Die wahren Ursachen von Haarausfall – und was Sie tun können

Haarausfall kann verschiedene Gründe haben. Wenn man diese erkennt, lässt sich das Problem in den meisten Fällen an der Wurzel packen.
Titelbild
Viele Ursachen für Haarausfall können vermieden werden.Foto: Andrey Zhuravlev/ iStock
Von 3. April 2025

Starker Haarausfall betrifft rund 40 Prozent der Männer irgendwann im Leben – eine Erfahrung, die viele verunsichert. Auch Frauen bleiben davon nicht verschont, wenn auch seltener – etwa 20 Prozent sind betroffen. Wer diesem weitverbreiteten Problem wirklich etwas entgegensetzen will, braucht mehr als nur oberflächliche Lösungen. Entscheidend ist, die Abläufe des Haarwachstums und die vielen möglichen Ursachen für Haarausfall genau zu verstehen.

Die Wissenschaft des Haarwuchses

Im Haarfollikel unter der Haut werden kontinuierlich neue Haarzellen produziert. Sie bilden Strähnen, die allmählich aus der Hautoberfläche herauswachsen. Durch diesen Prozess wächst das Haar mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von etwa einem Zentimeter pro Monat. Bemerkenswert ist, dass die Anzahl der Haarfollikel auf der Kopfhaut festgelegt ist: Sie liegt bei etwa 100.000, wobei jeder Follikel im Laufe seines Lebens mehrere Haare produzieren kann.

Das Haarwachstum folgt einem zyklischen Muster, ähnlich wie das Wachstum von Pflanzen. Es beginnt mit einer längeren Wachstumsphase, die zwischen zwei und sieben Jahren dauert. Nach dieser Phase trennt sich die Haarwurzel von der für die Nährstoffversorgung zuständigen dermalen Papille und tritt in eine Ruhephase ein. Drei bis vier Monate später fällt das Haar aus und eine neue Strähne beginnt zu wachsen, wodurch der Zyklus fortgesetzt wird.

Im Gegensatz zu Pflanzen fallen Haare jedoch nicht alle auf einmal in einer einzigen Saison aus. Stattdessen befindet sich jede Haarsträhne zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer anderen Phase, wodurch eine stabile Verteilung gewährleistet wird: 80 bis 90 Prozent der Haare befinden sich in der Wachstumsphase und 10 bis 20 Prozent in der Ruhephase und anderen Phasen.

Ein gesunder Erwachsener verliert so auf natürliche Weise etwa 70 bis 100 Haare pro Tag.

„Wissenschaftlich gesehen bekommt niemand eine Glatze aufgrund der Tatsache, dass die Haare auf natürliche Weise ausfallen”, erklärte Rajesh Rajput, Chirurg für Haartransplantation und Mitglied der International Society of Hair Restoration Surgery, gegenüber der Epoch Times.

„Man bekommt dann eine Glatze, wenn ausgefallene Haare aufgrund einer Unterbrechung des natürlichen Zyklus nicht durch neue Haare ersetzt werden“, fügte er hinzu.

Ist Haarausfall reversibel?

Einige Arten von Haarausfall sind in der Tat reversibel, vor allem, wenn sie durch Störungen im natürlichen Wachstumszyklus verursacht werden. In diesen Fällen bleiben die Haarfollikel – die Grundlage des Haarwachstums – intakt und können weiterhin neue Haare produzieren.

Es gibt jedoch auch Formen von Haarausfall, die dauerhaft sind. Wenn die Follikel stark beschädigt werden und sich in fibrotische Narben verwandeln, verlieren sie ihre Fähigkeit, Haare zu regenerieren. Diese Form des Haarausfalls wird in der Fachsprache als vernarbende Alopezie klassifiziert und tritt beispielsweise in Verbindung mit Autoimmunerkrankungen wie Lupus Erythematodes auf, wohingegen reversibler Haarausfall unter die sogenannte nicht vernarbende Alopezie fällt.

Eine 2019 durchgeführte Studie, die in mehreren Fachkliniken weltweit durchgeführt wurde, ergab, dass etwa 70 Prozent der Patienten, die wegen Haarausfall eine Behandlung suchten, an einer nicht vernarbenden Alopezie litten.

