeweilige Landschaft zu finden. „Bei Dornen und holzigen Pflanzen sind es Ziegen. Bei Gras sind es Kühe. Schafe können beides fressen. Letztlich verwandelt sich das holzige Zeug in Gras“, führt Shawn aus.

Da ihr hügeliges Tal voller Dornen war, kauften die Doughertys Ziegen. Sie banden die Ziegen an und ließen sie rotierend das Grundstück abweiden, wo sie die Dornen und das Unterholz fraßen und gleichzeitig Milch für die Familie produzierten. Nachdem die Ziegen das Gehölz und die Dornen beseitigt hatten, erkannten die Doughertys, dass sie ein anderes Tier brauchten, um die neu entstandenen Weiden zu pflegen. Dies war der erste von vielen „Aha-Momenten“ der Doughertys.

Einführung der Milchkuh

1998 machten Shawn und Beth Dougherty einen entscheidenden Schritt zur Verwirklichung ihrer nachhaltigen Landwirtschaftsvision: Sie kauften ihre erste Kuh, eine Jersey Färse. Drei Jahre später, 2001, kalbte die Kuh und begann, täglich zwischen elf und 23 Liter Milch zu geben.

„Das war für uns vollkommen neu, und es dauerte eine Weile, bis wir erkannten, dass diese Menge an Milch eine wertvolle Ressource war“, erinnerte sich Beth. Da der Kühlschrank nicht genug Platz bot, entschieden sie sich, die Milch ihren Legehennen zu füttern. Doch die Hühner konnten die große Menge nicht bewältigen. Ein weiteres Tier musste her, um den Überschuss zu verwerten.

Die Wahl fiel auf Schweine, die ihnen etwa drei bis vier Liter Milch abnahmen. Indem sie Küchenabfälle zu den Futtertrögen der Schweine hinzufügten, stellten sie fest, dass ihre Futterkosten deutlich sanken. „Wir wollten keine Futtersäcke mehr kaufen, und dank der Kuh konnten wir fast den gesamten Futterbedarf auf dem Hof decken – außer für die Kuh selbst“, erklärte Beth.

Mit ihren Ziegen hatten die Doughertys unwissentlich das Prinzip der Weiderotation ausprobiert, eine Methode des Weidemanagements, die die natürliche Bewegung einer Herde von einer Grasfläche zur nächsten nachahmt. Dies verbessert die Boden- und Weidequalität und reduziert den Bedarf an externen Ressourcen. „Unser Gras wächst jetzt das ganze Jahr über. Wir praktizieren nun ganzjährig die Weiderotation“, berichtet Shawn.

Dieser zweite „Aha-Moment“ brachte sie zu ihrem ursprünglichen Ziel zurück. Sie hatten einen sich selbst versorgenden Bauernhof geschaffen und unfruchtbares Land in die Farm verwandelt, von der sie immer geträumt hatten. Die Einführung der Milchkuh war ein weiterer entscheidender Schritt auf ihrem Weg zu einer nachhaltigen, ressourcenschonenden Landwirtschaft.

Kühe genießen die Frühlingsweide. Foto: Beth Dougherty

Kühe genießen die Frühlingsweide. Foto: Beth Dougherty

Vom Lernen zum Lehren in der alternativen Landwirtschaft

Inspiriert von ihrem Erfolg nahmen die Doughertys 2010 an einer der ersten „Mother Earth News“-Konferenzen teil. Ihr Ziel war es, mehr über alternative Landwirtschaft zu erfahren. Doch schon nach wenigen Stunden erkannten sie: „Wir sind diesen Leuten 15 Jahre voraus. Wir könnten diese Kurse selbst unterrichten.“

Die Doughertys entschieden sich, das umfangreiche Wissen, das sie in 25 Jahren gesammelt hatten, in eine lehrbare Methode umzuwandeln und es mit anderen zu teilen. Sie begannen, auf ihrer Farm und bei Konferenzen Workshops zu einer Vielzahl von Themen anzubieten. Dazu gehörten Eigenproduktion von Milchprodukten, Rotationsweide, Zaunbau, Futterlagerung, Wassergewinnung und -verteilung sowie die Integration der Familie in die Landwirtschaft.

