Die Akupunktur – ein „großes Haus mit vielen Zimmern“
„Ein großes Haus mit vielen Zimmern“ – diese Beschreibung der Akupunktur stammt von August Brodde. Brodde gilt als Pionier auf dem Gebiet der Chinesischen Medizin, als Vater der europäischen Akupunktur-Geschichte und Altmeister der mannigfaltigen Arbeitsweisen und Techniken der Akupunktur. Obwohl in jedem „Zimmer“ mit anderen Methoden und Regeln gearbeitet wird, wird im gesamten Gebäude Akupunktur betrieben.
All diese unterschiedlichen Techniken gründen auf der mehrere tausend Jahre alten Medizintheorie Chinas. Die Weisen im alten China stellten durch genaue Beobachtung von Kosmos und Natur ein Prinzip der Ordnung fest, das auf der Existenz zweier im Kosmos gegensätzlicher Kräfte beruht. Diese beiden gegensätzlich wirkenden und voneinander abhängigen Kräften nannten sie Yin und Yang (Tag-Nacht, kalt-warm, Mann-Frau). Ebenfalls erkannten sie, dass alle Dinge im Kosmos aus den fünf Elementen: Metall, Holz, Wasser, Feuer und Erde gebildet sind und diese zueinander in unterschiedlichen Wechselbeziehungen stehen. Da der Mensch als kleiner Kosmos im gigantischen Universum betrachtet wurde, übertrug man die Yin-Yang-Theorie und die Lehre der fünf Elemente auf den menschlichen Körper. Nach der Theorie der Chinesischen Medizin werden alle Körperfunktionen des Menschen durch eine Art Lebensenergie (Qi) gesteuert und aufrecht erhalten. Dieses Qi fließt nicht ziellos durch den Körper, sondern folgt dem Verlauf von ganz bestimmten Leitbahnen – den Meridianen, in denen in feststehender Energieflussrichtung die Kräfte von Yin und Yang zur Wirkung kommen.
Wird der Fluss des Qi behindert, so kommt es zur energetischen Unter- oder. Überversorgung bestimmter Organe und Körpersysteme. Hält dieser Zustand längere Zeit an, können dadurch funktionelle Störungen, Entzündungen und letztendlich degenerative Erkrankungen hervorgerufen werden.
Das Ziel jeglicher Behandlung mit den Methoden der Chinesischen Medizin besteht darin, den Fluss der Lebensenergie – das Qi – zu harmonisieren und zwischen Yin und Yang sowie in den fünf Elementen ein ausgeglichenes Kräfteverhältnis wieder herzustellen.
Epoch Times sprach mit dem Heidelberger Masseur und APM-Therapeuten Hubert Körper, einem erfahrenen Praktiker, über seine Erfahrungen auf dem Gebiet der Akupunktur.
Epoch Times: Herr Körper, Sie arbeiten seit über 25 Jahren vorwiegend mit der Technik der Akupunkt-Massage nach Penzel. Was unterscheidet die Akupunkt-Massage zu anderen Akupunktur Verfahren?
Körper: Die Akupunkt-Massage, auch APM genannt ist eine Regulationstherapie nach den Grundgedanken der chinesischen Akupunkturlehre. Willy Penzel, der Begründer der APM brachte zum ersten Mal die sehr komplexe Denkweise der chinesischen Akupunkturlehre auf ein westliches Niveau. Der Praktiker ist damit in der Lage schnell und effizient zu arbeiten. Im Wesentlichen unterscheidet sich die APM zu anderen Akupunktur-Methoden dadurch, dass primär die Meridiane in ihrer Gesamtheit behandelt werden und in zweiter Linie erst die Akupunkturpunkte. Man kann sich das in etwa so vorstellen wie bei einer elektrischen Anlage. Die Kabel entsprechen den Meridianen und die Schalter den Akupunkturpunkten. Wir versuchen zuerst die Kabel zu reparieren, damit man anschließend über die Schalter den Strom regulieren kann. Wichtig zu wissen ist, dass in der APM keine Punktrezepte verabreicht werden, sondern jede Behandlung ist auf den individuellen Energie-Status des Patienten abgestimmt. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass bei der APM keine Nadeln verwendet werden. Dies bedeutet, für den Patienten – keine Nadelangst, keine Verletzung der Haut und somit auch kein Infektionsrisiko.