Unabhängig von der Art des Haarausfalls gibt es Möglichkeiten, den Prozess zu verlangsamen oder sogar bis zu einem gewissen Grad zu verbessern – allerdings gibt es keine Einheitslösung. Der erste Schritt besteht jedoch darin, die Ursachen des Haarausfalls zu ermitteln.

Die Hauptursachen für Haarausfall

Genetik – der unvermeidliche Faktor

Rodney Sinclair, Professor am Fachbereich Medizin der Universität Melbourne und Leiter der Sinclair Dermatology, berichtete von einem eindrucksvollen Fall, der ihm bei seiner Forschungsarbeit untergekommen war.

Ein Mann, der in der Finanzberatung tätig war, hatte einen sehr anstrengenden Job und arbeitete oft 15 bis 18 Stunden am Tag. Als er anfing, seine Haare zu verlieren, nahm er an, dass Stress die Ursache dafür wäre.

Als er jedoch nach Australien zurückkehrte, sah er seinen eineiigen Zwillingsbruder, der unter genau dem gleichen Haarausfall wie er selbst litt. In den vergangenen neun Monaten hatte sein Bruder jedoch ein sorgenfreies Leben in Byron Bay geführt, war surfen gegangen und hatte es sich gut gehen lassen.

Die Zwillinge litten an androgenetischer Alopezie, einer komplexen genetischen Erkrankung, die als erblich bedingter Haarausfall bekannt ist. „Sie ist zu etwa 80 Prozent genetisch bedingt und zu weniger als 20 Prozent durch Umweltfaktoren beeinflusst“, erklärte Sinclair gegenüber der Epoch Times.

Das Haarwachstum wird auf natürliche Weise durch Androgene stimuliert – Hormone, die sowohl bei Männern als auch bei Frauen vorkommen.

Androgenetische Alopezie ist eine Form der nicht vernarbenden Alopezie. Wenn sie jedoch unbehandelt bleibt, können die kontinuierlich schrumpfenden Follikel dauerhaft verschwinden, wodurch ein Nachwachsen der Haare unmöglich wird.

„Androgenetische Alopezie ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen am häufigsten“, so Dr. David Saceda-Corralo, Dermatologe am Universitätsklinikum Ramón y Cajal in Madrid, Spanien, der auf Störungen des Haarwuchses spezialisiert ist. Seiner klinischen Erfahrung nach sind 70 Prozent der Patienten mit androgenetischer Alopezie Männer und 30 Prozent Frauen. Er fügte hinzu, dass die Sachlage bei Frauen komplexer ist.

Mit zunehmendem Alter sei ein gewisser Grad an Haarausfall aufgrund von Androgenen unvermeidlich – der einzige Unterschied bestehe darin, wann er einsetze und wie schnell er fortschreite. „Es existiert kein 50-jähriger Mann auf diesem Planeten, der Haare wie ein 15-Jähriger hat“, merkte er an.

Stress

Obwohl der sorgenfreie Zwilling im vorherigen Fall ebenfalls unter Haarausfall litt, ändert dies nichts an der Rolle von Stress, der – unabhängig von genetischen Faktoren – ein erwiesener Auslöser für Haarausfall ist.

Haarfollikel reagieren laut Studien sehr empfindlich auf Stress. Sie enthalten nicht nur Rezeptoren für Stresshormone, sondern können diese Hormone auch selbst produzieren.

Besonders interessant ist die Entdeckung, dass die Konzentration von Cortisol in den Haarsträhnen – insbesondere in den 3 Zentimetern, die der Kopfhaut am nächsten liegen – als biologische Aufzeichnung des kumulativen Stresspegels der letzten drei Monate dienen kann.

Wenn Stresshormone an Follikelrezeptoren binden, stören sie das normale Haarwachstum und beschleunigen den Haarausfall. Zudem beeinträchtigt Stress die Fähigkeit des Follikels, wieder in den Wachstumszyklus einzutreten und verhindert so das Nachwachsen der Haare. Eine 2021 in „Nature” veröffentlichte Studie an Tieren ergab, dass Stresshormone die Ruhephase der Haarfollikel-Stammzellen verlängern und die Haarregeneration erheblich verzögern.

