Lange schlafen und Party machen? AOK präsentiert Untersuchung zu Stress bei Studenten

Welchen Stress erleben Hochschüler heutzutage, wie gehen sie damit um und welche Unterstützung nehmen sie gegebenenfalls wahr? Diesen Fragen sind die Universitäten Potsdam und Hohenheim im Auftrag des AOK-Bundesverbandes gemeinsam auf den Grund gegangen und haben dazu bundesweit Studierende online zu ihrer Belastungssituation befragt.
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Derzeit studieren in Deutschland rund 2,8 Millionen Menschen, so viele wie nie zuvor - Tendenz weiter steigend.Foto: Swen Pförtner/Archiv/dpa
Epoch Times11. Oktober 2016

„Von wegen lange schlafen und Party machen“ – dieses Motto des Studentenwerks zum Hochschulalltag könnte auch den Hintergrund einer wissenschaftlichen Untersuchung zur Stressbelastung von Studenten bilden. Zum Stress von Familien und Arbeitnehmern gibt es bereits zahlreiche Erhebungen. Doch wie steht es um die rund 2,7 Millionen Studierenden in Deutschland? Welchen Stress erleben Hochschüler heutzutage, wie gehen sie damit um und welche Unterstützung nehmen sie gegebenenfalls wahr? Diesen Fragen sind die Universitäten Potsdam und Hohenheim im Auftrag des AOK-Bundesverbandes gemeinsam auf den Grund gegangen und haben dazu bundesweit Studierende online zu ihrer Belastungssituation befragt.

Herausgekommen ist mit über 18.000 Teilnehmern eine der bisher größten Befragungen zum Stress von Studierenden. Sie zeigt nicht nur die unterschiedlichen Formen von Stress und deren Ursachen auf, sondern liefert neben geschlechterspezifischen Unterschieden auch Vergleiche zwischen den Studienfächern, den Hochschul- und den Abschlussarten. Der AOK-Bundesverband präsentiert die Ergebnisse seiner Studie am Vormittag  in Berlin.

Sozialerhebung des Studentenwerks soll weitere Fakten über Studienfinanzierung, Wohnsituation und soziale Infrastruktur an Hochschulen erbringen

Fakten statt Vorurteile über rund 2,8 Millionen Studierende in Deutschland: Dies erwartet das Deutsche Studentenwerk (DSW) nach Worten von Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde von seiner aufwendigen 21. Sozialerhebung.

Vor allem werde die im Sommer durchgeführte Online-Befragung Bund und Länder unter Druck setzen, Studienfinanzierung, Wohnsituation und soziale Infrastruktur an Hochschulen zu überdenken, sagte der DSW-Manager der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Die Sozialerhebung ist eine gute Grundlage für politisches Handeln.“

Zu Auskünften über ihre wirtschaftliche und soziale Lage waren mehr als 400 000 Studierende eingeladen – also jeder Siebte, gut viermal so viel wie bei der 20. Sozialerhebung vor vier Jahren. Die Ergebnisse sollen im Sommer 2017 vorgestellt werden. „Kurz vor der Bundestagswahl könnten die Daten besondere Wirkung entfalten“, hofft Meyer auf der Heyde. Er rechne mit einer im Vergleich zu 2012 deutlich erhöhten fünfstelligen Teilnehmerzahl.

Laut DSW arbeiten Studenten in Deutschland durchschnittlich 35 Wochenstunden für Vorlesungen, Seminare, Hausarbeiten und Recherchen an ihrer Uni, hinzu kommen etwa sieben Stunden für Nebenjobs. Studieren 2016 sei ein „Fulltime-Job“ – auch bedingt durch die voranschreitende arbeitsintensive Studienstruktur mit Bachelor und Master im Rahmen des Bologna-Prozesses.

„Schon bei der letzten Befragung 2012 war zu erkennen, dass diese Reformen im Studentenalltag zu greifen beginnen. Es wird spannend sein zu sehen, ob sich das weiter auswirkt“, sagte Meyer auf der Heyde. Seit der bisher letzten Sozialerhebung ist die Zahl der Studenten in Deutschland noch einmal um rund 300 000 gewachsen.

Steigende Lebenshaltungskosten und Mietpreise – besser bei Eltern wohnen

Einen deutlichen Anstieg bei den Lebenshaltungskosten erwartet der DSW-Generalsekretär durch erheblich gestiegene Mieten in vielen Uni-Städten. „Der Anteil derjenigen, die als Studenten noch bei den Eltern wohnen, könnte anwachsen.“ Spannend sei auch, ob die Erwerbstätigkeit unter Studierenden zunehme. „Das könnte durchaus sein, weil die Miete einen so dicken Batzen ausmacht.“

Studienkredite spielen nach Ansicht von Meyer auf der Heyde bei der Finanzierung allerdings eine immer geringere Rolle. „Es gibt in Deutschland eine Mentalität, sich möglichst wenig zu verschulden. Das hat sich schon früher bei der Einführung von Studiengebühren gezeigt – wer sich die nicht leisten konnte, hat eher gejobbt als einen Studienkredit aufzunehmen.“

Meyer auf der Heyde bescheinigte Bund, Ländern und Hochschulen, seit der DSW-Sozialerhebung 2012 einige wichtige Hausaufgaben zugunsten der wirtschaftlichen Situation von Studenten gemacht zu haben. So seien die Studiengebühren überall wieder abgeschafft, und das Bafög sei in diesem Herbst endlich spürbar erhöht worden. Allerdings werde die Forderung nach regelmäßigem Bafög-Zuwachs wohl auch im kommenden Jahr wieder im Forderungskatalog des Studenten-Lobbyverbandes auftauchen.

(dpa/aok/mh)

 



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