Einige Jahre nach Beginn ihrer Lehrtätigkeit rief ein begeisterter Teilnehmer: „Wo ist das Buch!?“

Beth Dougherty, die schon im Studium eine Leidenschaft fürs Schreiben hatte, brachte ihre Methoden zu Papier und schickte einen Vorschlag an verschiedene Verlage. Die Reaktion ihres Wunschverlags übertraf alle Erwartungen.

„Man beginnt mit dem besten Verlag und rechnet mit 20 Absagen, bevor jemand zusagt. Wir haben unseren Vorschlag per E-Mail gesendet und am nächsten Tag erhielten wir die Antwort: ‚Wir möchten, dass ihr für uns schreibt, aber das Buch soll umfangreicher sein als euer Vorschlag‘“, erzählte Beth.

Das Buch der Doughertys „The Independent Farmstead“ wurde 2016 veröffentlicht und hat seither zahlreiche Leser inspiriert.

Frühjahrsbeginn auf der nordöstlichen Weide. Foto: Beth Dougherty

Frühjahrsbeginn auf der nordöstlichen Weide. Foto: Beth Dougherty

Erfolgsgeschichte der Selbstversorgung

In einer Zeit, in der viele Familien Schwierigkeiten haben, den hektischen Alltag zu meistern, zeigt die Familie Dougherty, dass Zusammenhalt und Innovation Schlüssel zum Erfolg sein können. Die Doughertys haben ihre acht Kinder vollständig in den täglichen Betrieb ihrer Farm integriert. Mit einem knappen Budget und viel Einfallsreichtum bewältigen sie gemeinsam alle anfallenden Aufgaben.

„Wenn wir das Haus erweitern mussten, haben wir niemanden dafür engagiert, sondern es selbst gemacht. Wenn wir ein Tier schlachten mussten, haben wir selbst gelernt, wie das geht. Wir lernten während des Tuns. So entwickelten unsere Kinder bemerkenswerte Fähigkeiten“, berichtet Shawn Dougherty stolz.

Die Doughertys führen den starken Zusammenhalt ihrer Familie auf ihren katholischen Glauben zurück. Frühes Aufstehen, Farmarbeiten, der tägliche Messebesuch und gemeinsame Mahlzeiten schufen eine Routine, die ihren Glauben eng mit der Arbeit auf ihrem Land verband.

„Wir können nun sagen, dass es kein Zufall war, als Gott uns in einen Garten setzte“, fügt Shawn Dougherty hinzu. „Für uns ist es der perfekte Ort, damit eine Familie gedeihen kann.“

Im Jahr 2023 wurde die Familie jedoch vor eine große Herausforderung gestellt, als eine Lithium-Ionen-Batterie explodierte und das Haus in Brand setzte. Doch die Dougherty-Kinder waren zur Stelle, um ihren Eltern beim Wiederaufbau zu helfen.

Ein Sohn, der als Architekt arbeitet, entwarf das neue Haus, während drei andere Söhne – ein Bauunternehmer, ein Maurer und ein Zimmermann – den Entwurf ihres Bruders in die Tat umsetzten. Der gesamte Wiederaufbau wurde innerhalb der Familie durchgeführt, sehr zur Freude der Doughertys.

Die Familie Dougherty. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Shawn und Beth Dougherty

Die Familie Dougherty. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Shawn und Beth Dougherty

Ihr Erfolg zeigt, dass man kein landwirtschaftlicher Experte sein muss, um einen erfolgreichen Bauernhof zu führen.

„Unser größter Vorteil war, dass wir keine Vorkenntnisse hatten. Wir haben keine Landwirtschaft studiert“, erklärt Shawn Dougherty. „Stattdessen haben wir einfach Dinge ausprobiert und festgestellt: ‚Hey, das funktioniert!‘ Viele dieser Methoden gelten als unkonventionell. Man sagt, man könne keine Kühe nur mit Gras füttern. Nun, wir machen das schon seit vielen Jahren – und zum Glück haben unsere Kühe diese Bücher, die etwas anderes behaupten, nicht gelesen.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Grace, Goats, and a Dairy Cow: How 2 Self-Taught Farmers Turned Rejected Land Into Their Dream Homestead“. (deutsche Bearbeitung kr)



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