Psychischer Stress löst zudem die Freisetzung von Neuropeptiden aus, die das Nerven- und Immunsystem stimulieren. Eine überaktive Immunreaktion kann versehentlich Haarfollikel angreifen und zu Alopecia areata führen, einer Autoimmunerkrankung, die zu fleckigem Haarausfall führt. Ferner wurde nachgewiesen, dass diese Neuropeptide den programmierten Zelltod in Follikelzellen auslösen und vorantreiben, was die Alopecia areata zusätzlich verschlimmert.

Schlafstörungen

Zusätzlich zu den Belastungen durch Arbeit und Alltag können schlechter Schlaf und spätes Zubettgehen – was in der modernen Gesellschaft immer häufiger vorkommt – zu Haarausfall und zum Ausdünnen der Haare beitragen.

Eine systematische Übersichtsarbeit erkannte einen signifikanten kausalen Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und Alopecia areata. In einer Studie mit 25.800 Patienten mit Schlafstörungen und 129.000 Personen mit normalen Schlafgewohnheiten beobachteten Forscher, dass Menschen mit Schlafstörungen ein um 65 Prozent höheres Risiko hatten, an Alopecia areata zu erkranken, wobei dieser Effekt bei jungen und mittleren Altersgruppen besonders ausgeprägt war. Eine Studie aus Taiwan berichtete sogar von einem noch stärkeren Risikoanstieg – und zwar um das 4,7-Fache.

Eine weitere Studie kam zu dem Ergebnis, dass obstruktive Schlafapnoe (OSAS) – eine Erkrankung, die durch Schnarchen und Atemaussetzer während des Schlafs gekennzeichnet ist – ein potenzieller Risikofaktor für Haarausfall bei Männern mit genetischer Veranlagung für Haarausfall in der Familie ist. Insbesondere bei Personen, die sowohl unter OSAS leiden als auch eine genetische Veranlagung für Haarausfall mitbringen, ist die Wahrscheinlichkeit, an androgenetischer Alopezie zu erkranken, siebenmal höher als bei Personen, die diese Faktoren nicht aufweisen.

Weiterhin ergab eine Studie im Jahr 2023, dass androgenetische Alopezie in einem signifikanten Zusammenhang mit schlechter Schlafqualität und einer Gesamtschlafzeit von weniger als sechs Stunden pro Nacht steht.

Physiologischer Stress

Mehr als 90 Prozent aller Frauen leiden etwa drei bis vier Monate nach der Geburt unter diffusem, übermäßigem Haarausfall. Viele junge Mütter finden übermäßig viele Haare auf ihren Kissen und beim Waschen fallen Büschel aus, was zu sichtbar dünnerem Haar führt. Dies ist eine verstörende Erfahrung, die laut Untersuchungen oft mit starken Ängsten einhergeht.

Dieses Phänomen steht im Zusammenhang mit hormonellen Schwankungen während und nach der Schwangerschaft. Insbesondere verlängern erhöhte Hormonspiegel während der Schwangerschaft die Wachstumsphase, wodurch mehr Haare als gewöhnlich an Ort und Stelle bleiben. Diese Hormonspiegel fallen jedoch nach der Geburt stark ab, was zu einer Massenverschiebung der Follikel von der Wachstumsphase in die nächste Phase führt. Infolgedessen tritt die Ruhephase einige Monate später gesammelt auf, was zu einem merklichen Haarausfall nach der Geburt führt.

In der Regel wachsen die ausgefallenen Haare innerhalb weniger Monate nach und die Haardichte normalisiert sich nach und nach wieder.

Eine Geburt ist jedoch nicht der einzige Auslöser für diese Art von Haarausfall. Auch Hormonstörungen, Krankheiten, Operationen, bestimmte Medikamente und sogar COVID-19-Infektionen können den Körper erheblich belasten und zu plötzlichem starkem Haarausfall, in der Fachsprache auch bekannt als Telogeneffluvium, führen. In den meisten Fällen setzt das Haarwachstum wieder ein, sobald der zugrunde liegende Belastungsfaktor behoben ist.

