Deutsche Studie: Impfungen bieten so gut wie keinen Schutz vor Long COVID
Neue Erkenntnisse aus einer aktuellen Studie hinterfragen die weitverbreitete Annahme, dass COVID-19-Impfungen vor Long COVID schützen könnten. Die Untersuchung zeigt, dass das Risiko für Long COVID maßgeblich von der Virusvariante abhing. Vor allem reduzierten frühere Infektionen das Risiko für Long COVID um bemerkenswerte 86 Prozent. Jedoch scheint der Impfstatus einer Person vor einer COVID-Infektion in Bezug auf das Entwicklungsrisiko von Long COVID keine allzu große Rolle zu spielen.
„Bisher ging man davon aus, dass sowohl eine vorangegangene Infektion als auch eine Impfung das Risiko einer späteren Long-COVID-Erkrankung bei einer Neuinfektion minimieren“, sagte Dr. William Schaffner, Professor am Vanderbilt University Medical Center, zu The Epoch Times.
Diese Annahme wurde von deutschen Forschern jedoch deutlich relativiert, so Schaffner weiter.
Studie deutet auf geringeres Risiko für Long COVID bei Ungeimpften hin
Ein Forscherteam von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Deutschland in ihrer kürzlich veröffentlichten Studie heraus, dass Long COVID am häufigsten bei der ursprünglichen Wuhan-Variante auftrat. Da es zu dieser Zeit noch keinen Impfstoff gab, waren alle untersuchten Personen in dieser Kategorie der Studie ungeimpft.
Bei der nächsten COVID-Variante – dem sogenannten Alpha-Stamm – wurde erstmals zwischen ungeimpften Infizierten und Personen, die nach einer oder zwei Impfdosen eine COVID-19-Infektion hatten, unterschieden. Dabei gab es zwischen ungeimpften und geimpften Personen keinen signifikanten Unterschied für das Risiko, Long COVID zu entwickeln. Bei genauerer Betrachtung der Daten zeigte sich sogar, dass ungeimpfte Personen ein etwas geringeres Risiko für Long COVID hatten.
Im Verlauf der Delta-Variante sank das Risiko einer Long-COVID-Erkrankung im Vergleich zu den vorherigen Varianten sowohl bei geimpften als auch bei ungeimpften Personen deutlich. Während ein- oder zweifach geimpfte Personen das höchste Risiko hatten, an Long COVID zu erkranken, war das Risiko bei geboosterten Personen im Durchschnitt geringer. Das durchschnittlich geringste Risiko für Long COVID zeigte sich entgegen den Aussagen der offiziellen Behörden jedoch bei ungeimpften Personen.
Dieser Trend setzte sich bei der Omikron-Variante fort, wobei das Auftreten von Long COVID nach einer Infektion bei Omikron generell nahezu gegen null ging.
„Die Impfung schien keinen signifikanten Schutz vor der Entwicklung des Post-COVID-Zustands im Falle einer Infektion zu bieten. Im Gegensatz dazu gab es überzeugende Belege dafür, dass eine vorherige Infektion das Risiko signifikant verringerte“, schlussfolgerten die Autoren.
Umfassende Umfrage zu Long COVID
Fast 49.000 Menschen aus der deutschen Bevölkerung haben an der Umfrage teilgenommen. Die Teilnehmer wurden per Post angeschrieben und aufgefordert, einen Online-Fragebogen auszufüllen, der eine Liste von Symptomen enthielt.
Dabei gaben die Teilnehmer selbst an, ob sie positiv auf COVID-19 getestet wurden und welche Symptome sie danach erlebten.
Die Autoren der Studie fragten nach Symptomen, die zwischen der vierten und der zwölften Woche nach der Infektion auftraten und nach solchen, die noch nach der zwölften Woche andauerten. Symptome, die nicht über diesen Zeitraum hinaus anhielten, wurden nicht als Long COVID betrachtet.
Je nach Datum der Infektion kategorisierten die Autoren die Teilnehmer entsprechend der zu jenem Zeitpunkt vorherrschenden Variante.
„Wir haben Infektionen vor dem 1. Januar 2021 der Wuhan-Variante zugeordnet, Infektionen zwischen dem 1. Januar 2021 und dem 30. Juni 2021 der Alpha-Variante, Infektionen zwischen dem 1. Juli 2021 und dem 20. Dezember 2021 der Delta-Variante und Infektionen ab dem 21. Dezember 2021 der Omikron-Variante“, schrieben die Autoren.
Von allen befragten Personen hatten rund 17.000 mindestens eine COVID-19-Infektion, wobei etwa 2.800 Long-COVID-Symptome meldeten.
Limitierungen der Studie
Keiner der Teilnehmer der Studie wurde weder körperlich untersucht noch legten sie Gesundheitstests aus dem Labor vor.
