Besorgnis nach Vogelgrippe-Fall in Texas: Übertragung zwischen Menschen bleibt aber unwahrscheinlich
Der Fall der Infektion eines Milchviehhalters in Texas mit dem Vogelgrippevirus H5N1 hat Besorgnis über eine mögliche Erleichterung der Übertragung auf Menschen hervorgerufen. Im konkreten Fall sprang der Erreger von Rindern auf Menschen über. Es war der zweite Fall der Infektion eines Menschen mit H5N1 nach einem Fall in Colorado im Jahr 2022.
Erst vor wenigen Tagen wurden Spuren des Erregers auf Farmen in Texas und Kansas auch in Kuhmilch nachgewiesen. Die US-Gesundheitsbehörde CDC teilte am Montag, 1. April, mit, dass die Symptome bei dem Betroffenen leicht seien, sie zeigten sich vorwiegend in Form geröteter Augen infolge einer Bindehautentzündung.
Vogelgrippe erfuhr erst in den vergangenen 20 Jahren eine stärkere Ausbreitung
Die Behandlung erfolge mit einem antiviralen Medikament, das üblicherweise gegen die Grippe zur Anwendung komme. Sie schlage an und der Infizierte befinde sich auf dem Weg der Besserung. Zwischen 2003 und 2023 hat es den Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge weltweit 874 Fälle der Ansteckung von Menschen mit Vogelgrippe gegeben. In 458 Fällen endeten diese tödlich, weil die Vogelgrippe in schweren Fällen eine Lungenentzündung auslösen könne.
Bei dem H5N1-Virus handelt es sich um kein grundsätzlich neues Phänomen. Der erste dokumentierte Ausbruch fand 1959 in Schottland statt. Auch 1991 gab es in Großbritannien ein lokal begrenztes Auftreten einer wenig virulenten Form.
In den späteren 1990er-Jahren und in der Zeit zwischen Ende 2003 und Sommer 2004 gab es mehrere Ausbrüche in Südostasien – mit Hongkong als Ausgangspunkt. Betroffen war regelmäßig Zuchtgeflügel. Quarantänemaßnahmen über betroffene Betriebe reichten im Regelfall aus, um die Ausbreitung unter Kontrolle zu bringen.
H5N1 befällt seit Mitte der 2000er-Jahre immer mehr Tierarten
Anlass zur Besorgnis gab, dass ab 2005 Infektionen mit dem Virus häufiger wurden und sich H5N1 über infizierte Zugvögel schneller und zunehmend weltweit ausbreiten konnte. Durch Kontakte zwischen im Freiland gehaltenem Geflügel und frei lebenden Vögeln sowie durch Geflügeltransporte kam es erstmals zu weiträumigem Auftreten. In Deutschland wurde im Februar 2006 deshalb vorübergehend eine Stallpflicht für Geflügel angeordnet.
Im Laufe der vergangenen knapp 20 Jahre hat das Vogelgrippevirus immer mehr zuvor nicht betroffene Regionen erreicht. Außerdem stieg die Anzahl der Tierarten, auf die H5N1 übersprang. Erst jüngst identifizierten Forscher das Virus in toten Raubmöwen auf dem antarktischen Festland.
Mittlerweile haben Übertragungen des Virus auch auf mehrere Säugetierarten stattgefunden. Nachgewiesen sind bislang Fälle der Vogelgrippe bei Füchsen, Bären und Ottern. Wie der „Standard“ berichtet, ist in mittlerweile fünf US-Bundesstaaten das Virus auch in Rinderherden festgestellt worden. Betroffen seien Texas, Michigan, Kansas, New Mexico und Idaho. Als wahrscheinlicher Übertragungsweg gilt das Kontaminieren von Futter oder Wasser mit Kot, Speichel und anderen Körpersekreten.
Gen-Analyse: Übertragbarkeit der Vogelgrippe von Mensch zu Mensch derzeit unwahrscheinlich
Für Bedenken sorgt in Anbetracht der Entwicklung die Möglichkeit, dass eines Tages eine Mutation des H5N1-Virus entstehen könnte, die Übertragungen von Mensch zu Mensch ermöglicht. Bis dato gilt die Wahrscheinlichkeit dafür als gering. Gen-Analysen sprechen bei allen bislang bekannten Varianten gegen eine solche Möglichkeit. Dies betont auch die CDC.
Virologe Florian Krammer erklärt gegenüber dem „Standard“, dass das H5N1-Virus „im Prinzip viele Chancen“ hätte, Infektionen in Menschen hervorzurufen. Dies geschehe jedoch nicht, obwohl es gerade im urbanen Raum mannigfaltige Möglichkeiten dazu gebe. Problematisch könnte es allenfalls werden, sollte es zu einem „Reassortment-Event mit einem humanen oder Schweine-Influenza-Stamm kommen“.
Ein Problem sei das Virus derzeit vor allem für Wildvogelpopulationen, für Säugetiere, die Kadaver verzehren, und für die Lebensmittelindustrie. Auch gegenüber der „Daily Mail“ erklärten Experten, dass die Entstehung eines Stamms, der die Vogelgrippe von Mensch zu Mensch übertragbar mache, zwar derzeit nicht erkennbar sei. Für die Zukunft könne ein solches Szenario jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Übertragung auf Schweine wäre Anlass zu akuter Besorgnis
Dr. Aaron Glatt, Experte für Infektionskrankheiten am Mount Sinai in New York, billigt dem H5N1-Virus grundsätzlich die Fähigkeit zu, eine Pandemie auszulösen. Je weiter sich das Virus verbreite, umso höher sei die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Stamm mutiere, der auch Mensch-zu-Mensch-Übertragungen ermögliche. Vor allem Menschen, die mit Tieren arbeiteten, sollten ein höheres Maß an Vorsicht walten lassen.
Sein Kollege Dr. Leonard Mermel von der Brown University in Rhode Island erklärte, es wäre ein Alarmsignal, gelänge es einer Mutation, in eine Schweine-Population einzudringen. Diese hätten dieselben „Alpha 2,6“-Rezeptoren in der Lunge wie Menschen. Deshalb könnten sie sowohl Vogel- als auch Menschenviren beherbergen.
Im Jahr 2009 hatte sich ein Schwein gleichzeitig mit einem menschlichen und dem H5N1-Virus infiziert. Dies ermöglichte es dem Vogelvirus, den Bauplan des menschlichen Virus zu nutzen und sich unter Menschen zu verbreiten. Übertragen wurde dabei jedoch die Schweinegrippe, die damals eine Pandemie auslöste. In den USA hatte es damals etwa 60 Millionen Infektionen damit gegeben.
Die Experten sind sich einig: Das Virus wird für Menschen tendenziell gefährlicher. Vogelgrippe-Forscher Dr. Michael Osterholm erklärt, es werde „zweifelsohne Vogelgrippe-Pandemien“ geben. Allerdings seien keine Fälle bei Schweinen zu beobachten, und das deute darauf hin, dass eine breite Betroffenheit von Menschen nach derzeitigem Stand nicht zu erwarten sei. Es fehle dem Virus noch an jener genetischen Information, die eine einfache Übertragung von Mensch zu Mensch ermöglichen würde.
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