„Haare haben [die] niedrigste Priorität im Körper“, erklärte Rajput. Wenn der Körper mit einer Krankheit oder einem Ungleichgewicht konfrontiert ist, zieht er die Energie vom Haarwachstum ab, um lebenswichtige Überlebensfunktionen aufrechtzuerhalten. Deshalb kommt es bei Menschen nach einer körperlichen Krise oft zu Haarausfall.

Alltägliche Ursachen für Haarausfall

Während die zuvor genannten Auslöser in manchen Fällen unvermeidbar oder erst über längerfristige Umstellungen des Lebensstils behandelbar sind, können einige alltägliche Ursachen für Haarausfall bereits durch kleinen Änderungen vermieden werden.

Die Auswirkungen von bestimmten Lebensmitteln

Wie bereits erwähnt, weisen Haarfollikel eine hohe Stoffwechselaktivität auf und benötigen eine stetige Nährstoffzufuhr, um das Haarwachstum zu unterstützen. Diese Nährstoffe werden über ein dichtes Netz an Blutgefäßen durch den Blutkreislauf transportiert und dienen als Bausteine für die Haarproduktion.

Hochverarbeiteten Lebensmitteln fehlt es bekanntermaßen an essenziellen Nährstoffen. Stattdessen enthalten sie große Mengen an Zucker sowie ungesunde Fette, die den Hormonhaushalt stören und das Haarwachstum beeinträchtigen. Zudem können sie Entzündungen begünstigen und oxidativen Stress auslösen, was die Haarfollikel zusätzlich schädigen kann.

„Wenn man viel Zucker und verarbeitete Lebensmittel zu sich nimmt, kann das auf indirekte Weise zu Haarausfall beitragen“, sagte Cindy Chan Phillips, eine zertifizierte Ernährungsberaterin, in einem Gespräch mit der Epoch Times.

Die Häufigkeit des Haarewaschens

Auf Kopfhaut und Haaren sammeln sich Unreinheiten an, darunter Talg, abgestorbene Hautzellen, Produktrückstände (wie Haargel), Staub, Pollen und sogar Tabakrauch. Auf der Kopfhaut befinden sich auch Mikroben, und ohne gründliche Reinigung sammeln sich Schmutz und überschüssige Bakterien an, was sich auf die Gesundheit von Kopfhaut und Haarfollikeln auswirkt.

Ungewaschener Talg oxidiert und verstopft die Haarfollikel, was zu Juckreiz, empfindlicher Kopfhaut und vermehrtem Haarausfall führt. Studien zufolge nimmt der Juckreiz innerhalb von 72 Stunden nach dem letzten Haarewaschen deutlich zu, begleitet von einer verstärkten Talgproduktion.

Allerdings kann übermäßiges Shampoonieren auch zu einer möglichen Schädigung des Haares führen. Manche Shampoos enthalten Tenside wie beispielsweise Sulfate, die das Haar schwächen, es kraus und brüchig machen und gleichzeitig die Kopfhaut austrocknen können.

Zöpfe und Hüte

Bestimmte Frisuren wie hohe Dutts, straffe Zöpfe, feste Flechtfrisuren und Haarverlängerungen üben Druck auf die Kopfhaut aus und zerren an den Haarfollikeln. Mit der Zeit kann dies zu Entzündungen und Schäden an den Follikeln führen und wie Studien zeigen, letztlich zu Traktionsalopezie – einer Art von Haarausfall, der durch anhaltende Belastung der Follikel verursacht wird. Am intensivsten ist diese Art von Haarausfall in den Bereichen, die am stärksten belastet werden, typischerweise entlang des Haaransatzes.

Neben bestimmten Frisuren kann auch das Tragen enger Hüte oder Kopfbedeckungen über längere Zeiträume zu einer Traktionsalopezie führen. Zu enge, warme oder selten gewaschene Hüte können die Durchblutung der Haarfollikel einschränken und die Ansammlung von Schweiß und Talg begünstigen, was die Gesundheit der Kopfhaut zusätzlich belastet.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „The Root Causes of Hair Loss“. (redaktionelle Bearbeitung ee)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion