Eckart von Hirschhausen und Studie sagen: Übermedikation belastet Kassen und Patienten (+Video)
Je mehr Ärzte ein Patient sieht, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass ihm mehrere Medikamente gleichzeitig beschrieben werden. Ärzte nennen das Polypharmazie. Einer Studie der HKK im Großraum Oldenburg/Bremen zufolge steigt das Risiko von Polypharmazie mit der Anzahl der unterschiedlichen Ärzte. Außerdem gilt: Je älter der Patient, umso eher muss er mehrere Arzneien einnehmen.
„Weil es sich dabei vor allem um ältere sowie chronisch erkrankte Menschen handelt, wird sich das Problem mit der demografischen Entwicklung noch verschärfen“, heißt es in der Studie aus dem Jahr 2013, die an Aktualität nichts verloren hat. Jährlich sind nach Schätzungen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArm) Wechsel- und Nebenwirkungen von Medikamenten für etwa 300.000 Krankenhausaufenthalte verantwortlich.
Polypharmazie stelle ein besonders hohes Risiko für die Patienten dar, so “Deutsche-gesundheits-nachrichten.de”. Rezeptfreie Medikamente tauchen hier noch gar nicht auf. Die Dunkelziffer der Wechselwirkungen dürfte also noch viel höher ausfallen.
Kritisch sieht das Thema Über-Therapie auch der berühmte TV-Arzt und Satiriker Eckart von Hirschhausen: “300 Milliarden Euro stehen im Gesundheitsbereich jährlich zur Verfügung. 340.000 Ärzte behandeln. 400.000 Hüft- und Knieoperationen, über 134 Millionen Röntgenbilder und mehr als 17 Millionen Tomographien und doch: Am Ende des Jahres ist wie bei einem Zaubertrick das ganze Geld weg.”
Die HKK-Studie fand außerdem heraus: Jeder vierte Patient, dem im Jahr 2010 Arzneimittel verschrieben wurden, dem wurden mindestens 20 Krankheiten diagnostiziert. Die Sterblichkeitsrate eines Patienten, der fünf bis zehn Medikamente zur gleichen Zeit einnimmt, liege bei 41 Prozent. Bei elf bis 15 Arzneimitteln erhöhe sich der Anteil auf 55,8 Prozent. Wer noch mehr Pillen nimmt, hat eine Sterblichkeitsrate von 82,4 Prozent.
Je mehr Arzt desto mehr Pille
Die Anzahl der therapierenden Ärzte steigert die Polypharmazie. Ein Arzt und das Polypharmazierisiko liegt bei 10 Prozent. Zwei Ärzte und das Risiko steigt bereits auf 30 Prozent. So die Ergebnisse. Wer vier Doctores aufsucht, der nimmt mit 79,1-prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht nur ein Präparat.
„Das Problembewusstsein müsse sowohl bei Ärzten als auch Patienten geschärft werden“, sagte Dr. Bernard Braun vom Bremer Institut für Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung (BIAG) und dem Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen einem Bericht der “Aerztezeitung” zufolge.
Braun schlägt daher eine langfristige Strategie mit Einbindung der Apotheken vor. Außerdem empfielt er behandelnden Ärzten, regelmäßig „Zehn-Minuten-Tests“ durchführen, um Anzahl und Dosis von Medikamenten zu testen.
(kf)
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