Cannabisvergiftungen bei Kindern nach der Legalisierung verneunfacht

Forscher verzeichnen in Kanada einen starken Anstieg von Cannabisvergiftungen bei Kindern unter zehn Jahren. Jeweils mit der Legalisierung der Droge und dem Verkauf von cannabishaltigen Lebensmitteln verdreifachten sich die Fallzahlen.
Cannabisvergiftungen bei Kindern
Die Zahl der Cannabisvergiftungen bei Kindern unter 10 Jahren ist in Kanada seit der Legalisierung drastisch gestiegen.Foto: iStock
Von 21. Januar 2022
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In Ontario (Kanada) mehren sich Besuche in der Notaufnahme wegen Cannabisvergiftungen bei Kindern. Seit der Legalisierung von Cannabis für den Freizeitgebrauch in Kanada, habe sich die Zahl verneunfacht, so eine kürzlich in JAMA Network Open veröffentlichte Studie. Während einzelne Krankenhäuser schon früher über Cannabisvergiftungen bei Kindern berichten, ist dies die erste Studie, die eine ganze Region untersucht.

„Wir haben nach der Legalisierung von Cannabis häufigere und schwerwiegendere […] Cannabisvergiftungen bei Kindern unter 10 Jahren festgestellt. Die Legalisierung von cannabishaltigen Lebensmitteln scheint dabei ein Schlüsselfaktor zu sein“, sagte der Hauptautor und Arzt Dr. Daniel Myran in einer Mitteilung.

Das Forscherteam untersuchte dazu alle Besuche in der Notaufnahme in Ontario während drei unterschiedlicher Zeiträume:

  • Vor der ersten Cannabislegalisierung (Januar 2016 bis September 2018),
  • nach der Legalisierung von Cannabisprodukten und -ölen auf Blütenbasis (Oktober 2018 bis Januar 2020) und
  • nach der Legalisierung von cannabishaltigen Lebensmitteln wie Gummibärchen oder Schokolade und anderen Produkten (Februar 2020 bis März 2021).

Cannabisvergiftungen im durchschnittlichen Alter von 3 Jahren und 9 Monaten

Während des gesamten Studienzeitraums (Januar 2016 bis März 2021) gab es 522 Notaufnahmen wegen Cannabisvergiftungen bei Kindern unter 10 Jahren. Das Durchschnittsalter dieser Kinder betrug 3 Jahre und 9 Monate.

Erfreulicherweise verzeichneten die Forscher während des gesamten Studienzeitraums keine Todesfälle. Dennoch war in den fünf Jahren bei etwa jedem dritten Kind (171 Fälle) ein anschließender Krankenhausaufenthalt notwendig – davon mussten 19 Kinder oder etwa 3,6 Prozent auf der Intensivstation behandelt werden. Insgesamt ist ein deutlicher Anstieg von Cannabisvergiftungen nach der Legalisierung von cannabishaltigen Lebensmitteln zu erkennen.

Vor der Legalisierung
(Jan. 2016 – Sep. 2018)
Legalisierung von Cannabisblüten, Öl
(Okt. 2018 – Jan. 2020)
Legalisierung von Cannabislebens- mitteln (ab Feb. 2020)
Notaufnahmen 81 124 317
Fälle pro Monat 2,5 7,8 22,6
Krankenhauseinweisungen (in Prozent) 25 24 39
Krankenhauseinweisungen pro Monat 0,8 1,9 8,8

Die Legalisierung von Cannabis in Kanada überschnitt sich zeitlich mit der COVID-19-Pandemie. So stellten die Forscher fest, dass in Ontario während der Pandemie insgesamt die Zahl der Notaufnahmen wegen Vergiftungen bei Kindern jeglicher Art zurückging. Innerhalb dessen stiegen jedoch die Fälle wegen Cannabisvergiftungen an. Nachdem der legale Verkauf von cannabishaltigen Lebensmitteln eingeführt wurde, war jede zehnte in der Notaufnahme behandelte Vergiftung bei Kindern auf Cannabiskonsum zurückzuführen.