Epoch Times: Wie muss man sich eine Behandlung mit der APM vorstellen? Können Sie uns kurz den Ablauf einer Behandlung schildern?
Körper: Nun das kommt ganz darauf an in welcher Phase der Behandlung sich der Patient befindet. Grundsätzlich steht vor jeder APM-Behandlung eine energetische Befunderhebung. Nehmen wir ein einfaches Beispiel. Der Patient kommt zum ersten Mal in die Praxis und klagt über Kopfschmerzen oder Migräne. Zunächst wird ein energetischer Befund erhoben, der Behandler versucht also herauszufinden, ob die Kopfschmerzen sich aufgrund einer „Energie-Fülle“ oder aufgrund von „Energie-Leere“ entwickeln. Dazu stehen dem Therapeuten unterschiedliche Tast- und Testmöglichkeiten zur Verfügung. Nehmen wir an, dass der Befund einen Energie-Fülle-Zustand im Kopf ergibt. Der Kopf gehört zum Yang-Gebiet und so lautet unser erster Befund Energie-Fülle im Yang. Folglich wird man versuchen die Fülle im Yang abzubauen, indem man alle Yin-Meridiane tonisiert, also verstärkt. Grundsätzlich versucht man bei der APM Energie-Fülle abzubauen indem man energieleere Gebiete tonisiert. Der Vorteil liegt darin, dass wir dann wissen, wo die Energie hingeht.
Dazu nimmt man ein Therapiestäbchen, das ähnlich wie ein Kugelschreiber aussieht und streicht alle Yin-Meridiane Millimeter genau aus und zwar solange, bis auf der Haut eine rote Hautschrift entsteht. Der Patient sieht dann ähnlich aus wie ein Akupunktur-Modell auf dem die Meridiane mit einem roten Stift markiert sind. Zur Verstärkung können dann noch auf jedem Yin-Meridian Tonisierungs- und Quellpunkte mit einem speziellen Punktgerät dazu kombiniert werden. Damit ist die erste Behandlung abgeschlossen.
In den darauf folgenden Behandlungen wird das Beschwerdegebiet dann immer differenzierter angegangen und es kommen auch Therapieregeln der traditionellen Akupunkturlehre zur Anwendung. Außerdem werden eventuell bestehende Narben auf ihre Qi-Leitfähigkeit überprüft und gegebenenfalls „entstört“. Ein besonderes Augenmerk gilt jedoch der Wirbelsäule. In der APM bezeichnen wir dies als „energetisch-physiologische Behandlung der Wirbelsäule.
Epoch Times: Herr Körper, Sie sprachen eingangs über energetische Befunderhebung. Wie ermitteln Sie den jeweiligen Energie-Status des Patienten?
Körper: Dies ist ein äußerst wichtiger Faktor, auf den ich besonders großen Wert lege, um nicht „ins Blaue hinein“ zu therapieren. Kommen wir nochmals auf das Beispiel mit den Kopfschmerzen zurück. Hat der Patient im Moment der Behandlung Beschwerden, dann ist die Sache relativ einfach. Mit wenigen Strichen über den Bauch oder mit der Gabe von 2-3 Akupunkturpunkten ist bei 90 Prozent der Patienten die energetische Ausgangslage leicht zu ermitteln. Meistens ist es jedoch so, dass der Patient zur Zeit der Behandlung keine Schmerzen hat, oder es handelt sich um funktionelle Störungen ohne Schmerzsymptomatik. In diesen Fällen, was eigentlich die Mehrzahl der Patienten betrifft, verwende ich zur energetischen Befunderhebung die Ohrmuschel, die chinesische Pulsdiagnostik oder/und die Bauchdeckendiagnose nach Yamamoto. Weiterhin geben mir Kirlian-Fotografie und die Software-Grafik eines Meridiandiagnosegerätes Auskunft über den energetischen Zustand des Menschen.
Epoch Times: Behandeln Sie alle Kunden ausschließlich mit der Akupunkt-Massage oder wenden Sie noch andere therapeutische Maßnahmen an?