Daher diskutierten Ärzte über die Ergebnisse der Studie und ihre Methodik. Viele waren besorgt, dass der Fragebogen zu subjektiv war. Wie bei vielen groß angelegten, populationsbasierten Studien sind die Ergebnisse provokant, „aber oft nicht endgültig. Man muss weitere Nachfolgestudien durchführen, von denen viele viel kleiner, aber präziser sind und viele Unsicherheiten beseitigen“, sagte Dr. Schaffner.
Dr. Cody Meissner, Professor für Pädiatrie an der Dartmouth Geisel School of Medicine, argumentierte, dass die Studienteilnehmer „so heterogen“ seien und dass er nicht sicher sei, welche Schlüsse aus der Studie zu ziehen sind.
Wie die Autoren der Studie zugeben, erhielt keiner der Teilnehmer eine offizielle Diagnose von Long COVID oder wurde auf Begleiterkrankungen getestet.
Long COVID schwer zu definieren
Ein Hauptproblem in der Forschung zu Long COVID ist die unterschiedliche Definition dieses Zustands. „Es gibt eine Post-COVID-Symptomatik. […] Doch ich glaube, wir haben noch kein klares Verständnis für ihre biologische Grundlage; sie ist nicht eindeutig definiert. Daher ist es kompliziert zu behaupten, dass sie nach bestimmten Varianten oder Impfungen häufiger oder seltener auftritt“, äußerte Dr. Meissner.
Dr. Andrew Bostom, emeritierter außerordentlicher Professor der Brown University, pflichtete bei, dass Long COVID in der wissenschaftlichen Literatur unzureichend definiert ist. Daher sei es schwer festzustellen, ob es sich bei den Symptomen um Long COVID handelt oder um einen völlig anderen Zustand.
Bis auf den Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns könnten alle weiteren Symptome, die mit Long COVID in Verbindung gebracht werden, auch durch psychosomatische Faktoren ausgelöst werden, merkte Dr. Bostom an.
Die Erkenntnisse der Studie erscheinen „besonders für Personen wie mich, die von der geringen Beachtung der natürlichen Immunität enttäuscht waren, sehr interessant“, so Dr. Bostom, der umfassende Erfahrung in klinischen Arzneimittelstudien hat, gegenüber The Epoch Times. Doch es sei schwierig, den Schluss zu ziehen, dass eine vorangegangene Infektion vor Long COVID schützt, „wenn man sich des tatsächlichen Post-COVID-Zustands nicht sicher ist“.
Studienresultate bestätigen Beobachtungen einiger Ärzte
Dr. Joseph Varon, Leiter der Intensiv- und COVID-19-Abteilung am United Memorial Medical Center, sprach mit The Epoch Times über eine Studie. Trotz erkennbarer methodischer Mängel dieser Studie sind seine Bedenken an den Ergebnissen gering. Diese spiegeln nämlich genau das wider, was er täglich in seiner Klinik beobachtet.
Die Studie behandelte nicht die Frage, ob Impfungen das Risiko für lang anhaltende COVID-Symptome erhöhen könnten. Ihre Darstellung zeigte, dass Geimpfte im Vergleich zu Ungeimpften bei einer Infektion mit derselben Virusvariante aber ein leicht erhöhtes Risiko für lang anhaltende COVID-Symptome hatten.
Diese Ergebnisse deuteten für Dr. Varon darauf hin, dass Impfungen eventuell das Risiko für diese anhaltenden Symptome erhöhen könnten – eine Beobachtung, die er auch in seiner Klinik macht.
„Meine Beobachtungen zeigen, dass mit steigender Anzahl an Booster-Impfungen das Risiko für langanhaltende Symptome wächst“, erklärte er. Dabei fügte er hinzu, dass hauptsächlich Patienten, die vier oder mehr Dosen des Impfstoffs erhielten, von diesen Symptomen betroffen sind – weniger diejenigen, die nur bis zu drei Dosen bekamen oder gar nicht geimpft wurden.
Weiterhin betonte Dr. Varon, dass die in der Studie am häufigsten genannten Symptome – Müdigkeit und kognitive Beeinträchtigungen – genau jenen entsprechen, die er bei seinen Patienten feststellt.
Auch der Psychiater Dr. Adonis Sfera vom Patton State Hospital stimmte weitestgehend mit diesen Erkenntnissen überein, hob jedoch hervor, dass in seiner Klinik Müdigkeit und Atemnot die vorherrschenden Symptome sind.
Er teilte zudem die Ansicht, dass mehrfache Impfungen das Risiko für langanhaltende Symptome erhöhen könnten, da die Impfungen die Bildung von Spike-Proteinen anregen. Diese können potenziell Organschäden und weitere Symptome hervorrufen.
„Die Impfstoffe veranlassen unsere Zellen dazu, das Spike-Antigen zu produzieren. Je öfter man also geimpft wird, desto stärker könnte diese Produktion sein“, so seine Erklärung der Beobachtungen der Studie.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Vaccination Offers ‚No Meaningful Protection‘ Against Long COVID: Study“ (Deutsche Bearbeitung kr, cs)
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