Hohe Opferzahlen trotz Aufklärungsversuch

Im Rahmen der Legalisierung erarbeitete Kanada Ansätze, um Cannabisvergiftungen (vor allem bei Kindern) zu verhindern. So sahen sie beispielsweise die Begrenzung der Cannabismengen in Lebensmitteln, kindersichere Verpackungen oder Aufklärung der Eltern und Betreuer als wichtige Punkte an. „Leider deutet unsere Studie darauf hin, dass der Ansatz dieses Ziel nicht erreicht hat“, sagte Dr. Myran.

„Da immer mehr Staaten auf der Welt die Legalisierung von Cannabis für den Freizeitgebrauch in Erwägung ziehen, müssen wir lernen, wie wir Kinder besser vor Cannabisvergiftungen schützen können“, so Dr. Myran. „Mehr Aufklärung ist ein Anfang, aber wir müssen vielleicht auch andere Maßnahmen in Betracht ziehen […].“ Inwieweit die Kinder absichtlich oder versehentlich cannabishaltige Lebensmittel konsumierten, kann aus der Studie indes nicht ermittelt werden.

Vor allem gegenüber den Erwachsenen ist bei Kindern die Gefahr von schweren Folgen höher. Da Kinder kleiner sind, ist die THC-Menge pro Kilogramm Körpergewicht viel größer als die gleiche Menge bei einem Erwachsenen. Zudem könnte sich die Droge im Körper eines Kindes anders verhalten und andere Aktionen auslösen als bei Erwachsenen.

So reichen die Reaktionen von Cannabis bei Kindern von gering bis lebensbedrohlich. Mögliche Symptome können neben Erbrechen, Unruhe, Verwirrung, undeutliche Sprache und unsicherer Gang auch Schläfrigkeit, Muskelschwäche und verlangsamte Atmung sein.

Cannabislegalisierung in Deutschland in Kritik

Auch in Deutschland wird die Legalisierung von Cannabis diskutiert. So sprach sich bereits die Ampel in ihrem Koalitionsvertrag für die Legalisierung der Droge aus. „Wir führen die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften ein.“ Dadurch werde die Qualität kontrolliert, die Weitergabe verunreinigter Substanzen verhindert und der Jugendschutz gewährleistet. Nach vier Jahren soll das Gesetz evaluiert und gesellschaftliche Auswirkungen untersucht werden.

Erst kürzlich plädierte der FDP-Politiker Stephan Thomae für ein gut durchdachtes Legalisierungsverfahren von Cannabis. „Wir sollten uns damit Zeit lassen und vergleichen, was andere Länder dabei gut oder schlecht gemacht haben“, sagte Thomae. „Wir sollten nicht die Fehler der anderen wiederholen.“

Vor allem der Kinder- und Jugendpsychiater Rainer Thomasius kritisiert den Legalisierungsplan der Koalition. So warnt er vor erheblichen psychischen Störungen und gesundheitlichen Problemen – vor allem bei Kindern und Jugendlichen. „Wir haben Belege dafür, dass Cannabis die Hirnentwicklung und Hirnreifung sehr stark in Mitleidenschaft zieht“, so Thomasius. Regelmäßiger Cannabiskonsum führt langfristig zu einer Minderung des Intelligenzquotienten, Häufung von Depressionen und Ängsten, körperlicher Abhängigkeit und ein etwa dreimal höheres Psychoserisiko.

Weitere Risiken könnten daraus entstehen, dass Cannabis- beziehungsweise Hanfpflanzen sehr gut Stoffe aus dem Boden aufnehmen, einschließlich Schwermetallen wie Blei, Cadmium und Chrom. Alle drei sind bekannt dafür, Krebs auszulösen. Landwirten, die Cannabis anbauen wollen, werde daher empfohlen, die Hanfsorte und die Ackerfläche vor der Saat genau zu prüfen, um unnötige Gefährdungen zu vermeiden.



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