Körper: Grundsätzlich stellt für mich die APM die stärkste „Waffe“ dar Energieblockaden im menschlichen Körper zu lösen und den gesamten Energiekreislauf langfristig auch zu harmonisieren. Allerdings gibt es auch immer wieder Patienten bei denen die Anwendung der APM aus verschiedenen Gründen zumindest temporär nicht in Frage kommt. In solchen Fällen arbeite ich über die Reflexfelder der Ohren sowie über der Schädelakupunktur nach Yamamoto, auch klassische Körperakupunkturpunkte können dabei zum Einsatz kommen. All diese Anwendungen lassen sich sehr gut auch ohne Nadeln einsetzen. Mittels mechanischen oder elektrischen Reizen, Moxibustion (Abbrennen von Beifußkraut auf Akupunkturpunkten), Therapielaser, Infrarotlicht, Haci-Ffünf-Elemente-Nadeln (sind in Wirklichkeit keine Nadel) sowie dem bestrahlen von Akupunkturpunkten mit farbigem Licht, lässt sich genau wie mit der Nadel die Akupunktur betreiben. Gerade bei sehr sensiblen Menschen, besonders bei Kindern stellt für mich die Laserakupunktur und auch die Farbakupunktur das Mittel der Wahl dar.
Epoch Times: Welche Beschwerden lassen sich am besten mit Ihren Methoden behandeln, oder anders herum gesagt, bei welchen Beschwerden lehnen Sie die Durchführung einer Behandlung ab?
Körper: Vielleicht spreche ich zuerst über die Kontraindikationen, weil die Liste dieser, relativ klein ist. An erster Stelle stehen alle operativ zu erfassenden Krankheiten, alle akut lebensbedrohenden Erkrankungen, Risikoschwangerschaften, Infektionskrankheiten, schwere Psychosen und maligne Tumore. Dagegen ist die Indikationsliste sehr lang und breit gefächert. Zusammenfassend kann man sagen, dass die oben beschriebenen Therapien bei Schmerzzuständen, bei allen funktionellen Erkrankungen wie beispielsweise Asthma, Allergien, Magen-Darm-Beschwerden, urologische und gynäkologische Beschwerden, HNO- Erkrankungen, Schwindel, Tinnitus und vor allem bei Wirbelsäulenerkrankungen ihre Anwendung finden. Die Indikationen entsprechen der Liste der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Akupunktur.
Epoch Times: Herr Körper, die Gesundheitspolitik in der heutigen Gesellschaft hat sich so entwickelt, dass wenig Wert auf Prävention gelegt wird. Häufig wird erst dann eingegriffen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Welche Tipps können Sie unseren Lesern geben für eine sinnvolle Gesundheitsprophylaxe?
Körper: Sie haben recht, in den alten Zeiten Chinas wurden die Ärzte nur solange bezahlt, wie es ihren Patienten gut ging. Im Huang Di Nei Jing, dem Buch des Gelben Kaisers zur Inneren Medizin, das vor über 2200 Jahren geschrieben wurde und heute noch als Standardwerk der Chinesischen Medizin gilt, ist zu lesen, dass die Weisen im alten China nur diejenigen anleiteten, die noch gesund waren und sich den Naturgesetzen nicht widersetzten. Man sah es als unklug an Medikamente zu geben, wenn die Krankheit bereits aufgetreten war und verglich solche Handlungsweise mit jenen die erst beginnen einen Brunnen zu graben, nachdem sie bereits durstig geworden sind. Tugenden aus den alten Zeiten Chinas, lassen sich durchaus auch auf die heutige Zeit übertragen. Besonnenheit und Mäßigung bei Essen und Trinken, Ausübung geistiger Hygiene, Toleranz den Mitmenschen gegenüber, Gelassenheit im täglichen Leben, ausreichend Bewegung, Meditation und Qigong. Auch energetische Check-Ups können dazu beitragen, Disharmonien im Meridiansystem zu erkennen und durch entsprechende Maßnahmen zu korrigieren. Denn bevor sich eine Erkrankung an der Oberfläche bemerkbar macht, zeigt sich dies in Form von Energiefluss-Störungen im übergeordneten Steuerungssystem.
Epoch Times: Wir danken für das Gespräch.
Weitere Informationen: www.akupunktur-massage-koerper.de
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